Šluknovsko - Zipfelstürmer II


Publiziert von lainari , 31. Dezember 2015 um 17:33.

Region: Welt » Tschechien » Šluknovská pahorkatina
Tour Datum:27 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 380 m
Strecke:23 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Pirna, Zug der Städtebahn SB 71 Pirna-Neustadt (Sachs), Bus Linie 117 Neustadt (Sachs)-Steinigtwolmsdorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Linie 241 Hinterhermsdorf-Pirna
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 13 Šluknovsko a Česke Švýcarsko

Jahresabschlusstour 2015
 
Das bisherige Wetter:
Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist es frühlingshaft mit 15° C und Sonnenschein.
Die Wetterprognose:
Die nächsten drei Tage soll es unverändert sein.
Die Realität:
Die Prognose entsteht aus einer Computer-Modellrechnung unter Hinzufügen ein wenig statistischer Mittelwerte und fertig ist sie (kostengünstig auch). So sind es heute, am Sonntag nach den Weihnachtsfeiertagen, nun tatsächlich 15 °C, 7 davon vormittags und 8 nachmittags. Das ging bis vor einigen Jahren, wo sich Fachleute händisch um die Wetterdaten kümmerten, genauer vorherzusagen!
Die Wandertour:
Wer A sagt, muss auch B sagen. Wer hinter „Zipfelstürmer“ eine Zahl schreibt, kündigt eine Fortsetzung an. Erneut geht es daher heute durch den Schluckenauer Zipfel, der auch Böhmisches Niederland genannt wird. Böse Zungen formen bisweilen einen Böhmischen Niedergang daraus, was andeuten soll, dass dort keine uneingeschränkt heile Welt zu erwarten ist. Freunde morbiden Charmes und harter Kontraste kommen hier freilich auf ihre Kosten.
 
