Krapfenkarspitze (2110m) - Wintertour am Galgenstagenkamm


Publiziert von Daniel87 , 25. Dezember 2015 um 02:05.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:14 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:P im Rißtal-Paindlalm-Grafenherberge-Galgenstangenkopf-Fermerskopf-Dreierspitze-Krapfenkarspitze-Neulähnerkar-Paindlsteig-P im Rißtal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Am Sylvensteinsee über Fall nach Vorderriß (B307). Weiter nach Hinterriß. 4km hinter Vorderriß einfach an der Straße parken, ehemaliger P Paindlalm ist gesperrt worden, wird wohl auch kontrolliert.

Es ist Dezember aber der endgültige Wintereinbruch bleibt aus, was auch in diesem Jahr die Frage aufwirft, wie weit man sich unausgerüstet wohl am Berg noch hinauf wagen kann. Die Krapfenkarspitze in der Soierngruppe scheint verlockend, ist sie doch ein schöner, markanter Gipfel, überdies sendet der Berg nach Nordosten den Galgenstangenkamm mit seiner Vielzahl an Zwischenerhebungen aus, somit kann eine recht umfangreiche Grattour zum Zuge kommen, ohne jemals übermäßig anspruchsvoll zu sein oder der Konzentration Höchstleistungen abzufordern. Genau richtig für eine genussreiche, spätherbstliche Bergtour, bei der man auch mal meditativ unterwegs sein kann. Konditionell ist bei dieser Länge der Tour, so spät im Jahr, in dieser Hinsicht trotzdem einiges gefordert, was es auch wieder spannend macht.

Früh morgens, bei frischen -10,5°C, geht's heute für mich an der Straße, beim Beginn des Forstwegs, der zur Paindlalm hinauf führt, los (ca. 700m vor der Oswaldhütte). Die Forststraße überquert den Rißbach, nach 15 Minuten sollte man aber die Paindlalm erreichen (eingezäuntes Areal). Kurz davor gibt es eine Abzweigung - man biegt links ab und folgt dem Wegweiser "Vereinalm" für einen Kilometer. Ich befinde mich anschießend schon bald auf dem Paindlsteig, der die steilen Waldhänge des Galgenstangenkammes nach Südwesten quert. Es dauert nicht lange und ich kann beim Schild "Galgenstangenkopf" rechts abbiegen; hier wird sich am späten Abend die Runde wieder schließen. Weiter im dichten Wald steige ich angenehm für 400 HM zur Grafenherberge auf (keine Markierung; deutliche Pfadspur). Kurz vor dieser dreht der Steig nach Norden und man stößt nach ca. 50m auf einen kleinen Wiesenhang, wo man gelegentlich die Spuren im Auge behalten sollte, vor allem bei Schnee wie heute. Man hält sich am Rücken, bis zum Grat sind es nur noch etwa 250m Wegstecke. Dann erreicht man auch relativ schnell den Galgenstangenkopf.

Am Galgenstangenkopf wird der freie Blick gen Westen gewährt und die zahlreichen Grataufschwünge bzw. Gipfelerhebungen, die bis zur Krapfenkarspitze überschritten werden wollen, wirken in Anbetracht der fortgeschrittenen Tageszeit (5 Stunden bis Sonnenuntergang) auf mich mehr als utopisch.

Motiviert es dennoch zu schaffen, gehe ich natürlich einfach weiter, der Übergung zur nächsten "Gipfel"-Erhebung, dem Fermerskopf, erfordert nur wenig Gegenanstieg und die Nordflanke derselben macht nur ein wenig Schneestapfen erforderlich (20 Minuten Zeiterfordernis in etwa). Auch der Anstieg zur höheren Baierkarspitze ist logisch und ähnlich lang, man hält sich wieder am Grat bis man den kreuzgeschmückten Gipfel erlangt. Der restliche Weg zur Krapfenkarspitze erscheint nicht nur ziemlich weit, ich werde tatsächlich noch weitere 2 Stunden benötigen.

Die Südseiten sind heute bis knapp 2000m völlig schneefrei, der steile Abstieg in die Scharte zwischen Baierkar- und Dreierspitze ist daher schnell erledigt, der abermalige Gegenanstieg aber kraftraubend, da ich hier auf wächtenartige Altschneeansammlungen treffe, die mich vereinzelt auch mal einbrechen lassen. Kurz vor der Dreierspitze dann die kurze Schlüsselstelle der Tour (I+), die heute trotz der Schneereste kaum Probleme bereitet. Selbige ist auch links umgehbar, was ob der Steilheit aber sorgfältig abgewogen werden sollte.

