Kollektives (Un-)Verständnis für Gletscherschwund und seine Folgen


Publiziert von Mistermai, 25. Oktober 2013 um 08:50. Diese Seite wurde 647 mal angezeigt.

Es ist schon interessant zu beobachten, wie plötzlich sehr viele Leute zu Experten werden, wenns um Gletscherschwund geht. Einmal mehr ist dies bei einem 20min-Beitrag geschehen, der gestern erschienen ist. Auch wenn der Beitrag tatsächlich ziemlich inhaltsfrei und wohl nur auf die Schlagzeile ausgelegt ist, sind die Kommentare der User teilweise geradezu beängstigend:

Ein Beispiel, eines Kommentars, der insgesamt eine positive Bewertung erhielt:
"Freuen wir uns doch darüber; die Gletscher sind eh eine Landverschwendung. Mit steigenden Temperaturen steigt auch die Waldgrenze und so wird das ehemalige Gletschergebiet bewaldet. Oder man kann auf den Hochebenen Wind und Solarparks installieren und die ehemaligen Gletschersenken zu Stauseen umfunktionieren die bei gleichem Volumen mehr Trinkwasser speichern als ein Gletscher. Schaut vorwärts und hört auf zu trauern."

Unglaublich, mit welcher Kurzsichtigkeit da teilweise argumentiert wird. Ich möchte an dieser Stelle auch gar nicht wissen, wie viele dieser selbsternannten Experten schon einmal einen Gletscher aus der Nähe gesehen haben. Denn dann würden sie (bezogen auf das obere Beispiel) auch wissen, dass Gletscher meist so steil sind, dass man sie kaum einfach durch einen Stausee ersetzen kann, der dann erst noch mehr Wasser speichert...

In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen Tag! ;-)

Gruess
Manuel



Kommentare (9)


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Schneemann hat gesagt: Stauseen
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 09:26
...entschuldige, aber das Argument ist gar nicht so falsch. Es wird damit gerechnet dass in den Alpen eine Menge neuer Stauseen gebaut werden kann wenn die Gletscher sich weiter zurückziehen. Ein sehr prominentes Beispiel ist der "Drift-Gletscher". Dieser füllt um 1950 noch ein ganzes Tal. Heute hat er praktisch eine perfekte Location für einen Stausee hinterlassen.
click here
Die Energiebetreiber haben zig weitere Standorte in den Schweizer Alpen evaluiert die nach weiterem Gletscherrückzug Potential für neue Stauseen bilden.

Schneemann hat gesagt: RE:Stauseen
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 09:27
Sorry, heisst natürlich "Trift" ;)

Mistermai hat gesagt: RE:Stauseen
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 09:36
Das stelle ich auch gar nicht in Abrede - Nur können mit Stauseen (max 200m tief, bzw. hoch) höchstens Gletscherzungen ersetzt werden. Viele wichtige Gletscher mit Ausgleichsfunktion (wie z.B. Pleine Morte) gar nicht. Allgemein stört mich der Tenor der Gleichgültigkeit und dass sich solche Kommentatoren über Wissenschaftler hinwegsetzen, die sich vollzeitlich mit diesen Themen auseinandersetzen.


TomClancy hat gesagt: RE:Stauseen
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 16:16
Ich hab ehrlich gesagt lieber Gletscher als Stauseen, zumal diese wieder Folgeprobleme nach sich ziehen : Restwassermengen, Spülaktionen wegen Sedimenten, usw.

