Chaiserstocksätz - Blüemberg - Misthufen

Eigentlich wollte ich heute den Chaiserstock begehen mit anschliessender Nordabfahrt ins Blüemalpeli. Diese Tour erfordert sehr sichere Verhältnisse, weshalb mir die bis 20cm Neuschnee mit Windeinfluss ziemlich ungelegen kamen. Und auch im heiklen Fussaufstieg wünscht man sich eigentlich trockene Verhältnisse. Ein Augenschein vor Ort schadet nichts, dachte ich mir, und stieg trotzdem Richtung Chaisertor... Dort gebot mir das Bauchgefühl aber Einhalt. Macht nichts, im Lidernengebiet finden sich ausreichend Gipfelziele. Und vor allem fand ich an diesem Prachtstag schönsten Pulverschnee und konnte fast durchgehend First Lines setzen!

Mit etwas Warterei an der Talstation in Chäppeliberg hätte ich durchaus leben können. Aber nein, bereits nach einer Minute werde ich ins Bähnli verfrachtet... Als Alleingänger ist man auch in dieser Hinsicht flexibler. Als ich schliesslich um 8:15 in Gitschen (1716m) loslaufe, verdecken noch letzte Wolken den Himmel. Doch bald schon wird sich das herrliche Frühlingswetter aus Westen endgültig durchsetzen. Ab der Hütte folge ich einer frischen Spur Richtung Chaiserstock. Das coupierte, frisch verschneite Gelände ist an Lieblichkeit kaum zu überbieten (ganz im Gegensatz zum Sommer), die ideale Linienwahl hingegen nicht offensichtlich. Aber was sind schon ein paar Höhenmeter mehr oder weniger.

Bis zuletzt spiele ich mit dem Gedanken, den Chaiserstock zu begehen. Doch schlussendlich sind es einfach zu viele Fragezeichen: Steiltraverse ins Chaisertor, heikler Fussaufstieg, Steilabfahrt ins Blüemalpeli. Und je weiter man gekommen ist, desto schwieriger wird der Verzicht. Drum schiebe ich rechtzeitig den Riegel vor und peile stattdessen den ersten Chaiserstocksatz (2261m) an, welcher sich bei vernünftiger Linienwahl selbst an kritischen Tagen begehen lässt. Man geniesst von hier eindrückliche Blicke in die mächtigen Abbrüche am Fulen und Chaiserstock. In möglichst direkter Linie - schneller, aber unbequemer - ziehe ich weiter zum zweiten Chaiserstocksatz (2366m), wo ich zeitgleich mit den Vorspurern eintreffe. Auch sie zwei verzichteten nach der Beurteilung vor Ort auf ihr ursprüngliches Ziel Chaiserstock.

Nach einem Schwatz mache ich mich an die jungfräuliche Abfahrt zum Schnüerstocksattel: schöner Pulverschnee auf leicht harschiger Unterlage. Natürlich ist es an diesem Prachtstag noch viel zu früh für die Talbabfahrt. Also Querung unter dem Chli Chaiser, wo ich eine grosse Gruppe überhole. Nun darf ich - zu meiner Überraschung - bis ins Blüemalpeli anspuren. Chronenstock oder Blüemberg? Bis zuletzt schlage ich mich mit diesem Luxusproblem rum.... Schliesslich folge ich einer soeben angelegten Spur durch die Blüembergmulde, welche ab Hütte offenbar weiter nach Norden ausgeholt hat. Nach dem kurzen Fussaufstieg treffe ich auf dem Blüemberg (2405m) auf die drei Vorspurer. Wetter und Panorama lassen keine Wünsche übrig, so dass ich eine ausgiebige Mittagsrast geniesse.

Nun zur Abfahrt. Idealerweise kann man vom Gipfel direkt in den steilen NE-Hang einfahren. Dafür liegt nicht mehr genug Schnee. Die Vorspurer holen deshalb nach Norden aus. Mir ist diese Variante suspekt, weil sie von oben nicht einsehbar ist und ich sie noch nie gefahren bin. So steige ich stattdessen, die Skier am Rucksack, vorsichtig zu Fuss in den Hang ab (Übersicht). Anschliessend herrliche Abfahrt nach Rupperslaui. Überraschend komme ich auch hier zu First Lines, weil die Vorspurer nach einem Verfahrer zurücksteigen mussten. 

Immer noch nicht genug felle ich ein drittes Mal an und ziehe in einer Viertelstunde zum unauffälligen Misthufen (2232m) rüber. Von hier über den Grat zurück nach Westen an den Fuss des prägnanten Felskopfs P. 2267. Den exponierten Schlussaufstieg zu dessen Kreuz erspare ich mir und mach mich an die lange Talabfahrt via Löcheren. Diese lässt keine Wünsche übrig. Vor dem Chli Achslenstock fahre ich in den westlichen Kessel ein und folge alles dem schwachen Rücken bis runter zur Forststrasse nach Rotenbalm. Kaum zu glauben, aber auch hier darf ich nochmals First Lines setzen, denn die Vorfahrer haben die offizielle Route nach Westen verlassen, um Höchi ohne Wiederaufstieg zu erreichen.

Bei der oberen Brücke felle ich ein letztes Mal an und steige über die arg aufgeweichte Unterlage die wenigen Höhenmeter ins Riemenstaldner Tal rüber. Von hier, mehr Pflicht als Kür, über klebrigen Nassschnee zurück nach Chäppeliberg (1184m).


Zeiten
1:35  Chaiserstocksatz P. 2366
1:10  Blüemberg (teils gespurt)
0:30  Misthufen (gespurt)
1:00  Chäppeliberg


slf mässig (ab 1800m, alle Expositionen)