Ein paar Gedanken zum Thema


Publiziert von adrian, 23. Februar 2011 um 10:22. Diese Seite wurde 2661 mal angezeigt.

Alleingänge, Solobesteigungen sind so eine Sache soll man sie machen oder ist man in der Gruppe doch sicherer unterwegs?
Meistens gehen wir zu Zweit oder Dritt auf Skitour, es gibt aber Situationen da bin ich alleine, weil meine Tourenpartner keine Zeit haben. Wenn ich dann in meinem Umfeld sage ich war allein unterwegs ist grosses Staunen angesagt, ist das nicht gefährlich oder hast Du keine Angst, sind die Reaktionen. Doch was heisst alleine? In der Regel sind das Touren bei denen ich alleine anreise auf der Route selber bin ich aber höchst selten ganz allein unterwegs. Da gibt es Berge da reiht man sich praktisch in den Strom der Gipfelstürmer ein. Wer nach Passöffnung am ersten schönen Wochenendtag solo auf den Clariden will, der ist bestimmt nicht allein.
Wer also aus irgendwelchen Gründen ohne Tourenpartner auf Tour möchte, sucht sich einen bekannten Gipfel am Wochenende und er wird bestimmt nicht allein sein. Sollte man Hilfe benötigen ist es selbstverständlich dass Hilfe geleistet wird. Ich helfe ja auch wenn in einer Gruppe ein Unfall passiert.
Anders sieht es aus wenn man wirklich allein auf weiter Flur unterwegs ist. Unter der Woche, Lawinenstufe drei und das Wetter wechselhaft, da ist die Chance gross dass man den ganzen Tag keine Menschenseele trifft und das kann dann auch gefährlich werden.
Eine Dreiergruppe die ohne Abstand in einen geladenen Hang fährt kann jedoch auch verschüttet werden und dann ist man auch auf fremde Hilfe angewiesen. Es kommt also immer drauf an, wie man sich verhält.
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass bei jeder Tour den Voraussetzungen und Bedingungen entsprechend die Risikoanalyse gemacht wird, sprich was bin ich / sind wir bereit einzugehen, welche Konsequenzen kann es haben.
Fazit: Solotouren habe ihre Berechtigung und sind, wenn richtig geplant, nicht risikoreicher.



Kommentare (38)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 23. Februar 2011 um 11:02
da ich davon ausgehe, dass es in der region basel (noch) keine hikrs oder sonstige berggänger gibt, welche sich unter der woche (dienstags) spontan meinen grösstenteils abstrusen "wander"-ideen anschliessen würden, bin ich quasi gezwungenermassen allein unterwegs.

für den endgültigen abflug brauchts übrigens weder lawinensituationen noch hochgebirge etc. da reicht eine ganz einfache geröllhalde im jura. es muss sich nur der falsche stein lösen. je nach jahreszeit dürfte es auch eine gute weile dauern, bis man gefunden wird.

fazit: das leben ist riskant. wer aber gar kein risiko eingehen will, ist eh schon tod.

ossi hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Februar 2011 um 18:06
Danke kopfsalat, seh ich auch so.

Solotouren sind nicht per se risikioreicher, sie finden aber unter anderen Ausgangsbedingungen statt als Touren in Gruppen. Beide Formen des Bergsteigens haben ihre Chancen und Gefahren. Sie zu kennen, einzuschätzen und die richtigen Schlüsse zu ziehen ist (lebens)wichtig. Und selbst wenn man die richtigen Schlüsse zieht und sich auf der Tour vorsichtig verhält (was ziemlich sicher BEINAHE JEDER Sologänger macht) kann ein Unfall nicht ausgeschlossen werden.

Bei Sologängen ist's halt häufig so: Erreicht man das Ziel, freuen sich alle und überbringen ihre Glückwünsche. Geht's daneben, dann hat "man" das schon immer kommen sehen und irgendein "fachkundiger" Journalist schreibt in der Zeitung, der Berggänger sei eben ohne Seil und alleine unterwegs gewesen. Meistens findet sich dann auch ein Vertreter der Bergführerbranche, der Touren in die Berge sowieso nur mit Bergführer empfiehlt (derselbe Bergführer erzählt dann am Abend in der Hütte aber ganz gerne von seinen waghalsigen Jugendabenteuern).

