Chaiserstock - Chronenstock - Blüemberg

Der Chaiserstock macht seinem Namen alle Ehre: Er ist nicht nur der höchste, sondern auch der eindrücklichste und anspruchvollste Gipfel der Lidernengruppe. In der Wintersaison wird er deshalb nur sporadisch besucht. Nachdem ich vor zwei Wochen der Sicherheit zuliebe auf die Besteigung verzichtet hatte, herrschten heute ideale Verhältnisse.
Der Chaiserstock lässt sich wunderbar in eine rassige Lidernen-Trilogie mit Chronenstock und Blüemberg einbauen. Dank Seilbahn und effizienten Routenvarianten zwischen den Gipfeln kommt man mit gerademal 1200Hm durch. Wobei, fürs Chaos an der Talstation hatte ich heute keine Nerven, so dass ich halt durchs Proholz hochstieg... In jedem Fall benötigt die Tour sehr sichere Verhältnisse.

Die Luftseilbahn ab Chäppeliberg (1184m) fährt ab 7:00. Also bin ich eine Viertelstunde früher dort, das sollte reichen. Naja.... vor mir bereits eine Schlange mit knapp 15 Türlern, darunter auch Ausweichler aus der Schöllenen. Und es werden ständig mehr. Einige Neuankömmlinge kehren wieder um, zweifellos der richtige Entscheid, sie müssten über eine Stunde warten. Wenn denn der Seilbahnwart endlich käme! Doch um 7:05 noch keine Spur von ihm (Auflösung s. unten). Für solches Chaos fehlt mir (leider) die Gelassenheit. Also Skier an den Rucksack und zu Fuss über den Wanderweg Richtung Proholz. Nach 15 Minuten liegt eine geschlossene Schneedecke. Irgendwann überhole ich zwei Leidensgenossen und spure den Rest zur Lidernenhütte (1727m) hoch.

Meine Laune bessert sich rasch, als ich am Schmal Stöckli vorbei einsam über das coupierte Gelände Richtung Südosten spure. Die Unterlage ist geradezu perfekt: griffig, aber nicht zu hart. Kein Vergleich zum Föhnmatsch von letzter Woche. So bleiben die Harscheisen trotz zahlreicher Steilstellen den ganzen Tag unbenutzt. Problemlos quere ich den Steilhang (>40°) dem Sommerweg entlang zum Couloir rüber. Dieses steige ich mit Steigeisen ins Chaisertor hoch, wo ich die Skier deponiere. Nun folgt der luftige Fussaufstieg über den Grat, welcher sehr heikel sein kann. So spät in der Saison hat man jedoch gute Chancen, dass ein Grossteil der Drahtseile frei liegt. Pickel und Steigeisen gehören aber auf jeden Fall ins Gepäck und ich bin heute froh um beides. Zum Schluss über den harmlosen, breiten Rücken zum Gipfel vom Chaiserstock (2515m). Das Gipfelbuch enthält erstaunlich wenig Einträge.

Dank verschiedener Hikr-Berichte weiss ich um die Möglichkeit, vom Chaisertor direkt nach Norden ins Blüemalpeli abzufahren. Vor Ort ist diese Variante offensichtlich und zweifellos lohnender als die Aufstiegsroute. Über den bis 40° steilen, leicht angefirnten Hang fahre ich genussvoll auf ca. 2160m ab. Von hier verbleiben nur noch 250Hm zum nahen Chronenstock. Durch die Mulde, welche zuletzt um die 35° erreicht, steige ich zum Couloir auf, welches aufs Gipfelplateau hochführt. Dieses kann heute ohne Eisen begangen werden, einpacken würde ich sie aber auf jeden Fall. Vom Chronenstock (2451m) beobachte ich das muntere Treiben am nahen Blüemberg. Eigentlich hatte ich diesen Gipfel nach der Verzögerung heute Morgen bereits abgeschrieben. Doch ich bin gut in der Zeit und der Schnee weiterhin griffig.

Ohnehin lässt sich der Blüemberg ab Chronenstock-Skidepot äusserst effizient erreichen. Hierfür umrundet man letzteren direkt dem Gipfelaufbau entlang. Ob man abfellt oder nicht, muss jeder selber entscheiden. Wirklich nötig ist es nicht, es sind nur wenige Abfahrtsmeter. Fünf Minuten später stehe ich bereits in der Blüembergmulde und es verbleiben keine 100Hm auf den Blüemberg (2405m). Hier ist es endlich Zeit für die erste Pause, dafür ausgiebig. Das Panorama gerade in die Urner und Glarner Alpen ist äusserst lohnend. Am Clariden und Gemsfairen erkennt man Spuren von blossem Auge.

Nach einer Dreiviertelstunde mach ich mich an die Abfahrt via Blüembergmulde und Schluchen-Rinne. Ich finde herrliche Firnverhältnisse vor, zu meiner Überraschung bis fast zur Höchi (1487m) runter. Ab dort dann klebriger Nassschnee und eine fünfzehnminütige Tragepassage. Zufrieden erreiche ich wieder Chäppeliberg. Hier erfahre ich vom Gisler junior, dass er heute Morgen dummerweise verschlafen hat... :-)


Zeiten
1:00  Lidernenhütte
2:00  Chaiserstock
1:00  Chronenstock
0:25  Blüemberg
0:45  Chäppeliberg


Hinweis: Natürlich kann man den Chaiserstock den ganzen Winter hindurch besuchen, was auch gemacht wird. Aufgrund der Lawinengefahr auf beiden Seiten des Chaisertors und dem heiklen Fussaufstieg ist das für mich persönlich aber eine typische Firntour. Der Schnee im nordexponierten Lidernengebiet hält sich bis in den Mai hinein.