Vom Fockenstein zur Tegernseer Hütte


Publiziert von klemi74 , 22. Mai 2016 um 00:05.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:21 Mai 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 12:45
Aufstieg: 1880 m
Abstieg: 1880 m

Nachdem ich in den letzten Wochen eher im Flach- und Hügelland unterwegs war, wollte ich heute mal wieder eine gscheite Bergtour machen. Da ich keine Ahnung hatte, was nach dem Winter geht, war eine Tour angesagt, bei der man je nach Gusto und Fitness immer noch einen Gipfel und noch einen anhängen kann. Klar gibt es hier auch in den nahen Ammergauern diverse Möglichkeiten, ich habe mich diesmal aber für eine Runde in den Bergen über dem Tegernsee entschieden.

Start ist am Parkplatz vor dem derzeit natürlich nicht in Betrieb befindlichen und der Allgemeinheit eh nicht zugänglichen Skilift am Sonnenbichl. Zunächst bin ich auf dem Maximiliansweg auf und neben der Piste aufgestiegen, wo schnell etliche Höhenmeter gewonnen werden. Jäh wurde ich an einem Fangzaun ausgebremst, da sich dort ein Reh übel verfangen hatte. Also erst mal auf dem Umweg über die Polizei den Jäger verständigen lassen und eine halbe Stunde warten, bis dieser das Tierchen tatsächlich mittles einer Gartenschere freischneiden kann...
Nach der oberen Liftstation wird das Gelände deutlich flacher, vorbei am völlig unbedeutenden Zwercheck geht es nur noch sanft steigend, dafür unangenehm morastig zur Wachselmoosalm, sogar schon mit Vieh. Nach dem ersten kleinen Abstieg trifft man auf die Fahrwege aus Richtung Bad Wiessee und gelangt auf ihnen zur schönen Auernalm - aufgrund der Uhrzeit gab es hier noch keinen Anlass für eine Einkehr.
Kurz nach der Alm zweigt von der breiten Straße ein Pfad ab, der teilweise steil und oft rutschig über den Ostgrat hinauf zum Gipfel führt.

Erst über den Westgrat mit einigen Schlammlöchern der feinsten Sorte, dann durch die Südflanke ging es anschließend hinunter zur Neuhüttenalm und auf einem Schotterweg weiter hinab zum Hirschtalsattel. Hier zweigt der Aufstieg zu den Kampen von der Forststraße ab: die 370 Meter werden durchwegs auf steilem Steig in den Latschen gewonnen, teilweise bilden diese ein richtiggehendes Dach.
Der Weiterweg über den Auerkamp zum Spitzkamp verläuft immer in Gratnähe, dabei kommen doch mehr Höhenmeter zusammen als gedacht, außerdem ist man nordseitig noch im Schnee unterwegs.
Der Abstieg vom Spitzkamp hält nun die erste echte Prüfung bereit, da der Steig sehr steil und auch ein wenig ausgesetzt ist. Mit trockenen Schuhsohlen halb so wild, mit den rutschigen Sohlen war aber äußerst konzentriertes Gehen notwendig. Wo der Steig auf eine kleine Almstraße trifft, habe ich diese geradeaus überquert um so auf den unbedeutenden Brandkopf zu gelangen. Diesen habe ich überschritten, man kommt im Sattel vor dem Seekarkreuz raus, das man direkt auf dem grasigen Rücken erreicht.

Erst auf dem Normalweg in Richtung Lenggrieser Hütte, dann auf dem Kamm in Richtung Schönberg bin ich nach Süden abgestiegen. Eigentlich hatte ich hier leichtes Gelände erwartet, doch stellt sich kurz vor dem tiefsten Sattel ein Felshindernis in den Weg, wo der Steig einmal eine kleine Leiter und an einer Stelle ein paar Stahlkrampen ausweist. An der folgenden Verzweigung wende ich mich nicht auf den Schönberg zu, sondern in Richtung Ross- und Buchstein. Der ziemlich ebene Steig verläuft hier nordseitig, das Geläuf besteht abwechselnd aus Schnee, schmierigen Steinen und knöcheltiefem Schlamm - einfach nur unschön zu gehen.
Zwischen dem Schönberg und dem Plattl erreicht der Steig wieder den Kamm und verläuft fortan südseitig. Leicht ansteigend und gut begehbar wird das Gipfelchen umgangen, direkt vor dem Aufschwung zur Hochplatte kommt man erneut auf den Kamm, wo nun auch eine Almstraße erreicht wird - normalerweise nicht mein Lieblingsbelag, heute aber allemal besser als der ständige Matsch.
Die Almstraße endet an der Rosssteinalm, weiter geht es auf einem kräftig steigenden Weglein, bis es seinen höchsten Punkt erreicht. Hier befindet man sich am Ansatzpunkt des Westgrates des Rosssteines. Diesen gewinnt man auf einem Steiglein (unmarkiert), das in der Südflanke nach oben führt und einer kurzen Schrofenstufe. Der eigentliche Grat ist nur kurz, aber für mich das Highlight des heutigen Tages. Oben am Gipfel ist einiges los, an der nahen Tegernseer Hütte geht's zu wie am Plärrer...