Mein Rat: Macht die Touren, die Ihr verantworten könnt und macht sie so, wie ihr''s für richtig haltet. Weiter bietet Eure Hilfe an, wenn jemand Hilfe braucht und hofft, dass Euch auch geholfen wird. Meine Alleingänge plane ich immer so, dass ich die Möglichkeit einer Hilfe von vornherein als unmöglich betrachte (also nix Helikopter und nix Natel). Bisher hat's geklappt, die Sicherheitsmarge ist recht hoch angesetzt.

rojosuiza hat gesagt:
Gesendet am 23. Februar 2011 um 23:15
Bin auch Sologänger.

Meiner Meinung nach sind das die Tatsachen:

- Man ist immer und überall ganz für sich selbst verantwortlich

- Den Hals brechen kann man sich überall, aber aufpassen kann nicht schaden

- Auf Hilfe darf man nicht zählen

- Ein guter Schutzengel ist recht praktisch

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2011 um 10:23
Man muss halt bedenken, dass es immer ein gewisses Restrisiko gibt, das man minimieren sollte, das sich aber naturgemäss nicht auf Null drücken lässt. Wenn wirklich was passiert, ist man als Solist oft doppelt schlecht dran, so dass es eine gute Idee ist, möglichst viele Vorsichtsmassnahmen zu treffen.

Hier ein älterer Bericht über ein Solisten-Abenteuer, welches dank leistungsfähigem Schutzengel gut ausging...

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2011 um 10:42
Ob allein oder nicht - wichtig ist doch einfach eine (rollende) Tourenplanung, welche auf die Art der Tour, das Können der/den einzelnen Tourengänger sowie die vorherrschenden Verhältnisse abgestimmt ist.

Und wenn auch beim Sologänger vielleicht nicht immer Hilfe in der Nähe ist, so muss er sich auch nicht einem allfälligen Gruppendruck, der ja auch fatale Folgen haben kann, fügen.

Am Ende ist jeder - egal ob solo oder auch in der Gruppe - für sich selber verantwortlich. Jede/r muss für sich entscheiden, ob "to go or not to go", ob und wie viel Risiko er/sie eingehen möchte.

Wir persönlich sind meistens zu zweit oder zusammen mit anderen Tourenkollegen unterwegs, einfach weil wir deren Gesellschaft schätzen und für uns auch die Geselligkeit ein wichtiger Faktor auf unseren Touren ist. Dazu kommen einige persönliche Prinzipien, welche die Basis für unsere Tourenplanung sind.

Aber schlussendlich glauben wir daran, dass jedem sein Leben und Sterben in einer gewissen Weise vorbestimmt ist...wenn's vorbei sein soll, dann ist's vorbei...und dann spielt's keine Rolle, ob man sich gerade auf einer Solotour, einer Tour in der Gruppe oder ganz einfach irgenwo sonst befindet.

In diesem Sinne wünschen wir allen viele schöne und unfallfreie Momente auf Berg und Tal!

Carpe diem!

Kris hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2011 um 17:34
Kann mich dem bisher Gesagten nur anschließen - Solotouren über einen Kamm zu scheren ist falsch, denn der besagte Gruppendruck ist eben nicht zu unterschätzen.. wäre man allein vielleicht schon umgekehrt, so ist's in der Gruppe dann ein Grund weiterzugehen weil man sich entweder nicht die Blöße geben möchte oder seine Bergkameraden nicht im Stich lassen will (da diese evtl. die Tour auch abbrechen müssten)

In diesem Sinne allen Sologängern noch viele erfolgreiche und unbeschadete Solotouren! (:

Mel hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2011 um 21:17
bin ab und zu auch alleine unterwegs, weils halt so schön wetter ist und aber grad niemand zeit hat oder ich wieder mal zu spontan plane...

jedoch beschränke ich mich bei meinen solos ausschliesslich auf einfache routen in gebieten, wo ich mich etwas auskenne. dies vorwiegend auch, weil ich manchmal etwas ein "orientierungsdubeli" bin und kartenlesen nicht gerade meine paradendisziplin ist (... ich will jetzt keine schlechten frauenwitze hören :-P )

routen so ab T4 aufwärts oder hochtouren würde ich persönlich wohl nicht alleine machen. klar kann eine begleitung einen möglichen unfall auch nicht ausschliessen, dennoch gibt es mir irgendwie ein sichereres gefühl jemanden an meiner seite zu wissen.