Am Morgen begebe ich mich zum Bahnhof Pirna. Zum Fahrkartenerwerb wird ein Rundgang zum Automaten auf dem Inselbahnsteig erforderlich, weil das Bahnhofsgebäude nachts geschlossen ist. Eine Lautsprecherdurchsage, man höre und staune, kündigt die Ankunft des Zuges der Städtebahn SB 71 und seine darauffolgende Rückfahrt an. Tatsächlich ist es aber so, dass der Zug erscheint, die Fahrgäste entlässt und zunächst in die Abstellung zum Tanken fährt. Mir ist dieses Verfahren von früheren Ausflügen bekannt, aber es lässt drei Neubürger, die von nächtlichen Unternehmungen zurückkehren, ratlos am Bahnsteig zurück. Schließlich kommt der Desiro-Triebwagen zurück und ich gelange auf angenehmer Fahrt nach Neustadt (Sachs). Das Fahrzeug scheint besser gepflegt und gewartet als der typgleiche Trilex-Triebwagen vom letzten Ausflug. Auf dem Bahnhofsvorplatz steige ich nach kurzer Wartezeit in den Bus der Linie 117 um. Der Busfahrer reicht mir das Ticket kopfschüttelnd zurück, es wäre nicht ausreichend. Ich nenne Abgangs- und Zielort und verweise auf eine zuvor eingeholte Fahrplanauskunft des Verkehrsverbundes. Nachdem nun alles seine Richtigkeit hat, werde ich als erster und einziger Fahrgast durch den Hohwald nach Steinigtwolmsdorf transportiert.
Dort biege ich an der Kirche auf ein Nebensträßchen ein und laufe Richtung Grenze. Unmittelbar hinter dem Ort überschreite ich den Kulminationspunkt und auf leicht fallendem Weg später die Grenze. Hinein in den Zipfel…
Hier im Tal hatte es Nachtfrost gegeben und es ist empfindlich kühl. Nachdem es am Morgen des Vortages etwa 10° C waren und die Prognose wieder in die Richtung ging, habe ich mich nicht allzu warm bekleidet. In der Bewegung ist es aber gerade so noch angenehm. Auf einem Sträßchen gehe ich durch die langgezogenen Reste des einst stolzen Severní (Hilgersdorf). An einem verwilderten Siedlungsplatz mitten im Ort streifen Rehe herum. Ich folge einer grünen Wanderwegmarkierung. Später komme ich nach Lobendava (Lobendau), zu dem mir nicht viel Lobendes einfällt. Entlang der Straße laufe ich hinauf zum Anenský vrch (Annaberg). Auf den Berg selbst führt ein Kreuzweg hinauf, die dazugehörige Kapelle befindet sich aber untypischerweise am Fuß der Anhöhe. An ihr vorbei überquere ich nun die Straße und gelange gegenüber in den Wald. Nach einer Weile passiere ich an einer Vlčí prameny bezeichneten Stelle einen Tümpel und einen Teich. Am Waldrand befinden sich dann Steinbruchrestlöcher und Halden. In einem Loch wird ein idyllischer See offenbar im Sommer als Bademöglichkeit genutzt. Hier mache ich eine kurze Pause. Das weitere Umfeld wiederum ist recht trostlos. Im Verlauf streife ich das untere Ende von Lipová (Hainspach). An einem recht verfallenen Objekt wird von den Bewohnern gerade personal- und wortintensiv irgendetwas ausgeflickt. Eins der nächsten Häuser ist von „Brehms Tierleben“ umgeben und wird von zwei scharfen Hunden bewacht. Auf der einen Hausseite ist das ein riesiger Herdenschutzhund, dessen Auslauf von Baustahlmatten umgrenzt ist. Damit er der wenig vertrauenerweckenden Konstruktion nicht allzu sehr zusetzt, hat man ihm einen Altreifen als Bremse an einer Kette hintendran gehangen. Aber auch damit tobt er noch gewaltig umher. Auf der anderen Seite wütet ein mittelgroßer Hund hinter einem wackligen Lattenzaun. Ich bin froh das Anwesen unbeschadet hinter mir lassen zu können. Der Weg trifft nun auf eine Straße und verlässt diese im Bereich eines verlandeten Teiches nach links. Etwas unaufmerksam tappe ich zunächst am Abzweig vorbei. Als der Fehler bemerkt und korrigiert ist, komme ich planmäßig zur weitab des namengebenden Ortes liegenden Bahnhaltestelle Lipová u Šluknova - zastávka (Hainspach). Hinter den Gleisen beginnt entlang einer Straße das Siedlungsgebiet von Velký Šenov (Groß Schönau).
 
Der Ort ist zunächst von Gewerbeobjekten geprägt, einem Textilbetrieb und einem großen Metallwarenbetrieb, der auf die erste galvanische Fabrik k.u.k. Österreich-Ungarns zurückgeht. Im Verlauf sehe ich einen desolaten Agrarbetrieb. Nun komme ich in den eigentlichen Ortskern. Die Kirche, einige öffentliche Gebäude und der Bahnhof sind renoviert. Ich folge weiter der grünen Wanderwegmarkierung und biege in eine Nebenstraße ein. Diese wird zum Fahrweg und führt in die recht idyllische Siedlung Leopoldka (Leopoldsruh). An einem Teich mache ich meine Mittagspause. Es ist zwar etwas zugig hier, aber immerhin steht eine Bank zur Verfügung. Weitergelaufen komme ich durch den Wald zum Ort Staré Hraběcí (Altgrafenwalde). Hier biege ich nach rechts auf einen Weg ein, der zunächst ein Bachtal quert. Dann durch Wald, führt er im Verlauf auf Wiesenland hinaus. Kurzes Gras, minimale Fahrspuren und hügeliges Gelände erschweren die Orientierung, dieser Abschnitt ist mir aber bereits von einer früheren Tour her bekannt. Auf dem Höhenrücken angekommen, wird das Tal von Mikulášovice sichtbar. Ich wandere hinunter und gehe durch das Areal eines einstigen Landwirtschaftsbetriebes. Kurz der Straße gefolgt, quere ich über eine Wiese hinüber zur Anliegerstraße und strebe zur Station Mikulášovice horní nádraží (Bahnhof Obernixdorf) hinauf. Anschließend gehe ich bergwärts und komme in der Folge zum Hanlův vrch (Hanelberg). Hier befinden sich die Reste eines ehemaligen Militärobjektes der Tschechoslowakischen Volksarmee. Das mit Betonplatten ausgelegte kleine Gipfelplateau soll einer Radaranlage gedient haben.
 
