Über Lawinen, Leichtsinn und Besserwisser


Publiziert von Henrik , 6. Februar 2015 um 05:09. Diese Seite wurde 2603 mal angezeigt.

Das Wort «Leichtsinn» war schnell hergeholt, nachdem Ende vergangener Woche elf Personen in den Schweizer Alpen den Lawinentod fanden. Doch was bedeutet Leichtsinn? Laut Duden: Mangel an Überlegung und Vorsicht. Und so leid es mir tut: Bevor man vorschnell mit Kritik und Besserwisserei aufwartet, sollte man ebenfalls überlegen und vorsichtig sein. Was wissen wir schon darüber, was sich die verunfallten Skitouren- und Variantenfahrer überlegt haben, bevor sie sich in diese Schneehänge begeben haben? Vielleicht tatsächlich nichts. Vielleicht aber sehr viel.
 



Kommentare (17)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 6. Februar 2015 um 08:23
eine kategorie hat sie vergessen. die noch-besserwisser, welche mit dem finger auf die besserwisser zeigen.

leider suchen wir immer nach der schuld oder unschuld. sobald wir diese gefunden haben, ist die sache für uns damit abgehakt. schuldiger verurteilt, unschuldiger freigesprochen, fall abgeschlossen.

die suche nach dem grund, weshalb so oder anders entschieden wurde, ist nicht sehr zielführend, denn es verleitet dazu, sich zu sagen, "das kann mir nicht passieren, denn ich hätte ganz sicher anders entschieden".

eine viel befriedigendere aber mitunter auch komplexere antwort erhalten wir, wenn wir uns mit den tatsächlichen abläufen beschäftigen und ursache und wirkung analysieren. schuld oder unschuld sind komplett irrelevant.

z.b. fakt ist
- sie sind in den hang gefahren
- eine lawine wurde ausgelöst

was kann ich daraus für schlüsse ziehen, respektive lernen.

Seeger hat gesagt: RE: ZDF
Gesendet am 7. Februar 2015 um 20:54
Da kann ich Dir beipflichten.
Zahlen-Daten-Fakten sind für den Lernprozess wichtiger als Einteilung in Schuld oder nicht.
Das mit dem "Bauchgefühl" wäre noch zu erwähnen...
Wie einfach und ehrlich waren die Aussagen am Vilan vom erfahrenen Rettungschef Forti Niederer: Er hat sich auf seine eigenen Eindrücke berufen und so beiläufig angedeutet, dass der Wind ein wichtiger Faktor gewesen sein könnte. Also kein Ton von Schuldzuweisung.

xaendi hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Februar 2015 um 11:52
Und dann gäbe es noch die Noch-Noch-Besserwisser, die mit dem Finger auf Noch-Besserwisser zeigen. Und Noch-Noch-Noch-Besserwisser wie mich, die die Noch-Noch-Besserwisser entlarven.

Becks hat gesagt: RE: *beifall*
Gesendet am 9. Februar 2015 um 15:53
Schicke 180 Gradwendung gegenüber der ersten Antwort im Vilanthread, mein Beifall dazu.

Dort reichte ein Blick vom Schreibtisch auf ein paar Zahlen und schon waren, Grund, Ursache, Wirkung und Schuldige gefunden und das Thema beendet. Auf meine eigentliche Frage im Eröffnungsbeitrag des Threads wurde gar nicht eingegangen.

Und jetzt kommen plötzlich Töne, warum denn Leute trotz besseren Wissens sich nicht wie erwartet verhalten haben und was man daraus lernen kan?

Nicht schlecht, nicht schlecht, vom Saulus zum Paulus in zwei Threads?

kopfsalat hat gesagt: RE: *beifall*
Gesendet am 9. Februar 2015 um 21:23
> und schon waren, Grund, Ursache, Wirkung und Schuldige gefunden

???

wer lesen kann, ist auch hier entschieden im vorteil.

Matthias Pilz hat gesagt: Schaut euch an was die bei uns so alles machen!
Gesendet am 6. Februar 2015 um 08:54
http://www.lawine-steiermark.at/tourenforum/beitraege-anzeigen/leobner-lawine/

83_Stefan hat gesagt: RE:Schaut euch an was die bei uns so alles machen!
Gesendet am 6. Februar 2015 um 09:20
Öha! Manche brauchen eben mehr Glück als andere, um es mal so zu sagen...

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 8. Februar 2015 um 15:30
no risk no fun, so wie z.B.

hier wenige Tage nach einem Lawinenunglück

Henrik hat gesagt: Wenn Schnee zur weißen Hölle wird
Gesendet am 8. Februar 2015 um 16:11

alpstein hat gesagt: RE:Wenn Schnee zur weißen Hölle wird
Gesendet am 8. Februar 2015 um 18:28
Danke für den Link.

