Umweltvertraeglich in die Berge


Publiziert von Jonas, 6. September 2007 um 11:41. Diese Seite wurde 314 mal angezeigt.

Die Kommentare zu Cyrills Beitrag (http://www.hikr.org/tour/post4109.html) haben mich wiedermal zum Ueberlegen gebracht. Ein grosser Teil des Verkehrs in der Schweiz ist Freizeitverkehr und vorallem Bergsportler die sich oft als sehr naturverbunden geben (ich spreche generell und meine niemanden aus dem oberen Post), fahren mit dem Auto zu ihrem Bergerlebnis. Oder noch schlimmer, man verurteilt Autofahrer und reist dann nach Neuseeland in die Ferien zum Wandern. Schaut man den CO2 Ausstoss des Fluges an, so koennte man dafuer mehrere Jahre jeden Tag mit dem Auto arbeiten gehen.
Ausserdem sollte man sich ja auch mal ueberlegen wie die SAC Huetten betrieben werden. Der frische Salat, das Bier, der Wein wurden ja nicht vom Huettenwart rauf getragen.

Kurz (und leicht ueberspitzt): moechte man der Natur sorge tragen, dann sollte man eigentlich daheim bleiben oder mit Velo und Zelt anreisen.

Ich selber schaetze das Auto vorallem im Winter fuer Skitouren. Fuer Hochtouren brauche ich praktisch immer den Zug, vorallem wenn ich in den Bergen uebernachte. Ausserdem schaetze ich das Helikopter-Bier in den Huetten sehr.

Ich moechte gar niemanden Verurteilen, ich finde das nur ein interessantes Thema.
Was meint ihr dazu?



Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

ABoehlen hat gesagt: Meine Ansicht
Gesendet am 6. September 2007 um 15:58
Persönlich benutze ich fast ausschliesslich den ÖV, wenn ich auf Touren gehe. Dem oft gehörten Argument, es sei schneller und effizienter mit dem Auto kann ich generell so nicht zustimmen. Es hängt halt sehr davon ab, wo man einerseits zu Hause ist, und wo man hin will. Von Worb aus liegen z.B. Tagestouren in der Valle d'Ossola durchaus drin, was mit dem ÖV je 2-3 Std. Fahrzeit bedeutet und 2-3 Umsteigevorgänge ohne grosse Warterei. Mit dem Auto ist diese Gegend dagegen nur umständlich und teuer (Autoverlad) zu erreichen.

Man muss sich aber auch vor Augen halten, dass wir in der Schweiz sehr verwöhnt sind, was den ÖV anbelangt. Schon in unseren Nachbarländern ist das Netz längst nicht so dicht und stark frequentiert wie bei uns. Entsprechend wird man wohl oft nicht um ein Auto herumkommen, wenn man wandern gehen will.

Das Argument mit dem Flug in ferne Länder stimmt natürlich schon. Insbesondere im Zeitalter von EasyJet und Co. sollte man sich diesen Vergleich schon mal durch den Kopf gehen lassen, zumal viele europäische Destinationen heute auch mit dem Zug gut erreichbar sind. Hingegen würde ich niemanden verteufeln, der nach Neuseeland fliegt (anders geht das ja nicht), um dort zu wandern, denn sowas macht man ja vermutlich nicht allzu oft im Leben!

Alpin_Rise hat gesagt: Berge und ÖV
Gesendet am 10. September 2007 um 16:30
Vorneweg: ich möchte niemanden angreifen oder verurteilen. Gestern, an einer Postautohaltestelle bei Flims GR, bin ich ob der Blechlawine auch ins nachdenken gekommen, hier also meine Sichtweise zum Thema.

Ich gehöre auch zu den Berggängern, die zu fast 100% den ÖV benutzen.
Für mich gibt es viele Gründe, mit Bus und Bahn zum Ausgangspunkt zu fahren - der wichtigste ist wohl, dass ich Start- und Zielpunkt unabhängig und spontan wählen kann. Andere paraktische Argumente: Kein Stau, Parkplatzstress % Ärger mit anderen Verkehrsteilnehmern, grössere Sicherheit, Zeit zum Entspannen/Schlafen vor und nach der Tour, dann mit einem kühlen Bier... finanziell gesehen lohnt es sich für mich als GA-Besitzer sowieso. Viele Autofahrer machen keine Vollkostenrechnung (50 Rappen / Kilometer); dann ist der ÖV nicht teurer.