und mein fast gewichtigstes argument ist, dass ich das erlebnis eigentlich intensiver uns schöner finde, wenn ich es mit jemandem teilen kann. wenn ich da mal alex supertramp zitieren darf: happiness is only real when shared :-)

ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2011 um 22:42
Wenn ich MaeNi richtig verstehe, heißt das, für Cyrill und seine beiden Partner war es vorbestimmt, dass sie ihr Leben am gleichen Tag zur gleichen Stunde verlieren.
Ich meine, sie haben es doch eher selber entschieden, vielleicht nur durch eine sekundenschnelle falsche Entscheidung mit fatalen Folgen.
So viel ich weiß war es ein Absturz durch einen Schneebrettabriss am Palü.
Das mit der Vorbestimmung drückt eher die Hilflosigkeit im Umgang mit Unfällen aus.
So eine Situation ist auch wirklich nicht einfach.

Zum Thema Einzelgänger. Kritisch wird es nur, wenn er durch eine Verletzung nicht mehr weiterkommt und das Mobile auch nicht weiter hilft.
Eine genaue Routenbeschreibung mit Rückkehrzeitpunkt zu hinterlegen und viel wärmende
Kleidung sollte Pflicht sein. Geht ganz gut bei einer Tagestour, ist bei mehrtägigen
Unternehmungen und Urlauben aber schon nicht mehr so durchfürbar.
Wer das Restrisiko nicht erfolgreich verdrängen kann wird da wohl zuhause bleiben müssen, oder mit den Massen wandeln.
Das Bergerlebnis mit anderen teilen ist angenehm, aber so ganz alleine in abgeschiedener
Bergwelt ist ein berauschendes Hochgefühl. Vor allem im Winter.
Ich stand mal alleine zum Sonnenuntergang im Dezember auf dem Piz Terri mit Abfahrt bei Mondlicht zur Terri Hütte. So etwas übertrifft alles andere an Eindrücken aus dem Alltagtagsleben.
Mit dem Alter bin ich da leider etwas ängstlicher geworden und nicht mehr so unbedarft wie früher.


MaeNi hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Februar 2011 um 08:53
Soweit es unsere ganz persönliche Einstellung betrifft, verstehst Du das vollkommen richtig...wir gehen davon aus, dass der Weg eines jeden Menschen in einer gewissen Weise vorbestimmt ist. Oder zumindest das Wie und Wann unseres Ablebens...den Wegverlauf bis dahin bestimmen wir durch unsere Entscheidungen selber. Vielleicht ist es aber auch so, dass die Vorsehung unsere Entscheidungen beeinflusst..wer weiss...

Aber das ist wie gesagt unsere ganz persönliche Einstellung und nicht eine Hilflosigkeit im Umgang mit Unfällen. Hilflos ist grundsätzlich jeder, der jemanden durch einen Unfall verliert. Quälende Fragen über das wie und warum werden jeden immer irgendwie begleiten...für uns wirkt der Glaube an Vorsehung dabei mildernd, Trauer um geliebte Menschen gänzlich beseitigen kann aber auch er nicht..

ma90in94 hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Februar 2011 um 15:49
Mit Vorsehung oder Vorbestimmung kann ich persönlich nichts anfangen
Wie jeder dann letztendlich mit einem Unglücksfall in allernächster Umgebung umgeht erfährt er erst, wenn er selbst betroffen ist. Da wird sich mancher vielleicht wundern, was ihm so alles durch den Kopf geht, er glauben und hoffen möchte. Rational kann man das auch garnicht selber beeinflussen, denke ich.
Wer an was glaubt ist natürlich besser dran, als die, die nach dem Sinn und Warum fragen.
Mit unseren Äußerungen sind wir leider etwas vom Forumthema abgewichen.
Deine Meinung zu Anfang hat mich irgendwie herausgefordert.
Vor allem dieses „ Wir glauben….. „ Sei mir bitte nicht böse.



nadirazur hat gesagt: RE: Von Deiner Antwort wiederum ...
Gesendet am 26. Februar 2011 um 18:58
... forderst Du auch mich heraus.

(Sorry adrian, ich weiche auch vom Thema ab.)

"Wer an was glaubt ist natürlich besser dran, als die, die nach dem Sinn und Warum fragen."