Diese Woche sehen wir uns die Nordabhänge vom Feldberg mal aus sicherer Distanz an ;-)

alpstein hat gesagt: Lawinenauslösung selbst gefilmt
Gesendet am 8. Februar 2015 um 19:08

ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 8. Februar 2015 um 23:13
Danke für den Videotip „ hier „ Das sind ja herrliche Aufnahmen von den Zastlerhängen. Die Medien haben das Ereignis nun bestens durchgekaut.
Der dramaturgische Kommentar zum Video lässt mich erschaudern. Einer der beiden lebensmüden Ignoranten im Video, die hier 3 Tage danach aufsteigen, ist meine Wenigkeit. Es sollte der einzige sonnige und windstille Tag der Woche werden.
Die drei Außenreporter vom SW-Funk lagen auf einem kleinen Hügel schon früh auf der Lauer um die nächsten Todeskanditaten inflagranti zu filmen. Mit einer Drohne ausgerüstet gelingen so herrliche Aufnahmen. Dem Unglückshang, vor dem ich auch großen Respekt habe, bin ich weitläufig links ausgewichen. Er ist bei Südwestwind und Schneeverfrachtungen immer gefährlich, obwohl er in seinem steileren Teil höchstens 20 Höhenmeter bringt. Im rechten Teil der Abhänge konnte ich dann auch noch ohne Risiko abfahren. Durch die umfangreichen Warnungen in Presse und Funk war an diesem Vormittag erfreulicherweise nur ein weiterer Skiwanderer anzutreffen, der sich mir angeschlossen hat. An manchen Tagen würde auch ich eine Abfahrt vermeiden.
Ich war 35 Jahre auf der Wetterwarte am Gipfel tätig und die Nordosthänge waren in jungen Jahren mein Spielplatz zwischen den Dienstschichten. Da hab ich so meine diversen Erfahrungen mit Wechten und Lawinen machen dürfen. Meistens gehen solche Abenteuer ja gut aus, aber manchmal ist die erste schlechte Erfahrung auch schon die letzte.
Ich hoffe nun, dass doch mancher in Zukunft seine Einfahrt in die Flanke einer kritischen Prüfung unterzieht. Die verlockenden Stellen sind gerne mal die gefährlichsten und die unberührten Hänge sehen so einladend und friedlich aus.
Die Grundlawinen im Frühjahr sind übrigens auch nicht zu verachten.
www.hikr.org/tour/post12975.html
www.hikr.org/tour/post47757.html
Im Unglückshang bleiben Schneereste bis in den Hochsommer liegen. Spätester Zeitpunkt war der 24. Aug. 1978. In dieser Mulde liegt der ganze Tiebschnee
der monatelang eingeblasen wird.

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Februar 2015 um 06:41
Vielen Dank für Deine Ausführungen. Gestern konnten wir uns selbst mal ein Bild von dieser Ecke im Schwarzwald machen und wir waren beeindruckt. Die Hänge im Zastler Loch werden wieder befahren. Wie der Skifahrer auf diesem Foto in den Hang eingefahren ist, hätte ich sehen wollen.

Gruß
Hanspeter

ma90in94 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Februar 2015 um 15:02
Da habt Ihr Euch einen schönen Tag ausgesucht.
Es ist gut, dass der Feldberg im Sommer beweidet ist, sonst würde sich die Waldgrenze weiter nach oben verschieben und man käme nicht in den Genuß der weiten freien Flächen. Im Zastler findet auch jedes Jahr eine Säuberung von Bäumen und Büschen statt, nicht nur, um den alpinen Charakter zu bewahren.
Die Wechte über die eingefahren wurde ist vom Oststurm vergangener Woche ganz schön abgehobelt worden und wirkt nur in der Draufsicht so abenteuerlich.
Da wird oft eingefahren und es sieht schlimmer aus als es ist.
Gruß Günter

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Februar 2015 um 15:26
vielen Dank, Günter

Dass von Westen über einen flacheren Teil eingefahren wurde, hat ReinerD mittlerweile kommentiert. In der Vergrößerung sieht man auch die Spur.

Frontal sehen manche Stellen oft etwas extrem aus, was sie tatsächlich aber nicht sind. Verlockend sehen die Hänge natürlich schon aus.

Als eine der nächsten Touren nehmen wir uns dann das Herzogenhorn mit Ausgangspunkt Bernau vor.

Gruß
Hanspeter


countryboy hat gesagt: Ziischtigsclub
Gesendet am 11. Februar 2015 um 15:46
Zum Thema passend die letzte Diskussion im Club, u.a. mit Werner Munter.
Hoffe, dass es für Interessierte ausserhalb der Schweiz keine Berechtigungsprobleme gibt.

Henrik hat gesagt: „Man möchte in Grenzbereiche schreiten, wo man ohne Rettung wieder rauskommen will, um die Erfahrung
Gesendet am 21. Februar 2015 um 20:07
Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Übermut gehören zu jenen Eigenschaften, die diesen Sport mitunter lebensgefährlich machen - Zitat!

Nirgendwo führt die „Todsünde Hochmut“ so exemplarisch zum sprichwörtlichen Fall wie beim Bergsteigen - Zitat!

Und schliesslich der Link dazu.


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