Le Brandou - auf Wildschweinpfaden

Am Morgen regnete es, kein Wetter für eine erste Wandertour in Lodève. Für den Nachmittag war allerdings Sonnenschein vorausgesagt. Das könnte noch klappen für eine kurze Wandertour ohne lange Anreise. In der Karte fand ich dann einen „Berg“ vor der Haustür, den Le Bandrou. Mit 532m nicht gerade ein Höhenkiller. Aber wie so oft, steckt der Teufel im Detail.
 
Auf der Route de Soumont geht es weiter nach Norden entlang der D153. In der ersten Spitzkehre zweigt eine „Strasse“ nach Norden ab, nach les Saulieres. Am Ende müsste es rechts über eine Wiese zum unmarkierten Pfad gehen. Bis dahin kam ich gar nicht. Schon vorher versperrte ein Tor den Weiterweg – privates Gelände. Also wieder zurück zu einer Wegkreuzung, die in er Karte nicht verzeichnet ist aber mit dem Hinweis Haute Saulieres versehen ist. Ich folge diesem, denn wenn ich auf den höchsten Punkt komme (345 m) müsste kurz vorher der Pfad rechts abbiegen.
 
Oben angekommen das gleiche Spiel, ein Tor, diesmal aber offen. Ich betrete das Grundstück, komme aber leider nicht auf den Weg, Elektrozaun. Also wieder zurück vorbei an dem Grundstück treffe ich dann in der Tat auf so etwas wie einen Pfad. Sieht mehr aus wie ein trockener Bachlauf. Kann man ja mal versuchen.
 
Laut Karte müsste ich irgendwann links abbiegen auf einen Pfad, der nur gestrichelt in der Karte verzeichnet ist. Hier lerne ich erstmals, dass gestrichelte Linien (Pfade) in Frankreich nicht mit gestrichelten Linien (Pfade) in der Schweiz zu vergleichen sind.
 
Trotzdem folge ich der Spur weiter, hier aber haben die Wildschweine erstmals ziemlich viel umgegraben, so dass von dem Pfad wenig übrig geblieben ist. Also kann ich mich nur an der Richtung orientieren, ich muss runter zum Russeau de Baumelles, ein Bach, der Wasser führt.
 
Nach der Überquerung müsste im Aufstieg dann wieder ein sichtbarer Pfad kommen. Den Aufstieg kann man noch erahnen, dann aber haben die Wildschweine ganze Arbeit geleistet. Jetzt kann ich noch nicht mal irgendwelchen Spuren folgen, das Gelände wird teilweise so undurchdringlich, dass ich wieder Bekanntschaft mit Brombeerdornen und pieksenden Steineichen mache.
 
Anhand der Karte weiß ich, dass ich südostwärts aufwärts muss zu P 409, um dort die D149 E2 zu erreichen. Mit vielem Hin und Her, durch Gräben und über Felsen erreiche ich tatsächlich irgendwann die Straße.
 
Durch das unwegsame Gelände habe ich vielmehr Zeit gebraucht als vorgesehen. Ich bin aber schon so nah am Ziel, dass ich mich entschließe, doch den Le Brandou zu besteigen.  Nur von dem Punkt, an dem ich jetzt stehe gibt es in der Karte auch keinen Aufstiegsweg. Ich müsste theoretisch den halben Berg umrunden. Das passt mir gar nicht.
 
So folge ich erst einmal dem Feldweg, mal sehen, wo der hinführt. Vielleicht gibt es ja eine Spur zum Gipfel. Zwischenzeitlich konnte ich mein GPS wieder zu Rate ziehen, denn die Wege waren dort eingezeichnet, der Fortschritt also sichtbar.
 
Und siehe da, es dauerte nicht lange, da fand ich eine Aufstiegsspur und zur Freude kam mir meine Freundin Ingrid entgegen. Also noch schnell auf den Gipfel und dann mit dem Auto zurück nach Hause. Zwischenzeitlich waren einige Regentropfen gefallen und der Himmel zog wieder zu. Die Ancien mines müssen noch etwas warten, dafür reichte die Zeit nicht mehr, zumal auch dorthin in der Karte nur eine gestrichelte Linie führt.
 
Tour solo
 
Route: Lodève Route de Soumont – Les Saulieres – P 409 – Le Brandou – P 396