Stortinden, "Gárjelgáisi", 1512m: Lyngen's Traumberg Nr. 1!


Publiziert von danski , 1. Mai 2016 um 13:44.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:18 April 2016
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Parkplatz Jægervatnet - See P.234 - Forholtbreen - NE-Couloir - NW-Grat - Gipfel; Abfahrt dito

"Gárjelgáisi" -  Was für ein exotisch klingender Name! Könnte direkt aus einem Herr der Ringe-Movie entsprungen sein, ist aber Sami, was die wörtliche Bedeutungsfindung für mich nicht unbedingt vereinfacht... Welche persönliche Bedeutung dieser Traumberg in meinem Tourenschatz einnimmt, das kann ich hingegen beantworten: Grandios unvergesslich! Seit Jahren träume ich von seiner Besteigung, bzw. Befahrung und er war ein gewichtiger Grund, warum es mich auch dieses Jahr wieder in den hohen Norden zog.

Es scheint, als hätten sich alle Faktoren an diesem Montag zu einer gütlichen Einigung zusammengerafft. Objektiv sprechen sich alle Wettermodelle für tadellos stabiles Schönwetter aus und auch die Schneeverhältnisse sollten perfekt sein. Diese konnten wir am Vortag im steilen Nordcouloir des Istinden, 1495m, trotz dichtem Nebel noch einmal testen. Einzig der Lawinenlagebericht beharrt auf einem mässig, was uns in Anbetracht des doch über 45° steilen NE-Couloirs und des exponierten Gipfelaufstiegs lange zweifeln lässt. So starten wir noch unentschlossen um 08:00 vom Parkplatz und finden uns bald beim See P.234m. Auf jeden Fall wollen wir in den Kessel des Forholtbreens aufsteigen und die Lage vor Ort begutachten. Notfalls könnten wir immer noch den Forholttinden, 1360m, oder gar Tvillingstinden, 1437m, angehen. Die Route dorthin ist steil und etwas exponiert und eine kürzlich abgegangene Lockerschneelawine aus einem der steilen Nordcouloirs ist kein sonderlich ermutigendes Zeichen. Sonst erfüllt die Landschaft alle unsere Ansprüche an einen hochwinterlichen Traum. Auf der SW-Seite des Forholt-Tales ragt der spitze Trolltinden, 1426m, auf und erscheint von dieser Seite via ein äusserst ästhetisches Couloir sogar besteigbar. Unsere Neugier gilt aber der gegenüberliegenden Talseite, bzw. der NE-Flanke des Stortinden, die sich als unpassierbares Bollwerk präsentiert. Doch wir wissen von der Existenz des NE-Couloirs, das zwar auf der Karte gut erkennbar ist ,aber sich sonst gut versteckt hält. Bis wir es zu Gesicht bekommen, müssen wir auf dem Forholtbreen bis ca. 850m hoch steigen. Wohooo! Beim Anblick dieser Couloir-Schönheit sind wir natürlich erst einmal verzückt doch das "mässig" in unseren Hinterköpfen lässt uns schnell wieder etwas demütiger werden. Was es jetzt braucht, ist ein Blick in die Schneedecke und so budeln wir bald ein gut 1.50m tiefes Profil in einem ungefährlichen Steilhang. Schwachschichten sind keine zu erkennen und zwei Säulentests attestieren der Schneedecke eine grosse Stabilität. Eine letzte Stärkung für die kommenden 500HM zum nächsten sicheren Zwischenhalt, dem Col auf ca. 1330m. Die Spurarbeit ist tief, aber angenehm, da der Schnee sehr homogen und weich ist. Das dürfte ein Traum von Abfahrt werden... Nach rund 350HM biegt sich das Couloir und es steilt noch einmal gehörig auf. Wir messen wenige Grade unter 50°, doch der Schnee bleibt konsistent und so fühlen wir uns sicher. Die Ankunft auf dem sonnigen Col, ca. 1330 entlockt uns beiden gleich mehrere wows! Der Blick von hier oben ist schon unbeschreiblich. Alles ist mit glitzerndem, luftigem Schnee garniert und die Felsen haben sich zu weissen, fragilen Blumenkohl-Strukturen transformiert. Wir steigen noch etwas höher und entledigen uns unserer Skis. Zum Gipfel sind es noch etwa 150HM. Diese sehen alles andere als trivial aus, was unserer Motivation keinen Abbruch tut. Beherzt wühlen wir uns richtiggehend an den Berg klammernd zum SW-Grat hoch. Die etwas einfachere Route durch das sehr steile Gipfelschneefeld vermeiden wir wegen dem Lawinenrisiko. Das Gefühl sich hier hart am Abgrund durch den tiefen, steilen Schnee gipfelwärts zu wühlen ist absolut genial! Wir wissen nie, was uns hinter dem nächsten Hindernis erwarten würde. Ein mächtiger Raureif-Wulst scheint unpassierbar, doch es gelingt uns, ihn nordseitig zu umgegehen. Danach flacht der Grat langsam ab und die letzten Meter zum Gipfel sind ein Spaziergang durch knietiefen, kalten Pulver. Das ist er, der Gipfel! Wir drehen uns um die eigene Achse und lassen das Weltklasse-Panorama auf uns einwirken. Fantastisch, einen so perfekten Gipfelmoment haben wir noch selten erlebt. Wir rasten eine ganze Weile und geniessen die Magie dieses Ortes. Der anschliessende Abstieg entlang der Aufstiegsspur ist zwar steil und exponiert, doch es klappt gut dank 2 Pickeln und angenehmem Trittschnee. Alles verpackt und sich in den Bindungen versichert, heisst es nun: Let's go freeriding!

