DAV-Hochrhein Schneeschuhtour auf den Chli Kärpf (2700m) & Hanenstock (2561m) via Leglerhütte


Publiziert von Stevo47 , 1. April 2016 um 02:14. Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:19 März 2016
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Zeitbedarf: 1 Tage 5:00
Aufstieg: 1380 m
Abstieg: 1380 m
Strecke:ca. 20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A3 bis Ausfahrt Niederurnen-Näfels-Netstal-Glarus-Schwanden, im Zentrum Wegweiser Mettmenbahn, schmale Bergstrasse ca. 6 km (schneefrei) bis Talstation Kies (gratis P)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Wie Hinfahrt
Unterkunftmöglichkeiten:Leglerhütte SAC (2273m)

Ein Wochenende wie gefühlte 2 Wochen Ferien: so sonnig, so wolkenlos, so warm, so eindrücklich und so erlebnisreich war unsere DAV-Hochrhein Sektionstour mit 11 Teilnehmern. Ein Tourenerlebnis von der man im Büro noch einige Tage zehren kann, vorallem wenn man ständig gefragt wird wie man in nur 2 Tagen so braun im Gesicht werden kann ;o).
Das Kärpfgebiet bietet für jeden etwas: wer es einfach und gemütlich haben will, wandert ohne nennenswerte Schwierigkeiten zur Leglerhütte und geniesst dort bei feinen Köstlichkeiten des Hauses die tolle Aussicht (wie das zum Beispiel Renaiolo regelmässig macht ;o)). Wer es ein bisschen deftiger braucht, der nimmt noch ein paar naheliegende Gipfel unter die Füsse.


Ein herzlicher Dank für diese unvergessliche Tour an unseren Tourenführer Willi für die perfekte Organisation und Führung! 

Samstag, 19.03.2016, Teil 1: Mettmenalp (1608m) - Leglerhütte (2273m) WT3


Vom Parkplatz Mettmen-Kies ging es kurz nach 9:00 Uhr mit der LSB auf zur Bergstation auf 1608 m.
Vorbei an der Baustelle des Berggasthauses Mettmenalp und einer kleinen Ansprache unseres Tourenführers Willi sowie dem Check aller LVS-Geräte kamen wir nach dem kurzen Aufstieg zur Mauer des zugefrorenen Stausee Garichti gleich zur Einstimmung an die  - aus meiner Sicht - einzige Schlüsselstelle bis zur Leglerhütte: Der Damm der Staumauer war randvoll eingeschneit! Die ersten Meter, die man ungefähr auf der Höhe des Geländerhandlaufs auf dem schmalen Schneeweg passiert, kamen mir wie "Walk the line" vor. Beidseitige, senkrechte Tiefblicke zur Staumauer herunter zwangen mich zur Fokussierung auf den vor mir liegenden Weg. Obwohl diese Passage keine besonderen Schwierigkeiten verlangt, sollte man dafür zumindest schwindelfrei und trittsicher sein - ein Sprung von der Staumauer ist im Winter nicht wahnsinnig empfehlenswert ;o). Mit der Sonne als stetigen Begleiter, warmen Temperaturen (langärmliges T-Shirt war völlig ausreichend) und jeder Menge Schnee liefen wir so ziemlich genau diesen von Renaiolo publizierten Weg. 

Kurz vor der Sunnenbergfurggele bot unser Tourenführer der Gruppe an, die Furggele doch - wer will - per Direttissima über einen mindestens 40 Grad Steilhang zu erreichen. Er machte den "Vorstieg", ich lief hinterher und nach einigen Metern merkten wir, dass wohl nur wir beide das Bedürfnis nach einem knackigen Steilhang hatten. Nun ja, einen zeitlichen Vorteil brachte uns dies nicht, aber Hauptsache man(n) hat ein bisschen gespielt ;o). Auf der Furggele bot sich uns dann ein beeindruckender Blick hinüber zum Glärnisch, noch ein paar Höhenmeter und...schwupps...schon standen wir vor der Leglerhütte.

Samstag, 19.03.2016, Teil 2: Leglerhütte (2273m) - Hanenstock (2561m) - Leglerhütte (2273m) WT4
  
Nach einer kleinen Stärkung (lecker Tomatensuppe und Würstchen) in der Leglerhütte und dem Bezug des Massenlagers konnte nun jeder frei entscheiden wie er den Nachmittag verbringen wollte: entweder ein wenig "sünnele" und erholen an der gut besuchten Leglerhütte oder noch den relativ nahe gelegenen Gipfel des Hanenstock (2561m, im Sommer T4 und wbw markiert) in Angriff nehmen. 8 von 11 Teilnehmer entschieden sich für den Hanenstock mit seinem markanten Gipfel in Form einer Auffahrrampe.

