Berglichopf - Höch Pfaffen - Rossgrat


Publiziert von Bergamotte , 4. November 2015 um 21:44.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 2 November 2015
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Mettenen (Fahrbewilligung 10.-, erhältlich z.B. im Hotel Posthaus, Urigen)
Kartennummer:1172 / 1192

Die Gipfel zwischen Schächen- und Bisisthal kenne ich sehr gut. Tatsächlich konnte ich in diesem einsamen Gebiet eine Handvoll Hikr-Erstbegehungen beisteuern (Sirtenstock, Alpler Horn, Schwarz Stock, Chinzerberg). Meine Zustiege erfolgten aber immer von Norden. Heute möchte ich mal von der sonnenverwöhnten Urner Seite aufsteigen, geradezu ideal für die Nebensaison. Bei dieser Gelegenheit kann ich auch ein paar letzte schwarze Flecken tilgen und Skitourenideen rekognoszieren.

Normalerweise wird mit dem PW ins Mettener Butzli hochgefahren. Ich lass den Wagen bereits in Mettenen (1749m) stehen, da ich am Ende der Tour über den Schächentaler Höhenweg zurückkehren werde. Denn wer will zum Schluss nochmals 200Hm aufsteigen!? Unterwegs überholen mich die Fullin-Brüder in ihrem Büsli. Gut dass Toni nicht weiss, wie oft ich über seinen Alpinführer hergezogen habe... Item. Ab Start erblickt man den Berglichopf. Aus dieser Perspektive stiehlt der mächtige Felspfeiler seinen prominenten Nachbarn glatt die Show. Eigentlich erstaunlich, dass er fast nur von Klettern begangen wird.

Etwa 400 Meter vor dem Mettener Butzli (1966m) zweigt rechterhand ein nicht-markierter Pfad ab. Er führt in den mächtigen Felskessel, der von unten kaum passierbar erscheint. Tatsächlich erkennt man aus der Nähe ein Felscouloir, welches unschwierig begangen werden kann - im Winter zweifellos eine Schlüsselstelle. So erreicht man das Plateau zu Füssen von Alpler Torstock und Windgällen. Wer die Augen offenhält, erkennt schwache Wegspuren, doch die braucht man nicht wirklich. Ich quere nach Westen an die Nordkante vom Berglichopf (2308m). Der Aufstieg ist durchgehend mit Ketten versichert - und das ist bitter nötig. Der Fels ist zu Beginn leicht überhängend, wohl im IVer Bereich. Gerade im Abstieg wird das ziemlich schnell unangenehm, Horror für Altophoben. Ich bewerte deshalb mit T6-, aber da lässt sich wohl drüber streiten.

Wem das zu haarig ist, findet in der benachbarten "Rund Egg" (P. 2343) eine lohnende Alternative, die mit Bänklein, Panorama, Kreuz und Buch zum Verweilen einlädt. Das nahe Alpler Tor (2448m), der eindrückliche Übergang Richtung Bisisthal, ist schnell erreicht und bietet durchaus ein eigenständiges Tourenziel. Auf dessen Nordseite liegen doch einige Zentimeter Schnee. Unangenehm stark bläst der Föhn hier oben, wie übrigens auf allen Graten und Gipfeln an diesem Tag. Das ist auch der Grund, weshalb ich im Anschluss den Höch Pfaffen (2459m) - den Tageshöhepunkt - über einen Weg durch die Ostflanke erreiche, man ist hier windgeschützter. Oben suche ich Schutz hinter einem Geländevorsprung und geniesse während meiner Mittagsrast das herrliche Panorama, zum Beispiel auf die Lidernengipfel und die Urner Hochalpen. In meinem Rücken thront die Schächentaler Windgälle und der kaum bestiegene Alpler Torstock.

Im Abstieg halte ich mich an den windigen Grat, um dann nordwärts Richtung Oberalp zu ziehen. Der Schnee erweist sich auf dem gerölligen Untergrund als durchaus nützlich. Wer nun Rossgrat oder Seestock anpeilt, traversiert etwa der 2200er Höhenlinie entlang. Das ist eher mühselig, mit oder ohne Schnee. Den Rossgrat (2282m) erreicht man schliesslich weglos, aber unschwierig über dessen Südflanke. Im Gegensatz zum formschönen Seestock (*klick) erhält er im Sommer kaum Besuch. Im Winter lockt zwar die lohnende Nordflanke, wobei das eher bescheidene 300Hm-Abfahrtsvergnügen mit dem weiten Zustieg ab Schwarzenbach verdient werden muss (*klack). Das Panorama mag aber durchaus zu erfreuen (Glärnisch, Wasserberg, Ortstock, Höch Turm etc).

Einen weiteren Abstieg über ein Schnee-Geröll-Gemisch später stehe ich in der Gander Fur (2016m), einem Pässchen zwischen Hüri- und Bisisthal. Nun erwartet mich der elende Gwaggel zurück Richtung Schächental. In leichtem Auf und Ab erreiche ich über markierte Wege die Rindermatt. Ab hier bis zum Grätli (2205m) hoch wurde der alte Wanderweg leider aufgegeben und ist nur noch teilweise erkennbar. So erwische ich prompt nicht die Ideallinie im coupierten Gelände. Vom Grat könnte man in einer guten Viertelstunde noch den Gamperstock besuchen. Doch ich bin genug gelaufen für heute.

Eigentlich wollte ich ja über den Normalweg via Gisleralp zum Schächentaler Höhenweg absteigen. Doch ich lass mich durch frische, aber inoffizielle Markierungen (gelb-violett) verleiten. Tatsächlich ist die Variante viel direkter, aber äusserst mühsam. Weglos kämpfe ich mich unterhalb der Schächentaler Südwände durch Rinnen und Geröllfelder zum Wanderweg runter. Die Markierung traversiert übrigens zum Mettener Butzli rüber und scheint sich an Kletterer zu richten. Über den wunderschönen Schächentaler Höhenweg (den muss ich mal ganz ablaufen) erreiche ich in ständigem Auf und Ab wieder meinen Ausgangspunkt Mettenen (1749m).


Zeiten
1:10  Berglichopf
1:20  Höch Pfaffen
0:50  Rossgrat
1:40  Grätli
1:15  Mettenen

Tourengänger: Bergamotte


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