Von wegen spießig! Von wegen 08/15! Der Spieser mit seinen beiden Nebengipfeln Hirschberg und Jochschrofen bietet weit mehr, als man ihm vom Tal aus zugestehen würde. Die einen bevorzugen eine familienfreundliche Wanderung, andere eine feucht-fröhliche Einkehrmöglichkeit und wieder andere sind auf der Suche nach einem kleinen Adrenalinkick für zwischendurch. Am Spieser wird jeder von ihnen nach seiner Façon glücklich - leicht erreichbare Gipfelchen mit bescheidenem Aufwand, eine Einkehr in der Hirschalpe sowie etwas Nervenkitzel am optionalen Nordgrat des Jochschrofen sorgen für viel Abwechslung. Auf geht's zu diesem aussichtsreichen Gipfeltrio!
Die Tour startet im günstig hoch gelegenen Oberjoch am kostenfreien Parkplatz P3. Man folgt der B308 am Ort vorbei zum Kreisverkehr (Gehweg); gegenüber geht's geradeaus ein paar Meter weiter. Sodann rechts in die Ornachstraße abbiegen, an der Alpe Kematsried vorbei und auf dem Fahrweg bergan. Nach einer Linkskehre mündet der Weg in einen weiteren Fahrweg, dem man bergauf folgt. Mal durch Wald, dann wieder durch freies Gelände geht es aufwärts, bis das Schottersträßchen in einen Wanderweg übergeht und durch den freien Hang zum Ornachkreuz hinauf leitet.
Von hier folgt man dem Rücken nach links auf schwachen Trittspuren ohne Schwierigkeiten zum Jochschrofen, dem ersten Gipfel des Tages. Er erweist sich als ausgezeichneter Aussichtspunkt in alle Richtungen. Vor allem die Allgäuer Hochalpen gegenüber fesseln das Auge.
Wem nach Abenteuerlichem zumute ist, der steigt weglos nach Norden ab. An der Abbruchkante leitet der Nordgrat über steiles, felsdurchsetztes Gras direkt nach unten zum Sattel zwischen Jochschrofen und Hirschberg, wo wieder der Wanderweg erreicht wird. Stürzen darf man in dieser Passage nicht! Optional kann man auf markiertem Weg vom Ornachkreuz absteigen.
An einer kleinen Zwischenerhebung rechts vorbei, leitet der Steig zunächst auf den Hirschberg zu, schwenkt dann aber nach links ab und erreicht den Sattel zwischen Spieser und Hirschberg. Dem Weg am breiten Kamm folgend, wird bald der Spieser erreicht (Gipfelkreuz und -buch). Hier beeindruckt vor allem der Tiefblick nach Bad Hindelang sowie ins Hintersteiner Tal, im Nordwesten posiert der Grünten.
Um zum Hirschberg zu gelangen, folgt man dem Aufstiegsweg zurück in den Sattel und steigt auf schwachen Spuren am breiten Kamm hinauf zum Hirschberg, der sich als ausgezeichneter Ort für eine verlängerte Mittagspause erweist - in der sonnigen Südflanke lässt es sich sehr gut aushalten und auch in puncto Aussicht kann der Hirschberg locker mit seinen beiden Nachbarn mithalten.
Nach ausgiebiger Mittagsrast steigt man weglos die Flanke hinunter zum Aufstiegsweg und erreicht bald wieder den Sattel zwischen Jochschrofen und Hirschberg. Dort zweigt nach Südwesten der Weg hinunter zur Hirschalpe ab, die bald darauf erreicht wird. Wer mag, kann hier einkehren.
Man folgt dem breiten Versorgungsweg in zahlreichen Schleifen unter den Nordwestabstürzen des Jochschrofen bergab, bis nach links der Wanderweg nach Oberjoch abzweigt. An etwas exponierteren Stellen gibt ein Drahtseil Hilfestellung und bald darauf wird ein schöner Aussichtspunkt erreicht, an dem der Weg scharf nach links abzweigt und zuerst im Wald, dann durch Wiesen hinunter nach Oberjoch leitet. Durch den Ort geht's zurück zum Kreisverkehr und anschließend wieder zum Parkplatz P3.
Schwierigkeiten:
Von Oberjoch über Ornachkreuz zum Jochschrofen: T2.
Abstieg vom Jochschrofen über Nordgrat: T4+ (steil und ausgesetzt, nicht bei Nässe!).
Weiter zum Spieser: T2.
Abstecher zum Hirschberg: T2.
Abstieg über Hirschalpe: T2 (im unteren Bereich kurz etwas exponiert, aber mit Drahtseil versichert; Achtung: Bei Schneelage lawinengefährdet!).
Fazit:
Eine aussichtsreiche 3*-Tour für das kleine Zeitfenster, bei der für jeden etwas dabei ist. Lässt man den optionalen Nordgrat des Jochschrofen weg, eignet sich die Runde auch prima für einen Familienausflug. Natürlich ist die vorgestellte Tour sehr stark frequentiert, aber das kann man verschmerzen.
Mit auf Tour: felixbavaria.
Kategorien: Allgäuer Alpen, 3*-Tour, 1600er, T4.
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