Winterzustieg zur SAC Rugghubelhütte von der Bannalp aus


Publiziert von Chrichen , 7. April 2016 um 08:26.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:19 März 2016
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: Ruch- und Walenstockgruppe   CH-OW   CH-UR   Chaiserstuelgruppe   CH-NW 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 400 m
Strecke:ca. 9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Wolfenschiessen / Bus bis Oberrickenbach, Talstat. LFCH (Fell) / Luftseilbahn bis Chrüzhütte
Unterkunftmöglichkeiten:SAC Rugghubelhütte (Winterraum)

Ein Traumwochendene stand bevor: schönestes Wetter, kaum Wind und eine relativ sichere Lawinenlage. Da musste eine Traumtour her! Und schon länger träume ich von einem Besuch vom Engelberger Rotstock und Wissigstock im Winter.

Am liebsten hätte ich an diesem Wochenende eine Tour mit meiner Frau unternommen. Doch leider war sie beruflich verhindert, und ich musste alleine etwas unternehmen. So kam ich zum Schluss, das der Moment reif ist, diese eher lange Wunschtour aus dem Vorratsschränklein zu nehmen. Sie ist bestens dokumentiert von budget5 *hier und marmotta *hier und *hier. Diese mit wunderschönen Bildern untermalten Berichte waren schlussendlich auch der Anstoss meiner Begeisterung für die beiden Gipfel.

Als Tagestour mit Schneeschuhen sind der Engelberger Rotstock und Wissigstock ein ambitiöses Projekt, vor allem wenn man auf den ÖV angewiesen ist. Deshalb habe ich mich beim sympatischen Hüttenwart der SAC Rugghubelhütte für eine Übernachtung im Winterraum angemeldet. Kochmöglichkeit, warme Decken, Getränke, alles sei vorhanden. Nur das Essen müsse man selber mitnehmen. Drei weitere Personen würden ebenfalls am Wochenende übernachten, so hiess es. Darüber war ich als Alleingänger nicht unglücklich.

Bergstation Luftseilbahn Chrüzhütte - Bannalper Schonegg
Dank der geplanten Übernachtung ist Zeitdruck kein Thema mehr. Dennoch reise ich schon mit der ersten ÖV-Verbindung zur Bannalp, wegen der mittlerweile frühlinghaften Bedingungen.

Das erste Teilstück bis zum Bannalper Schonegg ist mir von einer *Schneeschuhwanderung zum Chaiserstuel vor fast exakt einem Jahr bestens bekannt. Schon von Beginn an wärmen die Sonnenstrahlen, und es herrscht angenehmes Pulloverwetter. Ich wähle wie schon beim letzten Mal den schnelleren Weg via Bächholteren und P.2029, dem Sommerwanderweg entlang. Diese Route sollte im Frühjahr nicht allzu spät begangen werden, da sie an lawinösen Südhängen vorbeiführt. Die Schneedecke ist noch gefroren, was ein rasches Vorankommen auf der gut ausgetretenen Spur erlaubt. Für einmal scheinen die Schneeschuhgeher in der Überzahl zu sein. Zusammen mit zahlreichen anderen Leuten gehe ich dem Bannalper Schonegg entgegen, wobei ich den Schlussaufstieg in Diretissima mache (gut 30° über 150 Höhenmeter). Das Bannalper Schonegg wartet mit einigen tollen Ausblicken auf, obwohl die Sicht ins Flachland etwas getrübt ist.

