Kokořínsko - Nedvězí (vrchol)


Publiziert von lainari , 28. März 2016 um 19:46.

Region: Welt » Tschechien » Dokeská pahorkatina
Tour Datum:27 März 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 560 m
Abstieg: 560 m
Strecke:25 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Chudolazy
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 16 Mělnicko a Kokořínsko

Daubaer Schweiz - Der Berg Nedoweska
 
Mit der Sommerzeitumstellung macht auch der Frühling seine Aufwartung. Ob dies auch nachhaltig geschieht wird sich noch zeigen. Auf jeden Fall ermöglicht das Wetter nun doch eine vollwertige Oster-Wandertour. Als Zielgebiet habe ich mir erneut das Kokořínsko (Daubaer Schweiz) ausgewählt. Damit kann man nicht so viel falsch machen. Einfach im riesigen Areal eine Route nach dem Leistungsvermögen abgesteckt, Proviant ins Gepäck und auf geht’s. Ich starte in einen windigen und klaren Morgen. Später auf der Fahrt durch das Böhmische Mittelgebirge ist es windstill, dafür aber neblig und frostig. Ich lausche andächtig den Radioklängen.
Die feiertägliche Musikauswahl unterscheidet sich positiv vom werktäglichen Angebot. Bis zur Empfangsgrenze der deutschen Sender muss ich keine Notabschaltung vornehmen. Ich bin zwar relativ breit aufgestellt was Musikrichtungen und Inhalte betrifft, aber es gibt auch Preziosen, die gar nicht gehen. Der nervigste Vertreter seit einigen Wochen: „Die immer lacht“ von Stereoact, gefühlte dutzendmal täglich wiederholt. Früher haben Songschreiber Künstlern und ihren Bands Titel auf den Leib geschrieben. Heute krampft man irgendwie selbst und engagiert Internet-Songerklärer die zum dürftigen Werk eine rührselige Geschichte und eine grandiose Message (er)finden. Deshalb habe ich heute eine Konserve dabei, wo man keinen Beipackzettel braucht: Lisa Angelle mit „Lisa Angelle“, eine waschechte Südstaatlerin mit Feuer in der Stimme. Sie unterhält mich auf dem Rest der Fahrt.
 
Bestgelaunt rolle ich neben dem Gasthaus in Chudolazy (Chudolas) aus. Ich schnappe den Rucksack, an dem seit kurzem zwei Reflektorstreifen baumeln.
Wenn man in Tschechien als Fußgänger bei Dunkelheit oder schlechter Sicht (Nebel) entlang von Straßen unterwegs ist, hat man neuerdings reflektierende Kleidung oder eben diese Streifen am Körper zu tragen. Bei Nichtbeachtung wird eine hohe Geldstrafe fällig!
Ich quere den Talboden, folge dabei einer blauen Wanderwegmarkierung und steige im Wald über einen Hohlweg aus dem Tal heraus. Auf der Anhöhe verzweigt sich der Weg und es geht über einen Hohlweg auf der anderen Seite wieder hinunter. Im nächsten Tal laufe ich über einen asphaltierten Flurweg bis zur Talstraße. An ihrem Rand gehe ich bis zum Ortseingang von Dolní Vidim. Unmittelbar davor biegt ein Weg nach rechts hinein und gewinnt am Hang rasch an Höhe. Dabei wird ein Felsstock umlaufen. Ein Stichweg führt zu den darauf befindlichen spärlichen Resten vom Starý zámek Vidim (Altes Schloss Widim). Die Anlage wurde vermutlich in der 1. Hälfte des 14. Jh. erbaut. Archäologische Funde haben eine Besiedlung in der zweiten Hälfte des 15. Jh. nachgewiesen. Das sollte in etwa auch die maximale Nutzungszeit des Typs Felsenburg mit Holzaufbau dargestellt haben. Der Wegweiser qualifiziert den Ort als tvrz, hier wohl als Festes Haus/niederer Adelssitz zu deuten. Eine Aussparung am Burgfuß ist einem späteren Sandsteinabbau zuzuschreiben. Oben auf dem Gipfel kochen einige junge Leute in Militärkleidung Kaffee. Ich schaue nach den erhalten gebliebenen Spuren der kleinen Burg und setze meinen Weg fort. Es folgt ein lehmig schmieriger Anstieg vorbei an einem in der Karte als U pivovaru (Bei der Brauerei) bezeichneten Ort, von der in einem recht desolaten Anwesen noch einige Reste und Felsenkeller zu sehen sind. Auf der Hochfläche erreiche ich Horní Vidim (Ober Widim) mit dem markanten Wasserturm und dem neuen Schloss, das als Altersheim genutzt wird. Über die Dorfstraße abwärts gehend, komme ich im Anschluss nach Dolní Vidim (Unter Widim). Beide Orte weisen sehenswerte alte Baustruktur in allen Erhaltungszuständen auf. Über einen Hohlweg mit gelber Wanderwegmarkierung steige ich wieder bergwärts. Oben finden Forstarbeiten statt. Ein Traktor mit riesiger Holzfuhre müht sich erfolglos an einem feuchten Anstieg. Sein stärkerer Kollege eilt hinzu, hebt das Frontschild und schiebt einfach von hinten nach. Das verursacht Lärm und Flurschäden. Abseits davon geht es für mich wieder abwärts. Am nächsten Wegweiser wechsele ich wieder in einen Anstieg im Hohlweg. Ganz schön anstrengend, diese Landschaft zu durchqueren. Oben treffe ich auf einen Rastplatz, den ich zur Frühstückspause nutze.
 