Implizierst Du damit, dass jene die glauben nicht nach dem Sinn und Warum fragen? In deiner Antwort schwingt das ewig alte Vorurteil den "Glaubenden" gegenüber mit, dass sie eben nicht "rational" nach Sinn und Warum fragen sondern sich mit vorgefertigten Antworten abgeben wie Schäfchen (was zur Annahme führt, dass sie es eben "leichter haben") ...

Ein solches Vorurteil kann nur jemand abgeben, der nicht nach dem Sinn und Warum des Glaubens und der Glaubenden fragt, sondern sie per definitionem aus dem Kreis der Denkenden (und somit rational agierenden Menschen) ausschliesst .... jemand, der sich somit von jahrhundertealten Statements (ver-)leiten lässt. Ob das nun rational ist, lasse ich offen ...

Die Frage nach dem Sinn und Warum ist meiner Ansicht nach in jedem Menschen - ob er glaubt oder nicht - tief verwurzelt. Jeder und jede stellt sich diese FrageN. Der Glaube schliesst sie nicht aus, sondern ein.

Warum wohl fordert ein Satz "Wir glauben ... " so viel mehr heraus als wenn jemand sagt "Wir sind der Ansicht ..." ... ?




MaeNi hat gesagt: RE: Von Deiner Antwort wiederum ...
Gesendet am 27. Februar 2011 um 08:32
Hallo Noemi

Schön gesagt...vorallem der letzte Satz dürfte den Nagel auf den Kopf treffen.

Herzliche Grüsse
M&N

MaeNi hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Februar 2011 um 08:30
ja, vom Thema abgewichen sind wir..definitiv.

Daher nur noch ein Schlusswort unsererseits. Glauben heisst nicht, dass wir nicht nach dem Sinn und Warum fragen. Unser Glaube hat uns und unsere Ansichten geprägt, was aber nicht heissen will, dass wir alles auf unseren Glauben schieben, wenn wir sonst keine weiteren Erklärungen finden können. Das wäre dann doch sehr einfach...

Glaube schliesst auch Selbstverantwortung nicht aus...deshalb gestalten auch wir unsere Tourenplanung rational und nicht spirituell.

ma90in94 hat gesagt: Zum Schlusswort von MaeNi
Gesendet am 27. Februar 2011 um 15:46
Ich nehme nun an es geht hier um den christlichen Glauben von MaeNi. Das war für mich so nicht ersichtlich durch dieses ….schlussendlich glauben wir………..
Ich glaube auch, nur mit dem Vertrauen habe ich es noch schwer.
Ob es die Wahrheit ist, dass Leben und Sterben vorbestimmt sind möchte ich mir nicht anmaßen zu glauben. Darum ging es ja zu Beginn. Ist meine Meinung, mehr auch nicht.

Danach gab es vielleicht auch einige Missverständnisse in den wenigen Zeilen mit denen man zu diesem schwierigen Thema etwas mitteilen möchte.
Das soll auch mein Schlusswort sein.
Mit freundlichem Gruß


simba hat gesagt:
Gesendet am 26. Februar 2011 um 18:59
Objektive Gefahren existieren bei jeder Solotour in genau gleichem Maße wie bei einer Tour mit einem/r Partner/in...
Diese Gefahren kann ich nicht dadurch ausschließen, dass ich nicht allein bin. Ich stürze auch in der Seilschaft in einer Spalte, werde von einem Stein getroffen oder einer Lawine erwischt....

Aber wenn sich das Risiko verwirklicht, sind die Chancen besser, glimpflich davonzukommen...die Seilschaft zieht mich aus der Spalte, die Tourenparter graben mich aus der Lawine, rufen den Heli...

"Subjektive Gefahren" (also Probleme, die daraus entstehen, dass die eigenen physischen und psychischen Fähigkeiten für die avisierte Route nicht ausreichen) existieren bei Solotouren in gleichem Maße wie bei einer Tour mit einem/r Partner/in...

Nur kann man sie in Begleitung uU eher noch "ausgleichen" durch die Erfahrungen und die Fähigkeiten des/r Partner/in oder dessen schlichte bestärkende Anwesenheit oder z. B. dadurch, dass man halt den Dreier, den man allein nicht mehr klettern würde, sichert.

Die Frage inwieweit Solotouren oder Touren in einer Gruppe sicherer sind, lässt sich deshalb nur im individuell-konkreten Einzelfall beantworten...