Was geschah mit Flug JU 367?
Am 26.01.1972 ist eine DC-9 der jugoslawischen JAT auf dem Weg von Stockholm nach Belgrad. Ein Zwischenstopp war in Kopenhagen und ein weiterer ist in Zagreb geplant. Von Norden kommend, meldet sich das Flugzeug planmäßig auf Reiseflughöhe über dem Funkfeuer Emmabank in Hinterhermsdorf aus der Luftraumüberwachung der DDR ab. Da es zuvor bereits kurz über den Schluckenauer Zipfel geflogen ist, dürfte es vom tschechoslowakischen Armeeradar Hanlův vrch erfasst worden sein. Laut offizieller Darstellung kommt es nun zu einer Explosion einer von kroatischen Terroristen an Bord geschmuggelten Bombe. Angeblich zerbricht das Flugzeug in großer Höhe und stürzt bei Srbská Kamenice (Windisch Kamnitz) ab. Eine Flugbegleiterin überlebt auf wundersame Weise. Gerüchte sprechen seit langem von einem anderen Geschehen, so wollen Zeugen das Flugzeug bei Srbská Kamenice unterhalb der Wolkenuntergrenze von etwa 900 m noch im Ganzen gesehen haben, bevor es zur Explosion kam. Eine journalistische Recherche hat, durch Fakten untermauert, begründete Zweifel an der offiziellen Version vorgelegt. Richtige Beweise gibt es jedoch nicht, da die alten tschechoslowakischen Geheimdienstakten dazu weiter gesperrt sind. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das Flugzeug von der Tschechoslowakischen Volksarmee abgeschossen worden.
 
Mit etwas komischem Gefühl verlasse ich den Platz, der offenbar mit diesem Vorgang zu tun hat und komme über die Kreuzung Hančův vrch (Hantschberg) zur Grenze. Nun habe ich den Zipfel verlassen…
Vorbei am Weifberg laufe ich hinunter nach Hinterhermsdorf. Nach einer kleinen Wartezeit erscheint der Bus, der von der Vorwoche bekannten Verbindung. Freudig steige ich ein und will mein Ticket lösen. Der Fahrer schiebt das Geld zurück und bittet mich erst einmal Platz zu nehmen. Der Bordcomputer, der Fahrgastinformation, Kasse, etc. steuert, ist abgestürzt. Der Fahrer öffnet eine Klappe und zieht den Stecker. Das soll manchmal helfen. Nach einer Viertelstunde Fahrzeit ist die Anlage dann wieder hochgefahren und betriebsbereit. Unterwegs einsteigende Fahrgäste haben alle schon Rückfahrkarten, so dass dies keine weiteren Probleme bereitet. Später begleiche auch ich meine Schulden und werde pünktlich zurück nach Pirna gebracht.
Die Route für den Zipfelstürmer III ist bereits abgesteckt, benötigt als Königsetappe jedoch längeres Tageslicht, so dass die Tour dazu wohl im Frühjahr starten wird. Nun ist erst einmal so etwas wie Winter im Anmarsch. Zeit für kleinere Brötchen…
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 15 min. Die Schwierigkeit ist durchgängig T1. Der begangene Weg ist zwischen Staré Hraběcí und Hančův vrch unmarkiert.

Tourengänger: lainari


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Kommentare (2)


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silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 1. Januar 2016 um 00:31
Holger, ein ganz gutes Neues Jahr!

LG, maria

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Januar 2016 um 09:18
Hallo Maria,

danke, das wünsche ich Dir ebenso,
vor allem Gesundheit und uns allen neue, interessante Touren!

VG Holger


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