Feucht-fröhliche Trainingstour zum Pilatus

Die seit Tagen anhaltende Wetterkonstellation ist zum Haare Raufen, das Gemisch aus Wolken, Sonne und Regen völlig unberechenbar. Es gibt durchaus Schönwetterfenster, doch wo, wann und für wie lange, weiss niemand. So probiere ich heute erst gar nicht die ideale Region zu finden, sondern laufe einfach los, eine Trainingstour lässt sich schliesslich bei jedem Wetter absolvieren.
Der Südaufstieg zum Pilatus ist das Richtige, wenn man schnell viele Höhenmeter absolvieren will. Typischerweise erfolgt der Start in Alpnachstad; man trifft auf dieser Route auch bei schlechtem Wetter immer ein paar unverwüstliche Gesellen an. Heute wähle ich als Ausgangsort hingegen Alpnach Dorf. Die Route führt über den Grunderberg zur Chretzenalp hoch, um anschliessend nach Ämsigen zum Normalweg zu queren. Landschaftlich sind die beiden Varianten vergleichbar und nasse Füsse gab's ohnehin überall...

Mein Start in Alpnach (452m) erfolgt an einer der Brücken über die Chli Schliere. Vorübergehend ist es trocken, zumindest von oben. Denn nach der ersten Passage durch hohes Gras sind die Beine komplett nass. Da ist es nur folgerichtig, dass gleich darauf der Himmel seine Schleusen öffnet und für ein ausbalanciertes Feuchtigkeitsklima sorgt. Nach der Schürmatt erreiche ich dichten Wald und bin so einigermassen geschützt. Immerhin, ein Wald strahlt selten so frisch und grün wie nach einem Platzregen im Frühling. Und die Temperaturen sind angenehm mild. Ab und zu öffnet sich ein mystischer Blick Richtung Talboden und Nidwaldner Alpen. Wichtig: Im unteren Bereich nicht der Markierung "Pilatus Kulm" folgen, es handelt sich hier um die Variante über Denneten/Fräkmünt.

Man ist heute gut beraten mit Waldwanderwegen. Offenes Weidegelände - wie im Schlussaufstieg nach Unterchretzen (1392m) - will man hingegen meiden, da komplett aufgeweicht. Immerhin bieten die Gamaschen etwas Schutz. Die grösste Drecklerei finde ich in der Querung nach Ämsigen (1362m) rüber, wo ich auf die Normalroute treffe. Hier wird das Gelände felsiger und ich erhöhe das Tempo. Unnötige Ablenkung droht keine, denn dichte Wolken verhüllen mittlerweile das Pilatusmassiv. So düse ich bergwärts und treffe noch vor der Alp Matt (1601m) auf ersten Schnee, erstaunlich. Bis zu den Chilchsteinen (1865m) gilt es grössere Schneefelder zu queren, kein Problem da angenehm weich. Schneeresten finden sich natürlich auch im Schlussaufstieg durch den Kessel, teilweise umgehbar.

Bei Ankunft auf dem Pilatus Kulm (2100m) setzt prompt wieder Regen ein. Eigentlich wäre ich gerne zum Tomlishorn weitergezogen, die kurze Gratpassage hatte ich während meiner grossen Pilatus-Traverse (klick) ausgelassen. Doch der Weg ist gesperrt. Das alleine hat mich noch nie abgehalten, grosse Restschneekegel hingegen schon. Im Trockenen geniesse ich meinen Lunch, umgeben von Touristenscharen (was für eine Geldverschwendung heute) und unterhalten mit Jodel- und Hackbrettklängen.

Der Abstieg ist schnell erzählt und verläuft bis Ämsigen (1362m) auf der Aufstiegsroute. Hier wähle ich die Variante nach Alpnachstad (440m), wo auf aufgeweichtes Weidegelände wiederum eine abwechlungsreiche Waldpassage folgt. Meist bin ich im Laufschritt unterwegs, was beim feuchten Untergrund entsprechende Konzentration erfordert. Am Schluss verbleibt der kurze Gwaggel der Hauptstrasse entlang zurück zum Ausgangsort, passend zum Tag im strömenden Regen.

Sommer, bitte kommen!


Zeiten
2:35  Pilatus Kulm
1:35  Alpnach (via Alpnachstad)