Tom darf eröffnen und schwingt die doch recht steile Rinne hinunter, als wärs ein run auf der blauen Piste. Genialer Schnee in Kombination mit solchem Steilgelände ist vielleicht eines der grössten Vergnügen, das wir uns vorstellen können. Die ganze Rinne präsentiert sich in genau dieser Manier. Besser gehts nicht! Bis zum See P.234 wartet noch so manch perfekter Hang auf unsere Skis. Die erwünschten Hormone zirkulieren nun in Höchstkonzetrationen durch unsere Blutbahnen. Es ist uns gelungen und das in absoluten Traumbedingungen!!!

Am selben Tag machen wir uns auf der Erfolgswelle reitend auf, die südliche Halbinsel für unseren Lyngen 2016 Teil 2 zu erreichen. Noch können wir nicht ahnen, dass es noch einmal zu vergleichbaren Hormonausschüttungen kommen würde...


Tourengänger: danski


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Kommentare (6)


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Henrik hat gesagt: War ausreichend snö da?
Gesendet am 1. Mai 2016 um 13:59
Was spürt man von den Klimaveränderungen diesen vinter?

Ha det!

Henrik

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 1. Mai 2016 um 14:05
Gratulation zu dieser Traumtour! Phantastische pics!
LG, Linard

TeamMoomin hat gesagt: Ganz grosses...
Gesendet am 1. Mai 2016 um 14:19
Kino das Ihr da im hohen Norden erleben durftet! Unglaublich schöne Aufnahmen, vielen Dank! Ich versuche mir bei ca. 36-43Grad diesen Schnee und die Kühle gerade vorzustellen während ich auf meinem Velo Sitze, herrlich...

Bin gespannt was Ihr noch erleben durftet!

Lg Oli und Moomin

danski hat gesagt: RE:Ganz grosses...
Gesendet am 2. Mai 2016 um 19:39
Wie kann man bei 36-43° noch Velofahren? Und vor allem wo? 36-43° tönt eher nach angenehm steilem Skigelände... ;)

TeamMoomin hat gesagt: RE:Ganz grosses...
Gesendet am 4. Mai 2016 um 06:21
Es geht, Morgens früh losfahren die Mittagshitze bei leckerem Kaffee im Schatten geniessen und dann wieder fahren und dazu ca. 7Liter Wasser trinken am Tag.
Der zweite Teil meiner Weltreise findet in Südostasien statt, Thailand, Laos, Kambodscha liegen schon hinter uns und nun ist gerade der Süden von Vietnam angesagt.

Ja 45Grad Skihänge sind wenn mand as Können hat angenehm steile Skihänge für andere wohl eher schon eine mächtige Herausforderung ;-)

Lg und weiterhin schön steile Hänge wünsche ich euch

Oli und Moomin

orome hat gesagt:
Gesendet am 1. Mai 2016 um 18:50
Super, seit der Info habe ich auf die Fotos gewartet! Da zahlen sich die zwei Wochen ja perfekt aus! Bist gut wieder zurück im Grünen?
Übrigens, so schaut dann wohl eine SS Tour aus, und das sogar ganz ohne EXTREM ;)

Grüße
Manu


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