Rein mathematisch betrachtet sind es nicht mal ganz 300 Höhenmeter auf den Hanenstock - also eigentlich ein Klacks...eigentlich...denn der Weg zum Hanenstock gestaltete sich abwechslungsreicher als auf dem 1.Blick erkennbar mit zahlreichen steilen Hangtraversen und der Bewältigung eines Steilhanges, den ich auf gut 35 Grad schätzen würde. Nach ca. 1,5 Stunden standen wir dann vor der Rampe zum Gipfel welche "vom Winde verweht" ziemlich vom Schnee abgeblasen aber dennoch mit Schneeschuhen gut zu machen war. 2 Teilnehmer aus unserer 8er-Gruppe entschieden sich die verbliebenen 6 Gipfelaspiranten lieber von unten zu fotografieren und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen auf einem Felsen unterhalb des Hanenstock. Die Gipfelrampe ist am Anfang sehr steil und mit zahlreichen Felsen durchsetzt, danach legt sich der Hang und man steht ruckzuck auf dem Gipfel. Was für ein Ausblick auf die Vorab's, den Kärpf und dem mächtigen Hausstock! 6 Gipfelstürmer gaben sich "Five", gerecht verteilt: 3 Frauen und 3 Männer. Den Rückweg auf gleicher Route absolvierten wir in ca. 1 Stunde und ich freute mich riesig auf ein grosses Bier.

Zum Abendessen wurden wir in der warmen Leglerhütte sehr gut mit einem Drei-Gänge-Menü (Tomatensuppe, Geschnetzeltes mit Spätzli und Bohnen, Erdbeercreme) verwöhnt und ich trank mit höchstem Genuss das erfrischende "Bügelspez". Apropos Trinken: Mir wurde auf dieser Tour sehr bewusst wie wertvoll und wichtig Wasser ist. Meine Trinkvorräte waren aufgebraucht und ich wunderte mich das 1.Mal als beim obligatorischen Händewaschen nach dem Toilettengang kein Wasser aus dem Hahn kam - da wurde mir klar: Wo soll es denn auf 2273 m.ü.M. im Winter auch herkommen? Richtig, es muss aufwändig aus Schnee geschmolzen werden! Das heisst, dass das Auffüllen der leeren Flaschen nicht so einfach resp. billig werden wird: 1 Liter Wasser kostet sage und schreibe 12,- CHF! Der Volkswirtschaftler würde sagen, dass man an diesem Preis die Knappheit dieses Gutes erkennen kann ;o).

Bereits 20:30 Uhr hatten fast alle ihren Schlafplatz im Massenlager bezogen und das Holzsägen konnte beginnen - ganze Wälder wurden in dieser Nacht gerodet...

Sonntag, 20.03.2016, Teil 3:  Leglerhütte (2273m) - Chli Kärpf (2700m) WT4+

Trotz der unermüdlichen Nachtschicht unserer Männer vom Sägewerk waren alle bereits um 06:30 Uhr putzmunter aus ihren Federn um pünktlich 07:00 Uhr am Frühstückstisch zu sitzen (man ist ja schliesslich nicht zur Kur da). Nach einem leckeren Müsli und einem frischen Zopf standen alle voller Tatendrang bereits um 07:45 Uhr vor der Leglerhütte.

Besten Dank nochmals an die Hüttenwartsfamilie für die tolle Verpflegung auf dieser Höhe! 

Erneuter Gruppencheck und Punkt 08:00 Uhr ging's los zum Aufstieg auf unser heutiges Tagesziel den man Chli Kärpf oder Chli Chärpf schreiben kann. Bei besten Wetterbedingungen und hervorragend griffigen Schnee (eine vorherige sternenklare Nacht und 10 Grad minus gaben einen perfekten Grip) ging es stetig aber nicht allzu steil der wunderbaren Kärpfscharte entgegen, welche ganz klar die Schlüsselstelle der Tour darstellt.

