Großer Daumen


Publiziert von kleopatra , 7. Februar 2016 um 16:37.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 6 Februar 2016
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 1230 m
Abstieg: 1230 m

Heute war einer dieser Tage, wo man einen Ausflug auf einen der Klassiker der Region wagen konnte. Am Tag zuvor gab es noch frischen Schnee von Frau Holle und so konnte man riskieren, auf diesem beliebten Berg noch seine eigene Abfahrtsspur zu ziehen.

Wir nahmen den ersten Bus von Hinterstein zum Giebelhaus, der auch voll besetzt war. Gott sei Dank verliefen sich die Leute im Tal recht gut und wir waren im Aufstieg 'unter uns'. Zum Routenverlauf möchte ich gar nicht viel schreiben, da dieser von simba schon sehr gut in seinem Tourenbericht dokumentiert wurde. Der Gipfel selbst versteckt sich hinter dem kleinen Kreuz am Vorgipfel, das in besseren Wintern wahrscheinlich gar nicht ersichtlich ist. Direkt vor dem Gipfel trafen wir dann auf eine grosse geführte Gruppe, die sich natürlich direkt auf der Aufstiegsspur breit gemacht hatte. Naja, wir dachten uns unseren Teil und quetschten uns schnell an der Gruppe der Kategorie 'wir gehen einmal pro Jahr auf Schitour, aber dann nur auf die Klassiker' vorbei und genossen die Aussicht auf das tief unter uns liegende Sonthofen.

Die Abfahrt folgte bis zur Käseralp der Aufstiegsspur, wobei die Bedingungen von Pulver, nassem Pulver, leicht gedeckeltem Pulver und Nasschnee reichten. Also Konzentration war immer gefragt! Ab der Käseralpe nahmen wir dann die direkte Variante zur Engeratsgundhof, die wohl nach dem heutigen Tag maximal noch 2 Sonnentage verträgt bevor die Wiese wieder durchkommt. Dann ging es über den Ziehweg wieder raus zum Giebelhaus.

Tourengänger: kleopatra


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Kommentare (3)


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rascr hat gesagt:
Gesendet am 7. Februar 2016 um 17:24
Gratuliere zur seltenen Gelegenheit auf der Tour (fast) allein gewesen zu sein - aaaber: du hast ja, scheint es, eine Menge Erfahrung, deswegen würde mich interessieren wie bei euch so im groben die Risikoabwägung gelaufen ist.

Wie kommst du von Lawinenwarnstufe 3, ungünstig N über O bis SO, dazu Altschnee, Treibschnee, Gleitschnee, Tageserwärmung etc.pp. zu der Aussage:

"Heute war einer dieser Tage, wo man einen Ausflug auf einen der Klassiker der Region wagen konnte. Am Tag zuvor gab es noch frischen Schnee von Frau Holle und so konnte man riskieren, auf diesem beliebten Berg noch seine eigene Abfahrtsspur zu ziehen."

Stellenweise war deine Abfahrt >40° steil, Neuschnee mit folgender Tageserwärmung, die Ausrichung der Tour ist insgesamt S/SO, > 2000hm bist du nen Steilhang runter, gegen 13.00 (!) auf S nen Grashang ... gerade entsprechend den Gefahrenstellen aus dem LLB.

In Tirol sind 18 Lawinenereignisse und 5 Tote für den 06.02. dokumentiert ... ich will dich nicht kritisieren, aber ich wäre selbst gerne auf Tour gegangen und habs gelassen.

Wäre klasse wenn du mir ein paar Tips geben würdest wo ich falsch lag.

Danke dir und schönen Sonntag!

kleopatra hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Februar 2016 um 22:21
Hallo rascr,

danke Dir für Deine Überlegungen und ist gut, wenn man solch heikle Themen diskutiert! Ich möchte somit gerne auf Deine Bedenken näher eingehen:

Wie ich geschrieben habe, waren wir im Aufstieg mal 'unter uns', leider hielt sich dieser Zustand nicht den gesamten Tag und in Summe fanden sich ca. 50 Tourengeher auf der Tour wieder.

An besagtem Tag herrschte Lawinenwarnstufe 3 über und 1 unter der Waldgrenze (wir haben den Bericht um 09:20 im Bus nochmals abgerufen). Uns war somit klar, dass wir eventuell auf den Gipfelhang verzichten mussten, da dieser ja stellenweise zwischen 35° und 39° laut Hangneigungskarte auf alpenvereinaktiv aufweist.Über der Waldgrenze stellte sich dann heraus, dass der Altschnee gut mit dem Neuschnee verbunden war und davon oben auch nur mehr sehr wenig (ca. 10-15cm) auf einer soliden Altschneedecke lag. Zusätzlich war die Schneedecke am Gipfelhang immer wieder durch Steinpassage durchbrochen, was auf eine geringe Schneemächtigkeit des recht homogenen Hang schließen ließ. Als wir den Gipfelhang das erste mal sahen, war dieser bereits stark zerfahren, bis wir abfuhren noch mehr, womit das Risiko weiter reduziert wurde. In Summe mit den vorher genannten Punkten für uns ein vertretbares Risiko.

Was den Rest der Abfahrt anlangt fanden sich bis zur Käseralpe feuchte, aber in keinster Weise mehr als 30cm durchfeuchtete Hänge. Auch aus den umliegenden Hängen waren keine Nasschneerutsche zu beobachten und von den steileren Wänden unterhalb 'am Mutzen' konnte man ausreichend Abstand halten. Ab der Käseralpe herrschte Nasschnee, dessen Mächtigkeit allerdings zu gering war bzw. auch die Neigung zu wenig, als dass hier größere rasch abrutschene Schneepakete zu erwarten gewesen wären.

Das waren in Summe unsere Überlegungen und dann vor Ort Beobachtungen und darausfolgende Entscheidungen. Natürlich sind und entstehen diese Entscheidungen immer aus einem Sammelsurium bisheriger Erfahrungen und dem momentanem Informationsstand und sind damit stark individuell geprägt. Ich möchte damit auch keine Aussage darüber treffen, ob unsere Entscheidungen an diesem Tag richtig oder falsch waren, sondern nur die für uns vorhandenen Entscheidungsgrundlagen darlegen.

Ich hoffe, ich bin dem einigermaßen nachgekommen.

lg kleo

rascr hat gesagt: RE: Super
Gesendet am 8. Februar 2016 um 23:33
Danke Dir sehr dass du so ausführlich geantwortet hast.
Mir helfen solche Diskussionen echt sehr gut weiter, Bekannte von mir waren an dem Tag am Nebelhorn freeriden.

Deine Ausführungen sind vollkommen nachvollziehbar, werde das jetzt mal zur Übung einem 3x3 unterziehen. ;-)

Tatsächllich kann man die Entwicklung der Naßschneerutsche im Früjahr das Tal rauf super beobachten und einschätzen.

Ich hatte aufgrund der allgemein ungünstigen Bedingungen einfach grundsätzlich davon abgesehen etwas off-piste ins Auge zu fassen und es hat mich echt geärgert. Trotzdem würde ich wieder so entscheiden.

Hatte letztes Jahr ein paar ungute Erfahrungen machen müssen, und übe mich gerade darin immer auf der möglichst sicheren Seite zu bleiben.

LG
rascr


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