SKT Grünstein (2661m) - Spannende Überschreitung


Publiziert von AIi , 25. März 2016 um 22:35.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:19 März 2016
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m

Der Grünstein in den westlichen Mieminger Bergen ist noch ein Gipfel den man sich richtig verdienen muss. Einen technisch einfachen Anstieg gibt es Sommers wie Winters nicht und konditionell ist die Besteigung als Tagestour auch meist recht anspruchsvoll. So ist zum Beispiel der Normalweg von Süden durch die Riffelrinne  im aperen Zustand mit Kletterei bis in den dritten Grad verbunden - vorausgesetzt man findet überhaupt den richtigen Weg im Labyrinth aus Rinnen und Türmen. Auch die Route durch die Nordrinne im Frühsommer hat mit einer Neigung bis zu 50° den Touch einer anspruchsvollen Hochtour - zudem ist man am Ende Rinne noch ein gutes Stück vom Gipfel entfernt.
Beide Routen lassen sich zumindest theoretisch auch im Winter im Rahmen einer alpinen Skitour begehen - am abwechslungsreichsten ist natürlich die Überschreitung mit der Verbindung beider Anstiege. Doch auch der Winter hat seine Nachteile, so muss man zum Beispiel absolut sichere Verhältnisse und eine ideale Schneelage abwarten wenn man über die meisten Kletterstellen spazieren möchte. Und auch dann sind es immer noch 500 steile Höhenmeter mit Ski am Rücken, Kletterstellen je nach Schneelage von II bis III, eine bisweilen unangenehme Wechte über der Nordrinne sowie eine rassige Steilrinnenabfahrt. Wen dies jedoch nicht abschreckt, der erlebt eine genial abwechslungsreiche alpine Skitour der es an nichts fehlt!


Los geht es ziemlich früh um 5 Uhr am Parkplatz der Marienbergbahn in Biberwier. Anfangs noch im Dunkeln schlurfen wir müde über die Piste hinauf zum Marienbergjoch und von dort weiter auf guter Spur zum 2126m hoch gelegenen Hölltörl. Bis hierhin ist die Tour noch recht unspektakulär und vielbegangen, ist sie ja Teil der beliebten Grünsteinumfahrung. 

Am Joch machen wir die erste Rast und tauschen die Ski gegen Steigeisen. Zu Fuß geht es nun den Lawinenkegel unterhalb der auffälligen Rinne in der Südflanke des Grünstein hinauf. Bald ist der eigentliche Beginn der Rinne erreicht und diese führt uns zunehmend steil in einem Linksbogen zur ersten Kletterstelle des Tages. Aufgrund der nicht allzu hohen Schneelage ist die Rinne nämlich auf einem kurzen Stück ausgeapert bzw. die plattigen Felsen sind mit einer dünnen Schicht Eis überzogen. Nach kurzem Beratschlagen entscheiden wir uns die Rinne an der rechten Begrenzungskante zu umgehen und anschließend wieder in die Rinne zu queren (II+,III -). Anschließend geht es steil weiter und die Rinne verzweigt sich, wir nehmen die rechte Variante. Diese führt uns in die große Schneeflanke auf der Südseite des Grünstein welche wir nun langsam auf teils gefrorenem, teils oberflächlich durchnässten Schnee empor steigen. Unterhalb des Gipfels queren wir aus der rechten Seite der Flanke über eine kleine Wechte nach Westen. Von dort gelangt man über eine felsigen Schlussanstieg zum Gipfel des Grünstein. Allgemein variiert die Schwierigkeit des Anstiegs von Süden stark je nach Schneelage, Temperatur und anderen Faktoren. Sichere Verhältnisse, gute Schneelage und trotzdem Kletterfertigkeiten bis in den 3. Grad sind wichtig - Zudem ein ein ausgeprägter Orientierungssinn!

Die Aussicht vom Grünstein ist sehr beeindruckend, vom Weitblick nach Süden und Westen sowie der Sonnen- und Zugspitze ist alles dabei. Einen Tiefblick ins Drachenkar wagen wir jedoch nicht, da der Gipfelgrat stark überwechtet ist.

Als Abstieg wählen wir die Querung hinüber zur Nordrinne mit anschließender Abfahrt ins Drachenkar. Dazu geht es vom Gipfel zunächst identisch in einem Rechtsbogen zurück in unsere Aufstiegsrinne. (Diese mündet unmittelbar östlich vom Gipfel in den Grat) Die Querung aus dieser Rinne nach Osten verhindert eine sperrende Wechte, welche wir nur sehr vorsichtig durch steiles Gelände an derem oberen Rand umgehen können. Danach öffnet sich ein großes Schneefeld durch welches wir absteigend hinüber zum Einstieg der Nordrinne queren. Bei der Querung hält man sich ein gutes Stück unterhalb des Grates, unterhalb einzelner Felsen die aus dem Schnee herausschauen können.

Am Beginn der Nordrinne angekommen, stellten wir fest, dass der Eingang stark überwechtet ist, sogar der Durchschlupf am linken (westlichen) Rand. Zum Glück überraschte dies meinen erfahrenen Mitgeher keineswegs, er hatte sogar für die Mitnahme von Klettergurt, Bandschlingen und einer Reepschnur gesorgt. So konnte ich gesichert, mit ihm als Gegengewicht, mit der Lawinenschaufel einen Durchgang graben, was immerhin eine halbe Stunde dauerte.

Anschließend stiegen wir in die Rinne ein, die im oberen Teil um die 50 Grad und recht schmal ist. An der Stelle wo die Rinne in Abstiegsrichtung nach links abbiegt, schnallten wir die Ski an und fuhren den Rest in schönem Pulver durch immer noch 45 Grad steiles Gelände ab. Im Drachenkar kamen wir bald in Schnee mit  leichtem Deckel, in der Nähe der Coburger Hütte dann absoluter Bruchharsch. Wer nicht verfrüht anfellen oder mit Fellen abfahren möchte, der muss sich im Drachenkar ganz links (westlich) unterhalb der Wände des Drachenkopf halten.

Nördlich des Drachenkopf in der Nähe der Coburger Hütte fellten wir erneut an und schlurften nochmal eine gute Viertelstunde hinauf zur Biberwierer Scharte. Von dort folgten wir vielen Skispuren entlang des Sommerwegs durch gut fahrbaren Nassschnee im letzten Tageslicht hinab ins Tal. Unten raus war es lange ein Gerutschte auf Schneeresten durch den Wald - ab dem Fahrweg war dann Schluss und die letzte halbe Stunde hieß es Genusswandern zurück zur Piste. 

Schwierigkeiten:
-Marienbergpiste und weiter zum Hölltörl: L
-Südanstieg Grünstein (Riffelrinne) im Winter: stark von Schneelage abhängig, sichere Verhältnisse, Pickel, Steigeisen, etc. notwendig, Kletterei bis III, Orientierungssinn wichtig
- Querung zur Nordrinne: Ab Mittag oft durchfeuchtet, unterm Gipfel Wechten
- Nordrinne: Oft überwechtet, oben 50°, ab dem Knick 45°
- Drachenkar bis Biberwierer Scharte: einfach
- Abfahrt von der Scharte: ZS (bis 35°), unten dichter Wald und oft aper
Gesamtbewertung: SS II

Fazit: 
Anspruchsvolles und abwechslungsreiches Skibergsteigen auf einen exklusiven Gipfel. Obwohl das besondere Augenmerk nicht auf der Abfahrt liegt, hat man mit der Nordrinne eine rassige Steilabfahrt die je nach Geschmack noch verschärft werden kann. 

Tourengänger: AIi


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