Pfade auf der Uetliberg-Westseite


Publiziert von 1Gehirner , 4. Januar 2016 um 21:15.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum: 3 Januar 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-ZH 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 370 m
Strecke:5 km (ca., alles zusammen)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SZU nach Ringlikon
Zufahrt zum Ankunftspunkt:SZU von Uetliberg

Unterwegs in einer Terra Incognita, letzte weisse Flecken auf der Landkarte eines Bergs, der wohl von vielen als maximal städtisch geprägt angesehen wird... weder die Landeskarten noch OpenStreetMaps oder GoogleMaps haben hier irgendwelche Wege verzeichnet. Geocaches, oft Wegbereiter für Trampelpfade, fehlen auf der Westseite des Uetlibergs fast völlig. Und dabei ist hier viel mehr Sonne zu erwarten als auf der Ostseite...
 
Also machte ich mich zu einer zweiten bzw. dritten Erkundungstour auf. Die Idee: Je einen Weg vom Jurablick nach Diebis, von der SZU-Bergstation nach Sellenbüren und vom Gipfel über die Westrippe ebenfalls nach Sellenbüren zu finden. Von allen angepeilten Wegen kannte ich den oberen Einstieg von den Wanderungen der letzten Tage.
 
Der Weg nach Diebis: Fehlanzeige. Bisher jedenfalls. Ich startete diesmal direkt von dem kleinen Kanal, der von der Bahnstrassenschleife ziemlich exakt westlich von P.750 abzweigt. Etwas tiefer beginnt der Trampelpfad, der den Kessel einige Meter traversiert (über die in der LK eingezeichnete "Brücke" hinaus), an einem umgestürzten Baum mit drangelehntem Zeugs rechts abzweigt und im Zickzack steil und rutschig hinunterführt. Im T3+-Gelände kam ich so bis zur verfallenden Hütte auf ca. 680m (südlich vom P.750), dann verlor ich den Weg aus den Augen. Markierte Bäume gibt es zuhauf, Wegspuren auch, aber der Wildwuchs ist hier ziemlich stark und keiner der Wege schien mir weiter als ein paar Meter zu führen. Alles vermutlich Singletrails, die nicht so oft genutzt werden. Ich wünschte mir eine Machete, schlug mich mühsam durchs stachlige Unterholz bis zum Fuss der steilen Rippe, die vom Café herkommt, fand auch hier wieder Spuren die Rippe hinauf (zu steil bei der heutigen Nässe) und unten drum herum, aber alle sehr wenig ausgeprägt. Auf alternativem Wegchen, das verfallende Haus und die schon verfallene Weganlage dorthin meidend, kehrte ich zum Trampelpfad zurück und stieg zurück zum umgestürzten Baum.
 
Dahinter geht auch eine Pfadserie weiter, die sich ebenfalls schnell verflüchtigt. Einer führt links hoch (nach wenigen Metern nicht mehr zu erkennen), einer geradeaus (wirkt abgerutscht). Wieder Sackgasse, also zurück zu P.750.
 
Hier ging ich ein Stückchen auf dem Coiffeurweg entlang, bis ich zur Kreuzung "Stationsweg" (ich nenn ihn einfach mal so, weil er zur SZU-Station hochführt) kam. Rechts führt der "Stationsweg" hinab nach Sellenbüren - vermute ich. Ihm folge ich (T2).
 
Nach wenigen Minuten verzweigt sich der Weg. Rechts führt er auf dem Grat weiter, links steigt er ins Tal hinab. Ich bleibe oben. Kurz darauf eine weitere Verzweigung, aber nur für wenige Minuten, der rechte Wegast führt über den "Gratgipfel", der linke drumherum. Dann geht es immer weiter auf dem Grat, sehr schön, gut gehbar (T2), bis vor den Hügel P.644. Von dieser Seite präsentiert er sich steil und erdig-wurzelig, ich verzichte auf eine Besteigung und folge dem nun immer wieder undeutlich werdenden Pfad nach rechts. (Später sehe ich den P.644 von unten und frage mich, ob man auch links herum hätte absteigen können...) Das Gelände wird steiler, der "Weg" besteht aus einer Serie von mehr oder weniger parallelen Bikespuren. Ich übersteige einen umgestürzten kleinen Baum (T3) und traversiere auf der deutlichsten Spur nach links, immer etwa auf gleicher Höhe, bis ich auf dem Wendeplatz am Ende der Räbächer herauskomme. Kein schönes Ende für einen Trampelpfad, aber in umgekehrter Richtung gut zu finden.
 
Nun gilt es, den Weg für den Wiederaufstieg zu finden. Ich gehe die Wiedelacherstrasse entlang, biege nach links in die Büelstrasse ein und dann wieder nach links in die kleine Fahrstrasse zum Wald. Dann nochmal in das Weglein am südwestlichen Waldrand entlang.
 
Hier wird es schwierig. Am Ende des Wegs gibt es zwar eine deutliche Rutschspur von Bikern, oberhalb davon aber keine erkennbaren Spuren, die auch für Fussgänger geeignet wären. Ich kämpfe mich an dem grossen Kompost- und Schnittguthaufen vorbei nach oben, auf eine kleine Ebene, und stehe unter einer gestuften Sandsteinwand. Durchquerungsversuche rechts herum muss ich bald aufgeben und steige vorsichtig wieder ab (T3+). Eigentlich hatte ich auf einen so deutlichen Weg gehofft, wie er von oben, vom Coiffeurweg aus zu sehen ist...
 
Ich gehe wieder zurück zur Wiedelacherstrasse und folge ihr aufwärts. Dort treffe ich ein Pärchen, das ebenfalls auf Erkundungstour ist, sie wissen aber leider auch nicht, wo ein Aufstieg zum Gipfel des Uetliberg möglich sein könnte. Oben auf der grossen Lichtung mit dem Waldlehrgebietsschild entdecke ich aber einen Pfad, der aus dem Unterholz herauskommt.
 
Wenn mich der heutige Tag etwas gelehrt hat, dann das: Pfade, die oben gross beginnen, können unten in hunderte von einzelnen Bikespuren ausfransen und nicht mehr als Weg erkenn- und gehbar sein. Pfade, die unten bereits als Bikepfad klar erkennbar sind, führen aber mit grosser Sicherheit gut ausgebaut nach oben. Zuversichtlich verlasse ich die beiden und steige in den Trampelpfad ein.
 
Tatsächlich führt er, gut gepflegt und auch im beginnenden Halbdämmer sicher gehbar, erst ein Stück ins Tälchen, dann im Zickzack nach oben und stösst dort auf den Gratpfad, wie ich gehofft hatte. Hurra! Damit wären zwei direkte Aufstiege von Sellenbüren gefunden.
 
Ich galoppiere den restlichen Weg zur SZU-Station hinauf und brauche letztendlich (ab Sellenbüren) nur 25min, bin aber mittlerweile schon etwas erschöpft und so verpasse ich die Bahn um nur eine Minute. Ein Blick auf den Fahrplan beruhigt mich aber: Ich hätte damit die gleiche S-Bahn erwischt, die ich auch zwanzig Minuten später noch erreichen kann. Müde und zufrieden gönne ich mir eine Nussstange und ein Biberli und fahre schlammverdreckt, aber erholt nach Hause.

Tourengänger: 1Gehirner


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Geodaten
 28574.gpx Uetliberg West

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