Furggahorn (2727 m) bei dürftiger Schneelage und überraschend viel Sonne


Publiziert von marmotta , 10. Januar 2016 um 20:19.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum: 8 Januar 2016
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Arosa - Stausee Isel - Furggawald - Furggaboden - Maienfelder Furgga - Furggahorn retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Arosa
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Arosa
Kartennummer:LK 1196 Arosa (1:25.000) oder Skitourenkarte 248S Prättigau (1:50.000)

Allerorts mangelt es derzeit an Schnee. In Graubünden ist es besonders arg, in weiten Teilen Mittel- und Südbündens waren die Hänge vor den Schneefällen diese Woche bis hinauf in die Gipfelregionen fast aper. Zusätzlich verschärft wurde die für Tourengänger ungünstige Situation durch den starken Westwind der vergangenen Tage, der zeitweise in Sturmstärke blies und den Neuschnee so verfrachtete, dass Hänge der Expositionen West, Südwest und Süd nur hauchdünn mit Schnee bedeckt sind, während in den Leeseiten der pulvrige Schnee knietief auf einer hartgefrorenen Altschneedecke liegt - und die entsprechenden Hänge im Hinblick auf die Schneebrettgefahr ab einer bestimmten Steilheit tabu sind!
 
Vor diesem Hintergrund ist die Tourenauswahl naturgemäss schwierig und stark eingeschränkt. Leicht machte es mir lediglich die Wetterlage: bei der seit Tagen vorherrschenden Südwestströmung ist die Gegend zwischen Arosa und Davos ein guter Tipp, bilden sich doch hier im Schutze der Alpen am ehesten Schönwetterfenster mit strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, während es im gesamten Rest der Schweiz -mit Ausnahme des Südens- ganztags verhangen und regnerisch ist. So mache ich mich -den mutmasslich schlechten und mühsamen Schneeverhältnissen zum Trotz- auf den Weg nach Arosa, wo sich unweit des Skitrubels mit dem Gebiet rund um die Maienfelder Furgga, zwischen Amsel- und Tiejer Flue ein herrliches, einsames (Ski-)Tourengebiet befindet.
 
Bei realistischer Einschätzung kam der Einsatz von Tourenski trotz der verlockenden 20 cm Neuschnee nicht in Betracht, also greife ich auf die guten alten Schneeschuhe zurück. Allerdings ist mir von vornherein klar, dass diese Geräte bei den vorherrschenden Verhältnissen eher Mittel zum Zweck sind, als dass sie irgendeinen Genuss versprechen würden: Entweder man sinkt im grundlosen Schnee gnadenlos bis zum Boden durch oder man läuft auf Felsen, Wurzeln oder kleine Bäumchen auf!
 
Schon der Fussmarsch von cff logo Arosa (1739 m) hinunter zum Stausee Isel (1600 m) ist weitaus weniger flott und spassig als dies mit Skis der Fall ist (die man dank der nur "weiss" geräumten Strassen in Arosa in der Regel bereits wenige Meter nach dem Bahnhof anziehen kann…). Nach gut 20 Minuten habe ich den Stausee erreicht und montiere -mit Verlassen des planierten Schlittel- und Winterwanderwegs - die Schneeschuhe. Überraschend treffe ich bei P. 1718 auf eine frische Skiaufstiegsspur, die vom Parkplatz am Isel herkommt. Dieser folge ich entlang des Wanderwegs durch den Furggawald, wo es immer wieder gewaltig unter meinen Schneeschuhen knirscht, wenn ich auf irgenwelche nur knapp unter der dünnen Schneedecke verborgenen Hindernisse auflaufe. Mit Skiern ist der Aufstieg (knapp) machbar, in der Abfahrt müssen die Skier jedoch während der gesamten Waldpassage getragen werden!
 
