Umgang mit Ziegen


Publiziert von 1Gehirner, 6. Oktober 2013 um 23:03. Diese Seite wurde 864 mal angezeigt.

Wir waren heut auf einem netten Tessiner Bergweg unterwegs (Bolastro - Pian Löngh - geplant Tenc di Dentro/Fuori) und auf einmal sehen uns zwei schwarze Ziegen mit armlangen Hörnern, die uns spannend finden und uns folgen... Innert fünf Minuten sind es neun behörnte Weibchen, die zunächst in Einerreihe hinter uns hertrotten, dann später immer wilder und unkontrollierter werden, im Weg stehen, überholen wollen, teils Schädelkämpfchen ausfechten (mit ungeplantem Seitenhieb gegen uns) etc. Das Gelände war ziemlich abschüssig und ein paarmal gab es unschöne Situationen nah am Abgrund...

Wir haben letzten Endes "learning by doing" gelernt, wie man mit ihnen umgehen kann:
  • sich mit dem Dasein als Ziegenhirt abfinden (loswerden konnten wir sie nicht)
  • mit dem Wanderstock klar zeigen, wenn es nicht mehr weitergeht (waagrecht oder schräg halten, die Ziege deutlich zum Abgrund drängen -- dumm sind sie nicht, sie merken, wenn es für sie kritisch wird, und weichen zurück)
  • ständig rückwärts schauen und die Tiere rechtzeitig anrufen, wenn sie zu schnell ankommen
  • wenn eine schubst: kurz und entschieden anblafzen ("HOOI!!")
  • wenn die Herde, besonders im Abstieg, mal wieder zu hektisch auf uns zukam: beruhigend-deutlich "HEEEEEEOOOOOO" (oder so ähnlich) rufen und mit dem Stock schonmal zeigen, dass es ans Halten geht
  • wenn eine überholen will: an der Schulter wegdrücken
  • das Tempo so wählen, dass immer 2-3 Ziegen direkt hinter uns waren, damit die als Puffer für nachspringende Übermütlinge fungieren konnten
Trotzdem mussten wir die Wanderung abbrechen, weil wir uns nicht sicher fühlten. Es muss nur einmal eine mit den Hörnern am Rucksack hängenbleiben (viiiieeele Bändchen) oder zwei sich kappeln, ohne nach uns zu schauen (ist dann am Ende auf der Strasse passiert, da hatte ich ein Horn von hinten zwischen den Beinen), dann liegt einer von uns beiden unten... und die obigen Methoden haben nur in etwa 80% aller Fälle geholfen.

Hat schonmal jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder weiss sogar, wie man die Tiere wieder los wird? Sie sind uns letztendlich 2h lang hinterhergelaufen und haben uns als ihre "Hirten" scheinbar akzeptiert. Wir haben sie nicht gestreichelt, gerufen, gefüttert oder sonstwas gemacht...

Viele Grüsse,
Eingehirner



Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

Schneemann hat gesagt:
Gesendet am 6. Oktober 2013 um 23:38
Die beste Taktik sie loszuwerden ist zu hoffen dass andere Wanderer in die Gegenrichtung laufen und für die Ziegen interessanter sind ;)

dulac hat gesagt:
Gesendet am 7. Oktober 2013 um 00:42
Ich habe mal auf Belalp beim Tyndall-Denkmal den Fehler gemacht, in ihrer Nähe den Rucksack zu öffnen um Brotzeit zu machen. Doch keine Chance, sofort war ich umringt. Weglaufen war auch keine Lösung, sie waren einfach nicht abzuschütteln. Erst kurz vor dem Hotel Belalp entdeckte ich einen offenstehenden Pferch. Schnell hinein, hinter mir verschlossen und danach auf der Rückseite still und heimlich verdrückt.

Also niemals in den Gegenwart von Ziegen den Rucksack öffnen!

Oder falls sie noch weiter entfernt sind, aber Anstalten machen näher zu kommen, gleich verscheuchen und nicht herankommen lassen. Irgendwann werden sie sich dann verziehen. Sonst hätte ich es bei anderer Gelegenheit nie geschafft an meine Brotzeit zu kommen.

alpstein hat gesagt: Vielleicht hilft eine Kletterpassage
Gesendet am 7. Oktober 2013 um 06:43
Uns hat am Hundstein mal eine kurze Kletterpassage geholfen eine Ziege abzuschütteln, allerdings nur für ca. 2 Stunden, weil die Ziege wartete bis wir vom Gipfel zurückkamen. Sie hat uns dann zur Bollenwees begleitet, wo sie vor der Terrasse wartete. An der Alp Sämtis hat der Älpler sie schließlich nach dem halbtägigen Ausflug wieder in Empfang genommen. Es war auf jeden Fall eine lustige Begebenheit

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 7. Oktober 2013 um 08:33
"ärohrä"...also an den Ohren nehmen..das mögen sie gar nicht...setzt natürlich voraus, dass man keine Berührungsängste hat..

Alpenorni hat gesagt: Beschallen ?!
Gesendet am 9. Oktober 2013 um 11:04
Hier auch noch ein Tipp :
Als wir vor langer Zeit mal am Unteren Grindelwaldgletscher (hinter Bänisegg) gezeltet haben, bekamen wir es mit einer äußerst aufdringlichen Schafherde zu tun, die das Zelt regelrecht umzingelte und begann, allenthalben an allem herumzuknabbern und immer aufdringlicher wurde.
Der geniale Einfall war es dann, die Herde aus einem mitgeführten Radio schlagartig mit höchster Lautstärke zu beschallen. Es handelte sich um ein Sinfoniekonzert fortissimo !
Die gesamte Herde hielt inne spitzte entsetzt die Ohren ob der unbekannten Klänge (was für ein Anblick!) , das Leittier ergriff in Panik sofort die Flucht, und in wenigen Minuten war die flüchtende Meute außer Sichtweite und zeigte sich alsdann auch nicht wieder.
Sollte sicherlich auch mit Heavy Metal funktionieren ;-)

pizflora hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2013 um 17:16
durch die finger anpfeifen, hoch und laut, am besten aus nächster nähe, kann auch helfen. setzt allerdings voraus, dass man das kann oder eine trillerpfeife dabei hat. lustigerweise habe ich bemerkt, dass bei rindviechern nur die kälber und rinder reagieren, nicht die erwachsenen. vielleicht sind die auf der frequenz nicht so empfindlich...


Kommentar hinzufügen»