Mulhacen (3479m) - ohne Schnee im Winter


Publiziert von pame , 9. Januar 2016 um 10:39.

Region: Welt » Spanien » Andalusien
Tour Datum:20 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:s. Wegpunkte und GPS-track, 20km zu Fuss + 8km Fahrrad
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schotterpiste ab Capileira bis Hoya del Portillo (ca. 30-40min. mit dem Auto)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Capileira, Bubion

In den letzten Jahren habe ich oft gesehen, dass die Sierra Nevada ihrem Namen (= "Verschneites Gebirge") im Dezember noch keine Ehre machte. Die Schneelage war oft eher duerftig, und so war es auch 2015. Mulhacen (3479m), der hoechste Gipfel der Sierra Nevada, ist auch der hoechste Berg Kontinentalspaniens und der zweithoechste Berg des Landes ueberhaupt (nach dem Vulkan Teide (3718m) auf Teneriffa). Da auch das Wetter gut war, und die Piste zum hochgelegenen Ausgangspunkt Hoya del Portillo (2150m) fuer normale PKW befahrbar war, konnte ich diese Tour unter "Sommerbedingungen" machen.

Es gibt mehrere Moeglichkeiten, den Gipfel als leichte Wanderung zu besteigen. Der klassische Anstieg von Trevelez (von SO) hatte mir zuviele Hoehenmeter (ca. 2000Hm), und die NW-Route vom Skigebiet am Pico de Veleta waere mit einer langen Anfahrt um die Sierra Nevada herum verbunden gewesen. Die dritte Moeglichkeit war der Anstieg ueber den langen S-Ruecken mit Ausgangspunkt Hoya del Portillo (2150m, Parkplatz). Das sind aber immer noch ca. 28km Wegstrecke (hin und zurueck). In Anbetracht der kurzen Tage jetzt im Dezember vielleicht etwas knapp. Also habe ich die Tour so wie sqlplayer *hier durchgefuehrt: Am Tag vorher bei www.alpujarrabikehire.com/ ein Mountainbike zum stolzen Preis von €30 gemietet, ins Auto verfrachtet, und die Strecke vom Parkplatz (2150m) bis zum Wegweiser Ref. Poqueira (2705m) mit dem Bike ueberwunden (ca. 8km einfache Wegstrecke).

Der Anstieg von ca. 550Hm auf der Piste war eher einfach und auch nicht steil. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das langsame Bergauffahren auf einem - fuer mich eher zu kleinen - Mountainbike mit einem grossen Rucksack (hoher Schwerpunkt) doch sehr unangenehm war. Ausserdem war der Sattel viel zu hart und das Bike hatte keine Federung. Tut mir leid, das ueberzeugt mich bei einem MTB, das ja eher fuer kurze Strecken verwendet wird, nicht. Deswegen musste ich das Bike die meisste Zeit bergauf schieben.

Genau wie sqlplayer hab ich es dann am Wegweiser (2705m) angekettet, und bin die restlichen knapp 800Hm zu Fuss aufgestiegen. Richtiges Alpinfeeling kommt trotz der Hoehe von gut ueber 3000m nicht auf. Dafuer sind die Geroellkuppen der Sierra Nevada einfach zu flach. Trotzdem hat diese Landschaft auch ihren ganz eigenen, wuestenhaften Reiz. Die harmlosen Kuppen der 3000er taeuschen leicht eine insgesamt geringere Hoehe vor, z.B. wenn man bedenkt, wie beeindruckend sich die wesentlich niedrigere Zugspitze aus der Gegend um Garmisch erhebt.

Nach insgesamt 5h habe ich endlich den Gipfel erreicht, wo ich erstmal alleine war, und die tolle Aussicht nach N genossen habe. Etwas spaeter kamen dann noch ein paar Berglaeufer dazu, die auch auf der Hoya del Portillo gestartet waren. Allzulange konnte ich leider nicht bleiben, da es ja kurz nach 18h00 schon dunkel wurde. Also hab ich mich wieder auf den langen Rueckweg gemacht und bin auf dem Aufstiegsweg in gemuetlicher Neigung die sanften S-Haenge des Mulhacen abgestiegen. Die kurze, 8km-Abfahrt mit dem Bike war dann auch sehr kraftschonend.
 
Zusammenfassend:

Wetter: Kalt! Kaum Wind bis auf die Gipfelregion. Trocken und sonnig.

Schnee: Keiner.

