26.12.2015: Frühsommerliche Hochreichhartrunde bei 19 Grad auf 1800m


Publiziert von Herbert , 28. Dezember 2015 um 18:57. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Seckauer Tauern
Tour Datum:26 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-ST 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bruck/Mur, St.Michael, Knittelfeld West, Gaal, Ingeringgraben (letzter Parkplatz hinten beim See).
Kartennummer:Kompass Steiermark, AMAP 1:50000

Ostösterreich aus 2400m Höhe, allerdings nicht im Sommer, sondern am 26.12.2015:
Hochreichhart 26.12.2015
Man hätte auch titeln können: Blick aus 2400m auf das schneelose Österreich, aber das schien mir dann doch zu pessimistisch. :-)
Fakt ist, daß die herrschende Inversionswetterlage uns in Höhen zwischen 1200 und 2000m Temperaturen bis über 20 Grad beschert, also wie im Sommer, während in manchen engen Gräben und Tälern ein Kaltluftsee lagert, der selbst unter Tags die Temperatur nicht wesentlich über den Nullpunkt ansteigen läßt.

Wir beschlossen also, aus unserem persönlichen Kaltluftsee auszubrechen, und uns in die lichten Höhen der Seckauer Tauern zu begeben.
Die Runde über den Südkamm des Hochreichhart mit Abstieg über den Brandstättergraben bot sich dazu optimal an, nicht nur um die 20 Grad Temperaturunterschied zwischen unten und oben zu genießen, sondern auch um einen Blick auf jene Berge zu erhaschen, die um diese Jahreszeit sonst ausschließlich als Schitourenziele bekannt sind.

Wir wurden auch nicht enttäuscht, die Fernsicht vom Schneeberg bis zum Hochkönig mit Torsäule war gewaltig. Aber wir waren aus alter Gewohnheit zu warm angezogen, ein T-Shirt mit kurzer Hose hätte gereicht, wenn dann auch der Gipfelaufenthalt etwas kürzer ausgefallen wäre, da dort doch ein leichtes Lüftchen bei nur 10 Grad blies.

Etwa um 10 Uhr verließen wir den Ingeringsee, wo es noch 0 Grad hatte, um kurz danach den Südkamm des Hochreichhart, auch Schmähhausrücken genannt, zu betreten. Schon eine Viertelstunde nach dem See war es deutlich wärmer geworden, und auf dem sonnigen Südkamm stiegen wir mit aufgekrempelten Ärmeln und Hosenbeinen die 1000 Meter bis zum Vorgipfel empor, bevor wir wieder in die Softshell schlüpften.
Überall war die furchtbare Trockenheit zu sehen, die Herbstregen sind ausgeblieben, keinerlei Feuchtigkeit im Erdreich, und bis jetzt hat es auch keinen Schnee gegeben, sodaß nun der Boden in der Nacht durchfriert und unter Tags nur mehr oberflächlich auftaut.
Welche Konsequenzen das  für den Wasserhaushalt des kommenden Jahres haben wird, werden wir noch sehen.

Schon beim Anstieg über den Südkamm konnten wir die schneelose Landschaft wie im Sommer bewundern. Die Temperatur stieg kontinuierlich, um schließlich auf knapp über 1800m ihren höchsten Wert von 19 Grad zu erreichen. Dann sank sie wieder langsam ab, um sich am kleinen Gipfelplateau um 10 Grad einzupendeln.
So viele Leute wie heute haben wir bei unseren früheren Wanderungen hier selten getroffen, offenbar treibt es viele Schitourengeher hier herauf, die sich auf masochistische Art an der Landschaft ergötzen wollen. :-)
Am Gipfel herrschte eine recht gute Fernsicht, wenn auch wie üblich mit den entsprechenden Dunstglocken in den Tälern. So kam das Teleobjektiv zu ausgiebigem Einsatz.

Wir hatten keine Steigeisen mitgenommen, da wir wieder über den Südkamm abgestiegen wären, wenn die Ostseite zu vereist gewesen wäre. Das war aber nicht so, auch die Ostseite zeigte sich nahezu schneefrei, und mit etwas Vorsicht konnte man den Normalabstieg zum Brandstättertörl problemlos begehen.
Im Brandstättergraben konnten wir auf 1843m dem Thermometer nicht widerstehen, und legten uns bei 19 Grad für eine halbe Stunde in die Sonne. Wenn mir jemand vor 10 Jahren gesagt hätte, daß ich bald an einem 26.Dezember in den Seckauer Tauern in 1800m Höhe kurzärmelig in der Sonne liegen würde, hätte ich mir auf die Stirn getippt - zu stark ist die Erinnerung an eine Hochwintertour auf den Hochreichhart bei minus 20 Grad.

Naja, die Zeiten ändern sich, und man muß das Beste daraus machen. So steigen wir also den Brandstättergraben hinunter, wenigstens einen 100 Meter langen Firnrest als Abstiegshilfe nutzend, und besprechen das graue, grelle Winterlicht, das die Landschaft in so merkwürdige Graukontraste taucht.
Etwa 50 Höhenmeter vor dem Ingeringsee spüren wir richtig, wie wir von unten nach oben in die Kaltluft eintauchen, so als ob wir in ein Schwimmbecken steigen würden, und unsere Softshells kommen gleich wieder zum Einsatz.
Der am Ostufer dick zugefrorene See gibt noch ein paar schöne Fotomotive mit der neugebauten Kapelle, und dann machen wir uns nachdenklich wieder auf den Heimweg.

Tourengänger: petz, Herbert


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Kommentare (2)


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Martina hat gesagt: Tolle Runde
Gesendet am 29. Dezember 2015 um 21:28
und unglaublich schöne Gipfelfotos! Wow! Wir waren auch in den letzten Tagen auf Rax u Hohe Wand kurzärmelig unterwegs..
Ein gutes neues Jahr!
LG Martina

Herbert hat gesagt: RE:Tolle Runde
Gesendet am 30. Dezember 2015 um 08:28
Hallo Martina,
danke!
Schon lange nix gelesen, bist auch schreibfaul geworden ? :-)
Wir wünschen Dir auch ein gutes neues Jahr!
LG, Herbert


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