Der nächste Hohlweg führt anschließend zu einem neuen Talboden hinab. Mitten auf dem Weg liegt ein verendeter Rehbock. Vorbei an einer Feiergesellschaft in einem Garten komme ich nach Osinalice (Groß Wosnalitz). Am Ortsende folgt, man ahnt es fast, ein Aufstieg durch einen weiteren Hohlweg. Auf der Hochfläche passiere ich ein einzelnstehendes Haus und den ausgehöhlten Felsen Wernerovka. Dann mündet der Weg in ein Sträßchen und ich wechsele, nach links abgebogen, auf eine rote Wanderwegmarkierung. Nach kurzer Zeit erreiche ich über einen Hang mit Dornengebüschen den Nedvězí - vrchol (Nedoweska - Berg). Dieser weist eine herrliche Rundumsicht auf, die sich aufgrund des nebelbedingten Rest-Dunstes in der Landschaft heute nicht besonders fototauglich erweist. Ein neuer Abstieg schließt sich an, diesmal durch ein Sandsteintälchen ohne Hohlweg. Im Verlauf komme ich zum Panenský hřeben (Jungferngrat), der einige schöne Felsformationen aufweist. Mit etwa gleichbleibender Höhenlage gehe ich hinüber zur Hochfläche des Rač (Ratsch). Leicht fallend, besuche ich von hier aus das Pustý zámek Zakšín (Wüstes Schloss Sakschen). Die relativ große Anlage besteht aus drei Einzelfelsen. Auf dem ersten, südlichen war augenscheinlich eine schwach gesicherte Vorburg, von der aus die anderen Teile über Zugbrücken erreicht wurden. Der Mittelfelsen ist möglicherweise durch Spaltenkletterei zugänglich, was ich nicht geprüft habe. Der Nordostfelsen ist durch eine Spalte mit Kletterstelle (T3/I) touristisch erschlossen, möglicherweise ein früherer Notausgang. Oben macht ein junges Paar Osterbrunch. Da sie etwas unsicher und ängstlich ist, wird sie von ihm anschließend durch den Spalt abgeseilt. Ich lasse mich zur Mittagsrast nieder. Die Anlage wurde in der 1. Hälfte des 14. Jh. erbaut, Besitzer waren die Berkové z Dubé (Berka von Dauba). Die Felsenburg mit Holzaufbau wurde um Mitte des 15. Jh. zugunsten eines steinernen Exemplars (Altperstein) aufgegeben.
 
Ich hänge meine Fototasche auf den Rucksack und steige durch die Spalte ab. Über den Zugangsweg gehe ich zurück zur Kreuzung Rač. Auf einem leicht fallenden Forstweg mit grüner Wanderwegmarkierung komme ich zum Osinalické sedlo (Wosnalitzer Sattel). Danach mit nur noch leichter Steigung und später relativ gleichmäßig wandere ich weiter. Abwärts gehend, durchquere ich anschließend Nové Osinalice (Neu Wosnalitz). Auch dieser Ort weist sehenswerte alte Baustruktur auf. Ein furchtbar schlammiger Forstweg führt mich zur Kreuzung mit der blauen Wanderroute. Mittlerweile brennt am Waldrand unbeaufsichtigt ein nach Forstarbeiten aufgeschichteter Reisighaufen. Das würde zu Hause aber ganz schnell die Melde-, Ordnungs- und Löschorgane auf den Plan rufen. Über den vom Morgen bekannten Hohlweg kehre ich hinunter nach Chudolazy zurück.

Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 45 min. Die Schwierigkeit ist auf weiten Strecken als T1 zu bewerten, die Auf- und Abstiege in den Hohlwegen und am Starý zámek Vidim als T2. Der fakultative Auf- und Abstieg am Pustý zámek Zakšín als T3/I.

Tourengänger: lainari


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