Bös Fulen (2802 m) mit "Kaminrouten"- Neubegehung


Publiziert von PStraub , 9. November 2015 um 19:28.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 9 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Glärnischgruppe 
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m

Ich hätte für heute gutes, relativ warmes Wetter mit einigen Wolkenfeldern erwartet: Gute Verhältnisse für eine Tour in grössere Höhen.
Es sollte nicht der einzige Irrtum des Tages bleiben.
 
In Braunwald fährt unter der Woche nur noch die Standseilbahn. Darum gilt, was ich schon hier geschrieben hatte: Alle Touren sind erst einmal weit.
Also recht früh mit der Standseilbahn hinauf und via Grotzenbühl - Ortstockhaus hinauf auf das Charetalp-Plateau. Schon dort begann es mit der Blaserei, doch nahm ich an, das seien thermische Winde vor dem Sonnenaufgang.
 
Immer leicht ansteigend durch die Karrenfelder hinauf zur Schäferhütte und schliesslich zum Becken des (bald) ehemaligen Gletschers. Ich war mir gar nicht mehr bewusst, wie viele Umwege und Gegensteigungen man da macht.
 
Dort stieg ich soweit hinauf, dass ich in das Band zur Kamin-Route (R. 257) einsteigen konnte. Doch Fehlanzeige: Das Band scheint es nicht mehr zu geben. 
Nach einigen unfeinen Bemerkungen versuchte ich, Alternativen zu begehen. Schliesslich fand ich deutlich weiter unten eine Passage via Bänder (siehe hier). Der Fels ist zwar kompakt, aber die Bänder verlaufen abfallend. Man muss sich immer mal wieder auf das nächst höhere "bescheissen", was in den glattgehobelten Felsen einiges an Technik und Konzentration erfordert (ZS-).
Im Nachhinein meine ich, der direkte Aufstieg durch die Wasserrinne wäre insgesamt nicht schwieriger.
 
Ist die Kanzel endlich erreicht, geht es in einer Verschneidung in splitterigem, aber gutgriffigem Fels weiter, dann kommt man an den Gipfelaufschwung, der recht einfach zu begehen ist (T5).
 
Der Wind begleitete mich während des ganzen Aufstiegs, oben aber wurde er zu einem recht brutalen Sturm. Die Gipfelrast dauerte keine fünf Minuten - und dann begann am Grat (R. 258) ein Kampf gegen Schnee und Böen. Die meiste Zeit kroch ich mehr als dass ich ging, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten.
Die Schutthänge am Ende des Grates hinunter ging es dann schon deutlich besser, das war etwas geschützt. 
 
Unten wollte ich noch den Routeneinstieg fotografieren. Ein Ausrutscher auf dem allgegenwärtigen Schutt, und schon entschwand einer meiner Stöcke im Bergschrund. Nun ja, in ein paar Jahren ist das restliche Eis auch noch weg, dann kann ich ihn ja wieder holen ..
 
Von der Schuttrutscherei an diesem Berg hatte ich mittlerweile "steibodegnueg", also nur noch hinunter zur Bahn. Wo es in der Markthütte eine Bratwurst und ein passendes Getränk gab. 

Jetzt ist mir klar, warum fast alle via Gratroute gehen. Da hat es fast so etwas wie eine Wegspur, das ist mittlerweile simpel. Die ursprüngliche Kaminroute via Band hingegen ist gar nicht mehr begehbar.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (2)


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Schlomsch hat gesagt:
Gesendet am 11. November 2015 um 00:02
Die Kaminroute ist also doch nicht nur T5, wie Du das in Deinem Kommentar zu *diesem Bericht noch verteidigt hast! Ist halt doch anders, wenn man eine Route in der Erinnerung vom Schreibtisch aus bewertet, als wenn man sie aktuell auch wieder mal begeht! :-)

In der Führer-Literatur wünsche ich es mir sowieso, dass jede Beschreibung einer Route mit einer Jahreszahl versehen wird. Diese Jahreszahl gibt an, wann diese Route das letzte Mal verifiziert wurde, bzw. auf welches Jahr sich die Bewertung bezieht.

Bin letztes Jahr am 15.9. auch durch den Kamin hoch, Der Gletscher hat sich inzwischen so weit zurückgezogen, dass man "durch den Hauptriss" allein nicht mehr zum Einstieg hoch kommt. Auch da müssen einzeln Passagen über die Felsen rechts davon geklettert werden.

Gruss Schlomsch

PStraub hat gesagt: Wo ist das Problem?
Gesendet am 11. November 2015 um 19:28
Ich erwähne oben ja ausdrücklich, dass die Route, wie ich sie sicher ein halbes Dutzend mal begangen habe, so nicht mehr existiert. Das letzte Mal übrigens mit Begleitern, die ich nicht in ein T6 nehmen würde.

Ja, der Grat ist einfacher, doch die Abstufungen mit + und - gab und gibt es in der SAC-Skala nicht. So behilft man sich damit, das im Text zu erwähnen. Was du gerne auf Seite 223 nachschlagen kannst.

Natürlich ist die Führer-Literatur fehlerbehaftet und hat ein "Verfalldatum" - und in Gletscherrand-Regionen wie hier sowieso. Das ist ja gerade der Vorteil einer Online-Datenbank wie HIKR, dass sie, im Gegensatz zu Büchern, jederzeit aktualisiert werden kann.
Änderungen zu sammeln und Fehler zu korrigieren: Das war für mich der Grund, bei HIKR aktiv zu werden. Und zwar eigentlich nicht als "Schreibtischtäter" ..


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