Im offenen Gelände oberhalb des Furggawalds hätte ich dann gerne auf Skis gewechselt, mit den Schneeschuhen sinke ich aufgrund der viel geringeren Auflagefläche selbst in der Skispur bei jedem Schritt bis zum Boden durch. Solche Verhältnisse verlangen vom Schneeschuhgänger -wie ich aus eigener Erfahrung weiss- eine gute Moral. Ans Aufgeben will ich aber nicht denken, zumal die Wolken immer wieder komplett aufreissen und der blaue Himmel zum Vorschein kommt. Mehr schlecht als recht arbeite ich mich durch den Latschengürtel zum Wegweiser bei P. 2156 hinauf. Das dort befindliche Bänklein fällt mir zum ersten Mal auf - kein Wunder, war es doch bei meinen bisherigen Skitouren in diesem Gebiet wohl immer unter meterhohen Schneemassen verborgen…
 
Bei angenehmen Temperaturen und nur schwachem Wind geht es durch das schöne Hochtal am Schiesshorn und den Nordwänden der Amselflue vorbei zur Maienfelder Furgga (2436 m). Dort, wo in den letzten 2 Tagen der Wind gearbeitet hat, zeigt sich ein eindeutiges Bild: Die Westflanken sind fast bis auf´s Geröll aper, der seidenfeine Pulverschnee wurde in die windabgewandten Hänge und Flanken verfrachtet, wo ein Fortkommen mit Schneeschuhen äusserst mühsam ist. Zum Glück dauert dieses Wechselbad der Gefühle nicht allzu lange an, denn ich steuere so bald als möglich den kurzen, aber steilen Südostgrat des Furggahorns an. Während die Skitourengänger, die ich nun weit oben in der Gipfelflanke erkennen kann, durch die Mulde südlich des felsigen Gipfelaufbaus aufgestiegen waren, wähle ich die für mich mit Schneeschuhen effizientere - aber eben auch deutlich steilere Route über den Grat. Mit einigem Felskontakt, aber ohne die Schneeschuhe abziehen zu müssen, erreiche ich den Sattel auf ca. 2550 m. Während entlang des Kamms sichere Verhältnisse herrschen, bilden sich bei jedem Schritt in der steilen Flanke östlich davon grosse Risse in der überhaupt nicht mit dem darunter liegenden Altschnee verbundenen Neuschneedecke. Ich bin gewarnt! Entlang der mächtigen Wächten steige ich mit den Schneeschuhen noch bis zu den Felsen der Gipfelflanke auf ca. 2630 m, wo ich -wie die beiden Skitourengänger, die gerade vom Gipfel zurückkommen- meine Schneesportgeräte deponiere. Der restliche Aufstieg über die fast apere Geröll- und Schutthalde ist nur zu Fuss möglich. Nach gut 2,5 h erreiche ich ziemlich erschöpft den Gipfel, wo nun doch ein zünftiger Südwestwind bläst. Gut eingepackt kann ich dennoch die fantastische Föhnstimmung geniessen, zum Glück setzt sich während meiner Gipfelrast die Sonne immer mehr durch.
 
Für den Abstieg wähle ich die zuvor mit den beiden Skitourengängern diskutierte und bei diesen heiklen Verhältnissen als absolut sichere Variante meiner Aufstiegsroute erscheinende  Linie vom Sattel auf ca. 2550 m durch die seichte Ostmulde und anschliessend in einem Bogen zurück zur Maienfelder Furgga. Hier geniesse ich an einem windgeschützten Felsen noch einmal ausgiebig die Sonne, bevor ich auf der Aufstiegsroute bis P. 1718 absteige. Da ich noch etwas Zeit habe und in Arosa diverse Einkäufe tätigen will, entscheide ich mich hier -entgegen meinem ursprünglichen Plan- nicht nach cff logo Litzirüti abzusteigen, sondern via Isel nach Arosa zu laufen. Dies erfordert allerdings einen Gegenanstieg von 150 Hm, welcher meinen müden Beinen gar nicht schmeckt…
 
Fazit:
 
Die Tour hat sich in erster Linie wegen der landschaftlichen Eindrücke und wegen des Wetters gelohnt. Die Schneeverhältnisse im Gebiet sind hingegen derzeit weder für eine Ski- noch für eine Schneeschuhtour lohnend. Somit heisst es: entweder abwarten, bis im Hochgebirge flächendeckend genügend Schnee für Skitouren liegt oder in tieferen Lagen mit Bergschuhen Wandern gehen! 

Tourengänger: marmotta


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