Begegnungen mit anderen Wanderern: 1 Solowanderer, 4 Berglaeufer, 1 Auto

Webcam, um die Verhaeltnisse zu checken: www.spanishhighs.co.uk/webcams-sierra-nevada.php

Interessante Fakten ueber Mulhacen:

  • Der Erstbesteiger ist unbekannt.
  • Der naechsthoehere Berg ist ein Dreitausender im Hohen Atlas in Marokko (ca. 500km) entfernt.
  • Mulhacen ist der Berg mit der dritthoechsten Schartenhoehe in Europa (nach Mont Blanc und Aetna) und diesbzgl. auf Platz 64 in der Welt. Wenn man zum naechsthoeheren Berg gelangen, und dabei so wenig wie moeglich absteigen moechte, muesste man Tausende Kilometer einmal um's ganze Mittelmeer herum reisen (menschengemachte Bauwerke wie der Suezkanal gelten dabei nicht als Scharte, sonst waere die eigentliche Scharte die Strasse von Gibraltar auf Meereshoehe).
  • Wenn die Alpen nicht waeren, waere Mulhacen der hoechste Berg Europas (abgesehen vom Kaukasus, aber das ist Definitionssache, ob dieser zu Europa gehoert oder nicht). Der hoechste Berg Spaniens ist der Teide auf Teneriffa, was allerdings geografisch zu Afrika gehoert.

Tourengänger: pame
Communities: Ultras


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Kommentare (3)


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Cubemaster hat gesagt: Glückwunsch...
Gesendet am 23. März 2016 um 22:30
...zu der schönen Tour. Die Fernsicht scheint bei dir noch etwas besser zu sein als bei unserer Tour im September. Dafür hast du halt die Kälte des Winters auf dich genommen... Aber interessant, dass man sogar um diese Jahreszeit mit etwas Glück ohne Schneeberührung zum Gipfel kommt.

Eine Bemerkung hätte ich noch zum Abschnitt Schartenhöhe in deinem Text:
Die Referenzscharte für die Schartenhöhe des Mulhacén ist (laut Wikipedia) der Col de Naurouze in Frankreich, über den die Sierra Nevada und die Alpen verbunden sind. Da die Alpen durch eine niedrigere Scharte mit dem Kaukasus verbunden sind, sind die Alpen also (egal ob man als Definition jetzt Island Parent oder Prominence Parent nimmt), das Referenzgebirge für die Schartenhöhe.
Das Referenzgebirge für die Dominanz ist allerdings der Hohe Atlas in Marokko, da dieser näher liegt. Die beiden Referenzen sind also (und das ist nicht so selten) nicht gleich.

Man kann natürlich auch eine Scharte mit der zugehörigen Höhe für die beiden Gebirge Sierra Nevada und Hoher Atlas definieren (diese wäre dann wohl tatsächlich irgendwo am Suezkanal). Dieser Wert hätte aber keine tiefere Bedeutung als eben die, der tiefste Punkt zwischen eben diesen Gebirgen zu sein.
Ich weiß jetzt nicht, ob du einfach das Letztere gemeint hast, aber da du die Bemerkung unter Schartenhöhe eingeordnet hast, fand ich es etwas verwirrend...

pame hat gesagt: RE:Glückwunsch...
Gesendet am 25. März 2016 um 12:55
Danke fuer deine Bemerkung bzgl. der Schartenhoehe. Ich habe in meinem dritten Punkt oben die Definitionen von Schartenhoehe und Dominanz durcheinandergebracht. Das jeweils erste Diagramm in den beiden Wikipedia-Artikeln verdeutlicht den Unterschied sehr gut. Hier waere B = Mulhacen, A = ein hoeherer Berg im Hohen Atlas, und C = ein hoeherer Berg in den Alpen (nach der Prominent-Master-Definition waere es, glaub ich, der Mt.Blanc). Wobei im Falle des Mulhacen wohl A niedriger als C waere; das aendert aber nichts an den Definitionen.

Ist ein interessantes Thema.

lampbarone hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2017 um 17:00
Ich wundere mich immer, dass alle (besonders in der späten Jahreszeit mit "kürzeren" Tagen) den Einbruch der Dunkelheit meiden (und sich damit unnötigen Zeitstress aussetzen). Eine einfache Lampe im Gepäck und zur Sicherheit bei Wegfindungsproblemen ein GPS bzw. WanderApp + Reserveakku - und man kann den Tag vor allem bei so einfachen Wegen ruhiger angehen.


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