Rossstock und Fulen: Von Gitschen nach Biel


Publiziert von Chrichen , 25. Dezember 2015 um 17:10.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:13 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   CH-UR 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:ca. 11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug nach Sisikon / Mini-Postauto bis Riemenstalden, Chäppeliberg (Reservation erforderlich!) / Luftseilbahn bis Gitschen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV: Luftseilbahn von Biel nach Bürglen / Postauto nach Flüelen / weiter mit dem Zug

Mitte November konnte ich meine vorerst letzte Alpinwanderung der Saison in Angriff nehmen. Sie sollte aussichtsreich und eher gemütlich werden. Da ich im Sommer noch nie auf dem Rossstock war, und noch gar nie auf dem Fulen, entschied ich mich, diesen beiden Gipfeln einen Besuch abzustatten. Als Entschädigung für die schattigen Aufstiege wollte ich südseitig in Richtung Biel absteigen, falls das Wetter halten würde.
 
Am Vorabend konnte ich mit einem kurzen Telefonat in Erfahrung bringen, dass die Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau trotz nicht ganz sicherer Wetterprognose fahren würde und danach das Postauto nach Riemenstalden Chäppeliberg reservieren. Die Biel-Kinzig Seilbahn würde laut SBB-Fahrplan auch fahren. Dem Vorhaben stand also nichts im Wege.
 
Gitschen – Rossstock (T2)
Morgens um 8:30 Uhr starte ich bei der Bergstation Gitschen. Dank wenig Andrang gab es keine Wartezeiten bei der Seilbahn. Zunächst gehe ich Richtung SAC Lidernenhütte, biege aber bevor ich diese erreiche nach rechts ab und laufe auf dem Wanderweg dem Schmal Stöckli entgegen. Ein Besuch der Lidernenhütte würde die Gehzeit nur minimal verlängern. Kurz vor den Hütten bei Ober Hüttli zweigt der Weg zum Rossstock ab (angeschrieben). Die Beschriftungen bis hierher sind nicht so hilfreich, mit der Karte findet man sich aber gut zurecht. Einmal auf dem Weg zum Rossstock kann man nicht mehr viel falsch machen. Via Mälchbödeli geht es in ziemlich gerader Linie dem Gipfel entgegen, den man nach einem Weilchen auch stets vor Augen hat. Im Herbst ist der Weg durch die sanfte Nordflanke schattig. Im Vergleich zu den letzten Tagen hat es merklich abgekühlt. Im Bereich vom P.2254 führt der Weg für ein Weilchen an die südwestliche Abbruchkante, und man kann bereits einige schöne Ausblicke geniessen. Beim Abzweiger zur Rossstocklücke, der sich schon fast beim Gipfel befindet, komme ich zum ersten Mal in den Genuss der warmen Sonnenstrahlen. Am Gipfelaufbau ist der Wanderweg stellenweise mit hart gefrorenem und vereistem Schnee bedeckt. Hier laufe ich teils neben dem Weg. Besser wäre es gewesen, direkt auf den breiten Grat zu gehen und dort weglos aufzusteigen. Diese Variante wähle ich beim Abstieg. Der Rundblick auf dem Rossstock ist spektakulär. Nur schon dafür hat sich die Wanderung gelohnt. Neben mir ist noch eine Gruppe von Wanderern auf dem Gipfel und weitere Leute werden später folgen. Zunehmend dominieren hohe Wolkenfelder den Himmel und es beginnt zu winden. Deshalb steige ich ohne ausgedehnte Pause wieder zum Verzweiger zur Rossstocklücke ab.
 
