Wilde Höhlenforschung am Rossalpelispitz


Publiziert von Stevo47 , 4. Oktober 2016 um 10:30.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:27 Oktober 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW über Innerthal zum Parkplatz bei P.930 am Wägitaler See

Kaum unterschiedlicher könnten die Interessen von zwei Freunden ausfallen: während mein Kollege passionierter Taucher ist und unterirdische Gipfel von der Wasseroberfläche aus erreicht, ziehe ich die schweisstreibendere, überirdische Variante vor. Doch etwas haben wir gemeinsam: wir müssen beide wieder heil zum Ausgangspunkt zurück - er hoch, ich runter!
Da eine Bergtour ausrüstungs- und ausbildungstechnisch einfacher zu organisieren ist, entschieden wir uns für eine gemeinsame Bergtour an einem wunderschönen Herbsttag. Wie sich zeigte, fühlt er sich in der Vertikalen überall wohl - sowohl unter- als auch überirdisch. Es sollte also nicht unsere letzte Bergtour sein...


Geplant war eigentlich nur die Besteigung des Zindlenspitz und so parkierten wir das Auto am Wägitaler See um von P.932 aus zunächst zum Aberli (1085m) aufzusteigen. Furchteinflössend wie eine Nadelspitze präsentiert sich aus dieser Perspektive der Gipfel des Zindlenspitz, als wollte er das Wandervolk gleich zu Beginn abschrecken. Zu Recht wird er aufgrund dieser Form das "Matterhorn des Wägitals" genannt und man fragt sich "wie soll ich da raufkommen?". Je näher man diesem Berg jedoch kommt, desto klarer und beruhigender wird die Route. 

Eigentlich plante ich ab Aberli den Wanderweg über Aberliboden - Ober Zindlen zu nehmen, bis mein Kollege das weiss-blau-weisse Wanderschild zum Rossalpelispitz am dortigen Wegweiser entdeckte. Die blaue Farbe am Schild erinnerte ihn an Wasser und er fühlte sich sofort in seinem Element, so dass wir - nach einem kurzen Blick in die Karte - nun diesem Weg folgten. Mein Hinweis, dass die blaue Farbe im Schild nicht für "Wasser" sondern für "anspruchsvoll" steht, bestärkte meinen Kollegen eher noch in seinem Vorschlag diesen Weg zu wählen. Dem Anspruch wurde er absolut gerecht - blau ist wohl tatsächlich seine Farbe (jedoch nicht sein Zustand).

Der Aufstieg via Hohfläschenhütte und hinauf in Richtung Hohfläschenmatt bereitete uns keinerlei Probleme (T2) . Danach nahmen wir den Abzweig zum Rossalpelifurggel welcher bestens markiert durch Geröll und Schutt in eine steile Felsstufe führt. Der Weg führt dann direkt über eine etwas ausgesetzte Querung hoch zum Sattel (P.1901m) zwischen Rossalpelispitz und Zindlenspitz (T3).

Nach einer kurzen Fotopause auf dem Sattel zogen wir direkt weiter auf den Gipfel des Rossalpelispitz (2075m) wo wir uns des herrlichen Panoramas erfreuten (T3+ resp. T4-). Zu unserem Erstaunen verweilte bereits ein freundlicher älterer Herr auf dem Gipfel, der uns willkommen hiess. Wie sich herausstellte hiess er Erich, 73 Jahre und er hielt mit dieser Wanderung sein künstliches Kniegelenk in Bewegung. Vor dieser erstaunlichen Leistung konnten wir nur symbolisch den Hut ziehen (resp. WoPo1961's Schweizhut) und ihm grossen Respekt zollen. Für den Rückweg boten wir unsere Hilfe an, die Erich zwar dankend ablehnte aber darum bat, das wir in seiner Nähe blieben.

Da Erich noch ein bisschen im Sattel zwischen Brünnelistock und Rossalpelispitz verweilen wollte, nahmen wir noch zügig den Weg zum Zindlenspitz (T4, exponierter Grat, kettengesichert) und wieder zurück unter die Füsse (leider ohne Fotos). Die Kraxelei (I) am Grat entlang auf den Gipfel des Zindlenspitz kann ebenfalls problemlos bewältigt werden (etwas ausgesetzt aber nicht schwierig, komfortabel mit Ketten gesichert - T3+, I).

Kurz vor dem Sattel zwischen Brünnelistock und Rossalpelispitz entdeckte mein Kollege noch eine Höhle linkerhand vom Weg, die er natürlich sofort inspizieren musste (siehe Bildstrecke ab Bild 37). Nur mit Mühe konnte ich ihn davon abbringen, dort nicht sofort einzuziehen ;-). Wer also noch eine Bleibe im steuergünstigen Kanton Schwyz sucht..."s'hätt solang s'hätt".

Am Sattel trafen wir dann auch Erich wieder, der noch die Nachmittagssonne genoss. Gemeinsam gings dann runter Richtung Hohfläschenmatt wo uns eine kurze exponierte Stelle oberhalb des Felsriegels erwartete (ohne Fixseil). Diese Stelle und die Rinne des Felsriegels waren etwas feucht, bereiteten uns aber mit der nötigen Vorsicht keine Probleme (T3+). Ein entgegenkommendes Pärchen schätzte dies jedoch heikler ein und kehrte an dieser Stelle um. Neun Monate später begegnete ich diesem Felsriegel mit Chrichen wieder - dieses Mal im Aufstieg und mit schneegefüllter Rinne (siehe hier und hier).

Nach Passage des Felsriegels querten wir über einen Schutthang rüber zur Hohfläschenmatt und weiter zur Hohfläschenhütte wo wir uns noch einen kühlen Gerstensaft schmecken liessen. 

Fazit:

Eine wunderbare, genussreiche Herbsttour im herrlichen Wägital, die an einigen Stellen etwas Vorsicht erfordert aber keine grossen Schwierigkeiten bereitet. Mit der Entdeckung der Felshöhle an der Nordostflanke des Rossalpelispitz gewinnt man noch einen Biwakplatz falls ein längerer Aufenthalt geplant ist ;o). Danke an meinen Begleiter Kai, der das sonst eher ruhige Wägital mit seinen temperamentvollen Fruchtbarkeitstänzen auf dem Grat erfrischte. Allerbeste Grüsse an Erich, dem ich noch viele schöne Touren wünsche. Ein tolles Beispiel für Willensstärke und Mobilität im Alter - Reeespekt! 

Tourengänger: Stevo47


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Kommentare (2)


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Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 5. Oktober 2016 um 07:50
Wunderschöne Herbstbilder! Ins Wägital müssen wir bei Gelegenheit unbedingt wieder einmal.
Viele Grüsse, Christian

Stevo47 hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Oktober 2016 um 08:52
Hoi Christian,
vielen Dank! Leider hatte ich damals die Bilder nur mit dem Handy gemacht ;o(.
Ja, das Wägital im Herbst ist wirklich entzückend! Wir haben ja da noch paar Gipfel offen...Schiberg/Plattenberg; Zindlenspitz und Lachenstock. Dann nehme ich auch ne richtige Kamera mit um die Herbstfarben noch besser einzufangen. Viele Grüsse, Steve


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