Martinsloch, Piz Dolf, Piz Sardona und Piz Segnas


Publiziert von Schlomsch , 1. Mai 2016 um 14:46.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:12 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-SG   CH-GL   Segnas-Vorabgruppe 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m

Wunderbare Rundtour von Elm durchs Martinsloch zur Fuorcla Raschaglius, Überschreitung des Piz Dolf zum Sardonapass, via Kantonsgrenze zu Piz Sardona und Piz Segnas und über den Segnespass zurück nach Elm.

Das Martinsloch habe ich schon zwei Mal besucht, jeweils im Auf- und Abstieg von der Bündner Seite. Den Segnespass habe ich dabei als schöner empfunden (vgl. *hier). Eine ganz andere Qualität hat die Durchschreitung des Martinslochs von der Glarner Seite: Das Ambiente im Halbdunkel hoch zum lichtdurchfluteten Martinsloch ist einzigartig und hat mich schwer beeindruckt.

Auch auf dem Piz Dolf war ich noch nie, auf Piz Segnas und Piz Sardona schon oft, aber noch nie von Süden. Nur logisch also die Durchschreitung des Martinslochs mit der Überschreitung des Piz Dolf zu verbinden. Zum Piz Sardona dann via Kantonsgrenze. Ist etwas schneller als die Normalroute über den Mittelgrat.

Das bisher gesagte gilt für dieselbe Tour vor zwei Wochen. Die Route hat mir damals so gut gefallen, dass ich sie heute wiederhole. Leider setzt heute entgegen den Wettervorhersagen der Föhn bereits am Vormittag ein. So wird das jetzt eine eisige Nebeltour mit sehr viel Wind, die nur geht, weil ich die  Route noch frisch im Gedächtnis habe.

Durchs Martinsloch
 
Von Nideren auf dem markierten Weg Richtung Segnespass bis etwa 2460m, dann hier den Weg nach rechts verlassen um auf etwa 2440m entlang den Felsen die gute Wegspur zum Martinsloch zu finden. Mit guter Wegspur und Fixseilen versehen ist der Weg von der Glarner Seite zum Martinsloch kaum mehr als T4.

Im Gegensatz dazu wird die Bünder Seite eher schwieriger. Durch die häufigen Begehungen ist viel Schutt abgetragen worden, sodass jetzt mehr und mehr über blanke Felsplatten aufgestiegen werden muss. Für mich ist die Bündner Seite deshalb mehr T5 als T4, bei der heute herrschenden Nässe sowieso. 

Bei Punkt 2465 erreiche ich den Wanderweg, der von Muletg da Sterls auf den schönen Aussichtspunkt La Siala (2459m) führt. Weiter auf dem Wanderweg etwas langwierig um die Plaun Segnas Sura herum zur Fuorcla Raschaglius (2551m). 

Über den Piz Dolf

Der Südgrat zum Piz Dolf wird recht oft begangen. In den einfacheren Passagen haben sich bereits Wegspuren gebildet. Schwierigkeiten bietet der Grat sowieso nur unterhalb der Hauptüberschiebungslinie. Da besteht der Grat aus lehmigem Grund, Schutt und vertikal gestellten Kalkplatten.

Die Schwierigkeiten am Südgrat liegen bei trockenen Verhältnissen im unteren T5-Bereich. Vor 2 Wochen, bei bestem Wetter, war das kein Problem. Heute bei Nässe und Lehm an den Sohlen ist die Kletterei über die Kalkplatten grenzwertig.

Vom Piz Dolf zum Sardonapass markieren Steinmänner den Weg. Heute im dicken Nebel wünsche ich mir deutlich mehr davon. Trotz kurzen Verhauern erreiche ich den Sardonapass ohne allzu viel Zeit verloren zu haben.

Piz Sardona via Kantonsgrenze

Eine schlechte und veraltete Beschreibung der Route findet sich in den Clubführern unter  "Vom Sardonapass durch die Couloirs" (Glarner Alpen) bzw. "Durch die Ostcouloirs" (Ringelspitz/Arosa/Rätikon). Da steht jeweils "in der Nähe der Kantonsgrenze ziehen sich zwei Kehlen durch den Veruccanoabsturz".