Die Kärpfscharte präsentiert sich sehr steil (ich schätze sie auf 40 Grad) und ist mit Felsen durchsetzt - ein respektabler Anblick von unten! Wir trafen jedoch beste Bedingungen an: Unsere Vorgänger hatten ganze Arbeit geleistet und uns eine relativ stabile, ausgetretene Spur hinterlassen und der Schnee war wunderbar griffig. Tourengänger vor uns zogen es vor, die Kärpfscharte ohne Schneeschuhe hinauf zu steigen, dies brachte ihnen aber keinen Vorteil. Bei anderen Bedingungen, insbesondere sulzigem Schnee, kann diese Passage ziemlich schnell heikel werden und ein Weg- oder Ausrutschen sollte man sich hier besser nicht leisten. Nach oben verengt sich der Aufstieg in eine noch steilere Rinne wo man besonders aufpassen muss - ein Fehler könnte hier fatale Folgen haben! Kurz & gut: Wer bis hierhin noch müde war, wurde spätestens in der Kärpfscharte aus den letzten Träumen gerissen und musste sich absolut konzentrieren! Wie man meinen häufigen Erwähnungen wohl entnehmen kann, habe ich die Kärpfscharte aber irgendwie lieben gelernt  - sie hat mir gezeigt, was mit Schneeschuhen alles möglich ist, vorallem im Abstieg. Aufgrund der guten Verhältnisse die wir vorfanden, würde ich den Teil mit WT4+ bewerten, ein WT5 wäre aber sicher auch angebracht.

Auf der Kärpfscharte angekommen tranken wir kurz nach der Anstrengung einen Schluck und machten ein Rucksack- und Schneeschuhdepot und beschlossen den Gipfel zu Fuss mit Stöcken zu erreichen. Hier wären Steigeisen die 1. Wahl gewesen. Um zum Gipfel des Chli Kärpf zu gelangen muss zwar kurz aber ausgesetzt einen Felsturm umgehen. Auch hier fanden wir geschlagene Trittstufen vor, die uns das Leben erleichterten. Alternativ hätte man am Felsturm ein Fixseil, dem wohl aber niemand so recht über den Weg traute (wurde nicht benutzt). Und dann war es vollbracht: alle 11 Teilnehmer standen nach etwas mehr als 2 Stunden bei bester Sicht und Traumwetter auf dem Gipfel des Chli Kärpf auf 2700m - und das an einem Sonntagmorgen!! Nach ausgiebiger Foto- und Gipfelpause ging es wieder zurück zur Leglerhütte wo wir uns nochmal kurz stärkten und dann weiter zur LSB Mettmen-Kies.

Persönliches Fazit: Wunderschöne 2-Tages-Tour, die hätte nicht besser sein können. Perfekt geplant und durchgeführt von unserem Tourenführer Willi. Danke nochmals dafür!
Die beiden Gipfel würde ich mit unerfahrenen oder ängstlichen Schneeschuhgängern besser nicht machen (es sein denn, dass eine Schocktherapie gewünscht wird ;o)).
Vorsichtshalber Steigeisen und Pickel einpacken, kann nicht schaden bei ungünstigen Verhältnissen.
Unbedingt genügend Getränke mitnehmen oder ein paar grosse Geldscheine ;o). 







wdqd 

Tourengänger: Stevo47
Communities: Schneeschuhtouren


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Kommentare (7)


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Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2016 um 13:02
Hi Steve!
Gratuliere zur Tour und zum tollen Bericht. Man stapft förmlich mit!

Stevo47 hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. April 2016 um 23:42
Hi,

Vielen Dank! Super, wenn ich dich etwas auf die Reise mitnehmen konnte...die Tour hätte dir sicher auch Spaß gemacht. Viele Grüsse

Gelöschter Kommentar

Stevo47 hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Oktober 2016 um 14:41
Hoi Ruedi, besten Dank für deinen Kommentaren und die Hinweise zu den Bildern - perfekt! Dir auch weiterhin viele schöne Touren und vielleicht trifft man sich ja kommenden Winter mal auf der Leglerhütte ;o). Viele Grüsse, Steve

Felix hat gesagt:
Gesendet am 18. Mai 2016 um 06:14
tolle Tour - ebensolcher Bericht!

lg Felix

Stevo47 hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Oktober 2016 um 14:43
Hoi Felix, besten Dank und danke auch für deine tollen Berichte und Fotos, die uns schon oft als Referenz gedient haben! Viele Grüsse und weiterhin tolle Touren, Steve

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Oktober 2016 um 18:40
das freut mich :-)


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