Von der wenig markanten Dreierspitze ging's dann weiter westwärts zur verschneiten Nordflanke der Krapfenkarspitze, die obendrein einen ziemlich ungemütlichen Eindruck macht - bei Annäherung löst sich dieser Verdacht aber in Wohlgefallen auf. Man quert diese recht flache Flanke an günstigster Stelle und strebt über den Nordgrat dem Gipfel entgegen. Zuvor noch entweder einen Felsriegel rechts absteigend umgehen, oder direkt hinauf (II).

Auf der Krapfenkarspitze (Gipfelbuch reich an Einträgen) bietet sich für mich auch heute eine Pause an, ungeachtet der Tatsache, dass es bald dunkel wird und noch ein langer Weg zurück bevorstehen mag. Nach Süden ist der Ausblick durch die höheren Karwendelketten etwas verbaut, sonst aber passabel.

Der Abstieg verläuft wieder über die Nordflanke, später durch das Neulähnerkar (der Dreierspitze südlich vorgelagert) bis man auf den Steig vom Soiernhaus trifft. Nach links führt er wieder ins Rißtal, wobei man erwähnen muss, dass bei entsprechender Schneelage im Besonderen auf die Wegführung geachtet werden muss; auf 1130m mündet er in eine Forststraße, die dort endet. Man biegt links ab, es beginnt der Paindlsteig, der in vielen Gegenanstiegen wieder zur Paindlalm und zum Parkplatz leitet (hier herrscht bei mir schon absolute Finsternis).

Schwierigkeiten:

Vom Rißtal zur Baierkarspitze: T2 (3 1/2 Stunden).
Von der Baierkar- zur Krapfenkarspitze: T3/I+ (2 Stunden).
Hinab ins Rißtal via Neulähnerkar und Paindlsteig: T3 (4 Stunden).

Fazit:

Lohnende Tour, im Herbst besonders schön, wegen der langen Gratbegehung am Galgenstangenkamm. Mitunter auch bei geringfügig Neuschnee machbar. Sehr abgelegen und die pyramidenförmige Soiernspitze sowie die Kalkfelsen der Karwendelketten sorgen für eine tolle Kulisse.



Tourengänger: Daniel87


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Kommentare (4)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 25. Dezember 2015 um 05:30
Sehr schöne Tour. Hatte ich mir letztens auch überlegt, mich aber örtlich doch für den Schafreuter entschieden. Schon erstaunlich was dieses Jahr noch alles geht. War am Mittwoch auch nochmal im Rofan unterwegs. Über 2000 m und fast komplett ohne Schneeberührung. Ich wünsch dir noch schöne Feiertage und nen guten.Rutsch ins neue Jahr. Hab nächstes Jahr einiges im Karwendel vor. Vielleicht geht sich ja mal wieder ne schöne gemeinsame Runde aus.

VG Nico

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Dezember 2015 um 20:57
Ja dieses Jahr sind die Bedingungen gut und der Herbst will nicht enden, dafür kann man halt keine Skitouren machen :-/ . Im Januar melde ich mich mal, da habe ich Zeit.

Viele Grüße und guten Rutsch ins neue Jahr 2016!
Daniel

scan hat gesagt:
Gesendet am 25. Dezember 2015 um 06:39
Servus, schöne Tour, schöne Bilder. Zu dieser Tour hab ich mal ne Frage: Liest man andere Berichte/Tourenguides zu dieser Tour, hört man immer von der problematischen Orientierung bis man es zum Grat geschafft hat. Dein Bericht klingt aber so, als sei der Weg zumindest teilweise beschildert?

Schöne Grüße und schöne neue Touren im neuen Jahr,

scan

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Dezember 2015 um 21:09
Vielen Dank. Also unten bei der Abzweigung an der Paindlalm und auch bei der folgenden zur Grafenherberge ist es ausreichend beschildert, aber Markierungen sah ich dort keine. War aber wegen der gut ausgeprägten Pfadspur kein Problem.
Weiter oben, kurz vor der Grafenherberge dreht die Spur nach Norden, dann ist sie auf einem Wiesenhang mehr oder weniger verschwunden. Macht aber auch nichts, da es bis zum Grat nur noch etwa 250 m Wegstrecke sein sollten, man hält sich einfach am Rücken, die Spur taucht bald wieder auf...

Viel Spaß evtl. bei der Tour, guten Rutsch,

Daniel


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