Im Abstieg war eine Einkehr an der Hütte wegen Überfüllung nicht drin, auch den Buchstein habe ich mir geschenkt - ich war mittlerweile doch ein bisschen kaputt und wollte deshalb den mit den matschverschmierten Schuhen recht gefährlichen Aufstieg durch die bekannte Rinne nicht riskieren.
Stattdessen ging es gemeinsam mit einer regelrechten Heerschar von Wanderern nach Norden - teils im Schnee - hinab zur Buchsteinhütte, die nicht direkt am kürzesten Weg liegt und deshalb noch das eine oder andere Plätzchen frei hatte.
Nach der verdienten Mahlzeit ging es auf einem ziemlich flachen Fahrweg in einigen Kehren hinab ins Tal und weiter zur Schwarztennalm, wo eine weitere Getränkepause fällig war. Und danach war es "nur" noch ein eineinhalbstündiger Talhatscher hinaus nach Bad Wiessee... Dort stellte ich fest, dass die morgendliche Wahl des Parkplatzes nicht ideal war, er liegt nämlich nicht direkt unten im Tal, so dass die Tour mit einem Anstieg von 70 Höhenmetern endete.

Fazit:
Lange Wanderung, die leider allzu oft durch sehr nasses Gelände führt. Die Schwierigkeit von T4/I bezieht sich auf den Westgrat des Rosssteines, ohne ihn wäre die Runde leichter - nur im Abstieg vom Spitzkamp wird noch eine Bewertung als T3+ fällig.

Gehzeiten:
Zum Fockenstein 1h50
Zum Ochsenkamp 1h30
Zum Seekarkreuz 1h20
Zum Rossstein 1h45
Zur Buchsteinhütte 40min
Zur Schwarztennalm 40min
Zum Auto 1h40

Tourengänger: klemi74


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Kommentare (4)


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scan hat gesagt:
Gesendet am 22. Mai 2016 um 07:07
Knapp 13 Stunden Gehzeit und 1900 HM an einem Tag? Und das ohne vorherige Bergtour heraus? Respekt an die Fitness :-)

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Mai 2016 um 11:26
Also erstmal sind die 13h ja nicht die reine Gehzeit, sondern die Gesamtzeit incl. Pausen - und dass man mich im Ziel mit einem nassen Handtuch hätte erschlagen können hab ich einfach mal nicht erwähnt :-)

Ansonsten zeigt sich, dass auch die langen Wanderungen in Flachland und im Mittelgebirge nicht nur schön sind, sondern auch einen gewissen Wert als Training für die Bergsaison haben.

scan hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Mai 2016 um 17:03
Egal ob mit Pausen oder ohne: Respekt! Ich selber hab allerdings gemerkt, daß man Flachlandwanderungen eben nicht als Trainingsgrundlage für Bergtouren nutzen kann, weil eine Bergtour dich ganz anders fordert.

Hatte mal mit einen täglich Fitnessstudio besuchenden Kumpel, der so nicht in die Berge geht eine Tour mit 1200 HM gemacht. Also jetzt nicht so die Hammer Tour. Der war am Gipfel fix und fertig, seine ganzen Muskeln und Ausdauer haben ihn bei einer Bergtour nur sehr limitiert weitergeholfen.


klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Mai 2016 um 21:31
Ich sehe den Trainigswert von Flachlandtouren trotzdem anders... Es ist ja immerhin dieselbe Bewegung wie auf dem Berg - dass Hantelstemmen und u.U. auch Joggen wieder was anderes ist, gehört auf ein anderes Blatt.

Abgesehen davon brauchst Du Dich mit der Tour auf den Krottenkopf samt teilweiser Spurarbeit sicher auch nicht verstecken...


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