Bannalper Schonegg - Rot Grätli
Nach einem kurzen Wortwechsel mit anderen Schonegg Besteigern mache ich mich auf den Weiterweg zum Rot Grätli. Es sollte nun um einiges einsamer werden. Erstes Hindernis ist gleich die Wechte beim Bannalper Schonegg, die es zu überwinden gilt. Etliche Skispuren führen über die Kante. Ich würge mich mit angezogenen Schneeschuhen irgendwie durch. Die darauffolgende Traverse ist dann äusserst unangenehm. Zunächst geht es auf guter Spur in den sehr steilen aber sanft auslaufenden Nordosthang hinein (>35°). Dann kommen jedoch zwei längere Stellen, wo die Schneedecke windgepresst und pickelhart ist. Vor allem die zweite davon kurz vor Ende der Querung bereitet mir Mühe, und ich bin froh, dass niemand bei meinen Turnübungen zuschaut. Der Pickel befindet sich natürlich am Rucksack anstatt in der Hand. Bei einem nachfolgenden Skitourengänger entschuldige ich mich für die möglichen Schäden an der Spur. Er nimmt das aber sehr locker. Jedenfalls war es keine gute Idee, die Querung bei den gegebenen Bedingungen zu machen. Es steht fest, dass ich sie beim Rückweg umgehen werde, was unter einem Verlust von ca. 100 Höhenmeter gut möglich ist.

In einer neuen Geländekammer verlaufen nun die nächsten Meter recht flach, bevor man wieder leicht ansteigend eine Anhöhe über dem Unter und Ober Engelberger Egg gewinnt. Der Engelberger Rotstock ist nun schon nahe, und der Aufstieg zum Rot Grätli lässt sich ebenfalls begutachten. Eine grosse Gruppe befindet sich gerade im oberen Drittel, während ich eine gemütliche Pause im Gras einlege. Steil sieht es aus!

Zuerst wartet aber noch ein langgezogenes relativ flaches Teilstück an den eindrücklichen Felswänden von Oberberg und Hasenstock vorbei mit stets wechslender Schneequalität. Wie so oft erscheint der Aufstieg zum Rot Grätli aus der Nähe schliesslich um einiges zahmer. Mal auf tragender Schneedecke mal im Bruchharsch und mal in weichem Schnee gewinne ich langsam an Höhe. Der Übergang auf den Grat ist schon ziemlich steil, aber bei den aktuellen Bedingungen völlig unproblematisch.

Auf dem Rot Grätli kommt man in den Genuss eines weiten Panoramas in Richtung Südwest mit Titlis und den Berner Hochalpen. Eindrücklich sind der Hasenstock und Ruchstock, und auch der Engelberger Rotstock zeigt sich aus nächster Nähe. Es ist erst früher Nachmittag, und der weitere Abstieg zur bereits sichtbaren Rugghubelhütte scheint bei genügendem Sicherheitsabstand zu den angrenzenden Südflanken unproblematisch. Deshalb mache ich eine sehr ausgedehnte Pause von über einer Stunde und geniesse die wärmende Sonne, bevor ich mich auf den Weiterweg mache. Unglaublich schön ist es hier!

Rot Grätli - SAC Rugghubelhütte
Das letzte Teilstück hinunter zur Hütte zieht sich nochmals ein wenig in die Länge, ist aber keine grosse Sache mehr. Ich halte mich möglichst weit fern von den steilen Südflanken vom Hasenstock und Ruchstock. Zahlreiche Hügel liegen auf dem Weg, die umgangen oder überschritten werden können. Ca. um 15:30 Uhr erreiche ich die Rugghubelhütte, wo sich die drei anderen Übernachtenden gerade auf der Terrasse in der Seilhandhabung üben. Nach zwei sonnigen Stunden auf der Terrasse folgt ein kühler aber gemütlicher Abend in der bestens ausgestatteten Hütte.

Der Winterzustieg zur Rugghubelhütte ist schon für sich genommen eine empfehlenswerte Tour. Die Übernachtung in der Hütte war sehr angenehm. Ein Zustieg ab Engelberg / Brunni ist im Winter übrigens nicht möglich, unter anderem, da die Hütte in einem Wildschutzgebiet liegt. Der Bericht vom zweiten Tag findet sich *hier.

SLF: mässig (Zunahme der Gefahr von Nassschneelawinen im Tagesverlauf)

Tourengänger: Chrichen


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