Hitsch hat gesagt:
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 10:38
Nun ja, das (un-)Verständniss gilt auch für die Wissenschaft. Die Aussagen beruhen auf Modellrechungungen und prognosen. Nun ist es so, dass die Folgen für das Klima und so weiter eigentlich schwerlich präzise vorausgesagt werden. Das Wetter, Atmosphärenphysik und so weiter ist wohl ein schlecht verstandenes Gebiet.
Zumal in der antike die Gletscher weiter zurückgezogen waren, als die heutigen, und denen ging es allemal gut. Hochkulturen entwickeln sich bekanntlich bei idealem Klima. Als dieses generell kühler wurde, begann das Mittelalter, das dunkle Zeitalter der Menschheit.
Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht für den Gletscherschwund, überhaupt nicht. Aber nur weil gewisse Menschen sich nicht am Steady-state klammern heisst es nicht, dass es schlecht sein muss. Schliesslich kann es genau so gut sein, dass die Momentane Situation nur eine Laune der Natur ist. Diese Meinung wird in der Wissenschaft auch breit vertreten, wird aber von den Klimaerwärmungsjüngern gerne unter den Tisch gekehrt.
Fakt ist, dass die Wetter und Klimaentwicklung auf Modellberechungen beruhen, und Modelle sind bekanntlich vereinfachungen der Realität. Die die heutigen Modelle sind im vergleich zur Realität wohl doch starke vereinfachungen, und entsprechen dem heutigen Wissenstand der Atmosphärenphysik. Aber wie gesagt, die Auswirkungen von CO2 ausstoss, Gletscherschwund und so weiter sind, denke ich, nicht wirklich gut verstanden. In der Wissenschaft werden beide Zenarien, sowohl gut, wie auch schlecht, vertreten. Je nach dem ob man Optimist oder Pessimist ist, schlägt man sich auf die eine Seite.
Ich gehöre eher zu den Pessismisten: ich sage mir, alleine die Möglichkeit dass eine Verschlechterung durch unser Handeln stattfinden kann, sollte Motivation genug sein, etwas zu ändern. Wenn die Katastrophe nicht eintritt, auch gut. Aber ich ich finde es anmassend, jemanden zu kristisieren, der die andere Seite vertritt, denn diese findet in der Wissenschaft auch ihre Anhänger.

Cheers

TomClancy hat gesagt: Das Boulevard-Experten-Syndrom
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 13:05
Gräme Dich nicht, Manuel!

Scheinbar mutieren viele Leser von Boulevard-Medien je nach Situation blitzschnell zum Experten für Schule, Fussball, Strafrecht oder Kampfliegerei und fühlen sich dann bemüssigt, ihren Kommentar zur Diskussion beizusteuern. Ernsthafte Disskussionsbeiträge erwarte ich auf solchen Boulevard-Online-Portalen schon lange nicht mehr.

Und jetzt schalte ich sowieso für ein langes Weekend die virtuelle Welt ab und geniesse das sonnige Oberwallis.

In diesem Sinn ein schönes Weekend!

Gruss

TC

elchrigel hat gesagt: Bildungssystemfragen?!?
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 15:56
Das besagte Fachmagazin ist mir leider vollkommen unbekannt.... Allerdings stelle ich mir angesichts solcher Kommentare solcher Fachpersonen immer wieder Fragen, wozu eine Grundschulbildung eingentlich gut sein soll...

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 25. Oktober 2013 um 17:53
"Ein Experte ist ein Mann, der hinterher genau sagen kann, warum seine Prognose nicht gestimmt hat." (Winston Churchill)

und zum Thema Klimaerwärmung:

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (Anon.)

K_Mar hat gesagt:
Gesendet am 26. Oktober 2013 um 09:03
Da ich mich durch ein Zusammentreffen mit dem damaligen Prof.Müller (ETH) am Rhonegletscherschon schon früh hobbymäßig mit der Gletscherentwicklung gefasst habe, stehe mit den Klimaforschern doch recht massiv auf Kriegsfuß. Die, insbesondere die aus Potzdam, machen ein massiven wissenschaftlichen Fehler, sie lassen die Modelle nicht an bekannten Vorgängen verifizieren. Die Gletscher waren seid der letzten großen Eiszeit schon einmal fast ganz verschwunden und bei letzten Gletscherhochststand (ca.1830-1850) waren die Gefahren erheblich ( Eisbrüche am Atels & Eisstauseen im Tal durch den Gietro mit Verwüstungen und Toten im Rhonetal). Ferner beziehen sich diese Potzdamer Klimaforscher imm auf den genannten Höchststand. Ein weitere Punkt der sie unglaubwürdig macht. Sie sagen mit dem Ansteigen der Temperaturen eine Ausbreitung der Wüsten voraus. Schaut man in der Archiologie nach, dann war zu Zeiten etwas höherer Temperatur als heute (Römisches Reich), so war Nordafrika die Kornkammer Rom und der Bereichs ums Tote Meer auch fruchtbarer, also feuchter und der Pegel desselben ebenfalls dementsprechend höher.



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