In einer ersten Überarbeitung würde ich das so formulieren: "Vom Sardonapass wird der Veruccanoabsturz entweder unmittelbar östlich der Kantonsgrenze über eine steile Rampe erstiegen (III), oder weiter östlich einfacher, aber länger, durch ein vom Sardonagletscher hochführendes Couloir (II). Letzteres wird entlang der Überschiebungslinie querend erreicht."

Vor zwei Wochen bin ich über die Rampe hoch, für heute habe ich das Couloir geplant. Bei der aktuellen Sicht bin ich aber schon froh, überhaupt  die Rampe wiederzufinden. Bei der heutigen Nässe ist die Rampe noch etwas schwieriger (III+). Für diejenigen, die mit Seil unterwegs sind: Die Rampe ist mit Bohrhaken gesichert.

Auf dem Piz Sardona reisst die stürmische Wolkendecke gegen Osten kurz auf und lässt mich dieses Foto mit etwas blauem Himmel machen. Die Wolkendecke schliesst sich aber gleich wieder. Mit kaum Sicht geht es weiter zum Piz Segnas.

Piz Segnas und Segnespass

Leichter Regen und viel Wind empfangen mich auf dem Piz Segnas. "Meine" Gamelle mit "meinem" Gipfelbuch finden ich horizontal liegend unter dem Gipfelsteinmann. Kein Wunder ist es nass, denn die Regeln für ein trockenes Gipfelbuch in einer Gamelle lauten (1) Gamelle hochstellen und (2) die Gamelle oben im Steinhaufen verstauen.

Der Abstieg vom Piz Segnas ins Muletg da Sterls ist bei Ausaperung einfach (T4), der Gegenanstieg bis zur den Stahltreppen zum Segnespass kaum ein T3. In der Segnespass Mountain Lodge bleibe ich noch auf ein Bier. Bei dem Wetter heute finden sich nur zwei Gäste zur Übernachtung ein. Leider ist auch Raini, der Besitzer der Lodge, nicht vor Ort.

Von der Lodge erreiche ich in einer guten Stunde die letzte Tschinglenbahn. Auf die letzte Bahn wartet auch der Elmer Schafhirt, mit welchem ich schon letztes Jahr ins Tal gefahren bin. Die Fahrt dauert heute länger als normal. Der Föhn schaukelt uns ganz schön durch, die Kabine fährt langsam und legt bei jeder Böe einen längeren Halt ein.

Fazit

Das absolute Highlight der Tour ist die Durchschreitung des Martinslochs von der Glarner Seite. Für mich eine der wunderbarsten Touren im UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona. Selten hat mich eine derart kurze und realtiv einfache Route so beeindruckt!

Weitere Highlights der Tour sind die Überschreitung des Piz Dolf  - im trockenen Zustand zwischen T4 und T5 - und die Wanderung vom Piz Sardona zum Piz Segnas - bei Ausaperung T2.

Tourengänger: Schlomsch


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Kommentare (4)


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silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 2. Mai 2016 um 13:03
Danke für die wunderschönen Fotos!

Felix hat gesagt:
Gesendet am 2. Mai 2016 um 16:37
super Tour - und ebensolche Fotos, mit bester "Wegführung"!

lange schon steht diese Tour auf der Wunschliste - deinen Bericht speichere ich ab für die Umsetzung meinerseits.

besten Dank, lg Felix

Schlomsch hat gesagt:
Gesendet am 3. Mai 2016 um 19:36
Da freue ich mich schon mal auf Deinen Bericht. Du hast ein gutes Auge für Fotos. Bin ja gespannt, was für tolle Bilder Du von der Tour mitbringst.

Gruss Schlomsch

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Mai 2016 um 07:38
besten Dank - und hoffentlich demnächst ;-)

lg Felix


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