Abbruch Hochferner Nordwand nach Eisschlag


Publiziert von pete85 , 13. Mai 2016 um 07:35.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 Mai 2016
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m

Am Nachmittag des 8. Mai erfolgte der Zustieg durch das lange Tal zum Günther Messner Biwak. Zunächst bei gutem Wetter und mit entspannten Pausen zum Sonnen, am Ende bei stärkerem Wind und Graupelschauer.
Überraschenderweise waren trotz des guten Wetters der letzten Tage nur wenige Bergsteiger an den Nordwänden von Hochfeiler, Grießferner und Hochferner unterwegs. Auch das Biwak war leer.
Im Biwak selbst waren 3 °C, ausreichend Decken wären vorhanden (wir hatten einen guten Schlafsack mit, wollten eigentlich unter freiem Himmel schlafen, aber dafür wehte der Wind zu stark).

Der Aufbruch Richtung Nordwand erfolgte gegen 5:30 Uhr. Zunächst folgt man der Möräne weiter nach oben, um dann schräg zur Wand abzusteigen. Dann folgen 950 Höhenmeter Nordwand. Die Verhältnisse in der Wand waren o.k., insbesondere für unseren späteren Abbruch.
Es war durch den Bruchharsch anstrengend zu Spuren, lediglich an den steileren Stellen hatte man harten Firn. Das Gletschereis ist wie immer spröde.
Erschwerend kam nach ca. 450 Höhenmeter die Verschlechterung des Wetters hinzu (vorhergesagt war einer der schönsten Tage der Woche mit geringem Wind). Es zog zu, graupelte und es folgten Windböen zwischen Windstärke 6-8.
Nachdem wir am Beginn der 2. Steilstufe nach 600 Höhenmetern und knapp 3 Stunden in der Wand einen etwas windgeschützten Platz gefunden hatten, erzählt mir meine Freundin, dass sie vor ca. 1 Stunde einen großen Eisbrocken gegen den Kopf bekommen hat und kurzzeitig bewusstlos war. Seither hat sie Kopfschmerzen, ihr wird ständig schwarz vor Augen und sie hat mehrfach erbrochen! Das Ganze eröffnete sie mir erst jetzt, da sie die Tour nicht abbrechen wollte - was nach dem Gespräch aber nicht mehr zur Debatte stand, sondern nur noch wie wir abbrechen.
Aufgrund von starkem Wind, meist Nebel und drohender Auskühlung blieb nur ein vernünftiger Weg um nicht bewegungsunfähig zu werden und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Auch gingen wir von einer Gehirnerschütterung aus, die zusammen mit der Höhe diese Symptome induziert. Bei beschriebener kurzer Bewusstlosigkeit, länger zurückliegendem Trauma und gleich großen Pupillen war eine Hirnblutung eher unwahrscheinlich, wenn natürlich am Berg auch nicht zu 100% auszuschließen.
So stiegen wir am kurzen Seil ab, meine Freundin ging voraus - so konnte ich sie halten, sollte ihr wieder schwarz vor Augen werden.
Den Großteil des Abstiegs der Nordwand schafften wir in 1 h, Hände und Füße wurden wieder wärmer.
Kopfschmerzen und Übelkeit blieben zwar, wurden aber auch nicht schlechter. Schwarz vor Augen wurde ihr nur noch 1x zu Beginn des Abstiegs, das Erbrechen stoppte ebenfalls. So konnten wir dann auch im unteren Teil den Abstieg durch das Tal fortsetzen, mit weiter rückläufigen Symptomen.  :)

Meine Freundin ärgert sich immer noch immens, dass sie die Tour abgebrochen hat. Gerade weil es ihr jetzt wieder gut geht und sie gerne auf dem Gipfel gestanden hätte.
Dennoch gibt es nach so einem Ereignis keine Diskussion über einen Abbruch, da werden mir die meisten sicher zustimmen. Und man kann ja wiederkommen....
Dann am besten bei weniger Wind.


Tourengänger: pete85


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