Daneben sind es bei mir auch ideologische Gründe: neben dem ganzen Umweltaspekt kommt man viel öfters mit Einheimischen in Kontakt, unterstützt lokales Gewerbe (z.B. Alpentaxi) und hat bei der Tourenplanung eine gewisse Herausforderung. Es ist erstaunlich, welche Ausgangspunkte man in der Schweiz alle per Postauto erreicht. Und vor allem, welch spannende Touren auch mit dieser "Einschränkung" möglich sind.
Weiter frage ich mich, ob ich Wochenende für Wochenende 100te Kilometer fahren muss für (Prestige)Bergtouren. Manche schöne Touren liegen praktisch vor der Haustüre!

Wer sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzten will, dem empfehle ich die ÖV Tourenseite von Mountainwilderness Schweiz

Dein Vergleich mit den Langsteckenflügen stimmt so nicht ganz. Die Debatte um die Viel- und Billigfliegerei ist in meiner Freizeit weniger aktuell.

Zu den SAC Hütten: Es ist jedem freigestellt, ob er in einer Hütte übernachten will oder nicht. Ich persönlich bin froh um die Infrastuktur und gutes Essen, obwohl ich kein frisches Gemüse, Salat und Bier auf 3000m brauche. Leider habe ich da beschränkten Einfluss. Es gibt unnötigere, touristische Helikopterflüge in den Alpen, dort liegen für mich die Missstände.

Auf eine CO-2 neutrale Diskussion

Jonas hat gesagt:
Gesendet am 11. September 2007 um 17:24
@Alpin_Rise: Was stimmt bei den Langstreckenfluegen nicht?
Auf http://www.atmosfair.de kann man den CO2 Ausstoss von Fluegen berechnen. Sicher kann man sich ueber die genaue Berechnung streiten, doch als Richtlinie kann man es schon brauchen.

Bei den Helikopterfluegen hast du schon recht, die paar Versorgungsfluege fuer die SAC-Huetten fallen wohl nicht so ins Gewicht. Die genauen Zahlen wuerden mich aber trotzdem noch wundernehmen. Also angenommen ich esse in der Huette und trinke ein Bier, ein Wievieltel eines Helikpoterfluges macht das und wieviel CO2 hat es gekostet.



Mein Punkt ist eigentlich nur, dass, nur weil der Bergsport in der Natur statt findet, er nicht automatisch naturfreundlich ist.

Zum Thema passt gerade noch diese Tour:
http://www.hikr.org/tour/post4164.html

Stani™ hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. September 2007 um 17:28
Pssst: auf hikr.org du kann "Darauf antworten" benutzen, dann bekommt Alpin_Rise deine antwort bei Email.
Tschüss,
S.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. September 2007 um 11:17
@Jonas: du hast recht: laut atmosphere.de ist ein CH-Neuseeland Rückflug gleich klimaschädigend wie ca. 7 Jahre PW (12'000 km/Jahr, Mittelklassewagen, reicht für ca. 30 km Arbeitsweg ohne Freizeitfahrten). In dieser Berechnung ist nicht nur das CO-2 enthalten, sondern alle klimarelevanten Emissionen. Hab mich nur auf den CO-2 Ausstoss gestützt, und nicht auf eine integrale Beachtung. myclimate.ch gibt ein wenig andere Daten (ca. 4 Jahre Autofahren).
Das sind schon recht beeindruckende Zahlen - trotzdem soll Neuseeland schön sein ;-)

Beim Autofahren gibts noch andere Auswirkungen: Verkehrstote, Lärmemissionen, Feinstaub, etc.
Dafür stossen Flugzeuge allen Dreck in hohen, sensiblen Luftschichten aus...

Ein komplexes Thema: was meinen die anderen User zu ihrer Mobilität im Bergsport? Und über den Komfort in SAC-Hütten?


Kommentar hinzufügen»