Rossstock – Rossstocklücke – Fulen – Rossstocklücke (T4)
Direkt beim Verzweiger steigt man mit Unterstützung einer Kette ein kleines Couloir hinab (T3+, I). Die Kletterstelle ist kurz und nicht ausgesetzt, etwas anpacken muss man aber schon. Danach geht es einfach zur Rossstocklücke, wo der Alpinweg zum Fulen abzweigt (angeschrieben). Der Fulen stellt sich heute als das Pièce de Résistance heraus. Zwar ist die nördlich ausgerichtete Flanke, über die der Weg führt, an und für sich weitgehend schneefrei. Auf dem Pfad selbst liegt jedoch an etlichen Stellen noch hartgefrorener Schnee. Die Spuren von Vorgängern sind vereist und sehr glatt. Anfänglich tänzle ich an den schneebedeckten Stellen so gut als möglich vorbei. Später nehme ich sicherheitshalber den Pickel zu Hilfe. Insgesamt eine eher zeitraubende und beschwerliche Angelegenheit. Irgendwann wird es mir zu bunt, und an einem flacheren Teilstück packe ich die Steigeisen aus. Damit ist der vereiste Schnee überhaupt kein Problem mehr. Dafür ist das Gehen auf dem Schutt, von dem es am Fulen zuhauf gibt, nicht ganz so angenehm. Eventuell hätte man nach der etwas ausgesetzten Querung zu Beginn den Weg auch weitgehend ignorieren und weglos aufsteigen können. Da ich die Route nicht kannte, und das viele Geröll keinen besonders stabilen Eindruck machte, habe ich das aber unterlassen. Glücklich und zufrieden erreiche ich jedenfalls den aussichtsreichen Gipfel und geniesse die Einsamkeit. Das Wetter hält sich viel besser als angenommen. Nach den obligatorischen Fotos und einer kurzen Pause mache ich mich wieder an den Abstieg, wo ich auf zwei Alleingängerinnen treffe, die nur mit Stöcken unterwegs sind. Sie haben die Verhältnisse etwas besser im Griff als ich es hatte. Schneller als erwartet erreiche ich wieder die Rossstocklücke.

Rossstocklücke – Fruttstägen – Biel (T4)
Der Weg von der Rossstocklücke nach Süden hinunter führt durch eine steile Rinne mit viel Schutt hinab. An zwei Stellen sind einfache Kraxeleinlagen nötig (T4, I). Danach führt ein guter Pfad durch eine Geröllhalde hinab zu den Alpwiesen bei Ober Frutt. Ein kleines Paradies findet sich hier. Die sanfte Graslandschaft in spätherbsticher Stimmung strahlt ein Gefühl von Ruhe und Abgeschiedenheit aus. Spektakulär präsentieren sich die abweisenden Südwände von Rossstock und Fulen, während in der Ferne die Schächentaler Windgällen die Szenerie dominieren. Ich verlasse den Weg und folge einer Pfadspur über Wiesenhügel, wobei ich an einer erhöhten Stelle eine gemütliche Pause im wärmenden Sonnenschein einlege. Ungefähr bis P.2138 spaziere ich noch eher ziellos weiter. So kann ich auch die Sicht auf die Südwestseite des Chaiserstock geniessen, bevor ich einen Bogen zurück zum Wanderweg mache, der durch die Fruttstägen hinabführt. Noch einmal wird es kurz steil und etwas ruppig (T4-). Schliesslich geht es über kleinere und grössere Strässchen hinunter nach Biel zur Bergstation der Luftseilbahn.

Ein toller Abschluss für die Alpinwandersaison 2015. Das Lidernen-Gebiet zieht mich nach wie vor in seinen Bann. Den Fulen musste man sich unter den gegebenen Bedingungen ein wenig verdienen. Der "Kampf" mit Schnee und Eisglätte hatte aber durchaus seinen Reiz. Ohne Steigeisen besonders im Abstieg eher heikel. Wer Schutt und Feinsplitt in steilen Flanken mag, der wird auch den Fulen ins Herz schliessen. Wer nicht, wird wenigstens die wunderbare Aussicht geniessen können. Die Bewertungen beziehen sich auf schneefreie und trockene Verhältnisse. "Jetzt freut man sich auf eine hoffenlich prächtige Wintersaison!" - so wollte ich den ursprünglichen Text abschliessen. Nachdem nun einige Wochen vergangen sind, müsste man wohl eher fragen, "Wo bleibt wohl die Wintersaison?"...

Tourengänger: Chrichen


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