Es gibt Touren, in denen Begleitung sicherheitsmäßig unbedingt anzuraten ist, weil bspw. spaltenreiche Gletscher im Spiel sind oder die technischen Schwierigkeiten so hoch sind, dass man Vieles sichert.

Dagegen gibt es Touren, auf denen Sologehen wohl kaum sicherheitsrelevante Defizite aufweist...wenn ich im absturzgefährdeten I-IIer bzw. T5-6 Gelände stolpere oder in einer steilen Schneeflanke ausrutsche, kann das auch mein/e Partner/in nicht verhindern.

Bei allen Varianten des Bergsports ist Gehen in der Gruppe aber eine zusätzliche Sicherheitsreserve, z. B. wenn mich meine Tourenpartner/innen wieder aus der Lawine, die mich verschüttet, ausgraben oder eine schnelle Rettung gewährleisten, soweit diese nach einem Unfall noch etwas leisten kann.

Allerdings habe ich - wie auch Adrian - die Erfahrung gemacht, dass die Sicherheitsreserve "schnelle Rettung" bei Solotouren auf häufig begangenen Touren in gleicher Weise gegeben sein kann, so dass dann kein Unterschied zwischen der Begehung der Tour Solo und in Begleitung mehr besteht.
In vielen Fällen wird durch "unbeteiligte Dritte" sogar eine effektivere Rettung zu erwarten sein, da bei emotionaler Verbundenheit und dem daraus resultierenden zusätzlichen Stress in einer ohnehin schon Stresssituation eher weitere Fehler passieren.

Was mE mit das Gefährlichste ist, sind Touren in der Gruppe, bei denen alle, was die notwendigen Fähigkeiten angeht, an der Leistungsgrenze sind, denn dann kann sich aus der Dynamik der Gruppe auch manches zum Unguten entwickeln - ganz abgesehen von Fehlern "als Gruppe", wie dem Begehen eines gefährlichen Hangs ohne Abstände!

Ich persönlich habe auf Touren, die ich allein gehe, ebenso gute Erlebnisse, wie auf Touren in der Gruppe, auch wenn die Erlebnisse völlig anderer Art sind; ich möchte keines beider Erlebnisse missen.

Aus meiner Sicht haben Solotouren in jedem Fall ihre Berechtigung und sind bei guter und umsichtiger Planung - in vielen Fällen - genauso risikoreich wie die entsprechende Tour in Begleitung. Insbesondere bei Steilwandabfahrten oder Begehungen im T5-6 Gelände, bei denen jeder Fehler idR "maximale" Konsquenzen hat, sehe ich letztlich keine Unterschiede.

Wenn man allerdings - wie ein entfernter Bekannter von mir - so etwas:

http://www.bergeweise.de/kombi%20eis/eiger_lauperroute.html

macht, dann kann man eine solche Einschätzung zur Risikofrage aber sicherlich nicht ohne weiteres treffen ;)

Seeger hat gesagt: Jedes Risikomanagement hat...
Gesendet am 27. Februar 2011 um 21:30
einen Haken.
Ïch wähnte mich in Sicherheit und es kam in einer knappen Stunde ganz anders:
http://www.hikr.org/tour/post18222.html
Wichtig scheint mir eine Vororientierung an eine versierte Person und punktuelle Ortsmitteilung per SMS. Dazu REGA-Funk und/oder PLB.
Und dennoch braucht es Glück neben aller Vorsicht.
Saluti
Andreas

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 27. Februar 2011 um 22:27
Allein oder in der Gruppe? Das Buch "Die Berge meines Lebens" von Waler Bonatti könnte für unsichere Leute eine Entscheidungshilfe bieten da es auf alle Wege übertragbar ist.

MicheleK hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2011 um 00:38
Kann mich Simba und Seegers Kommentaren anschliessen. Bin oft auch alleine unterwegs und zumindest eine Vororientierung usw. ist zwingend, auch wenns nur eine Wanderung im dunklen Ardennenwald ist - man koennte ja stolpern.
Eben nicht wie in 127 Hours
http://www.imdb.com/title/tt1542344/

Der Film von Danny Boyle (Trainspotting, Slumdog Millionaire) ist uebrigens fuer Leute mit starken Nerven sehr empfelenswert...
Saluts.
Michele

Regula52 hat gesagt:
Gesendet am 3. März 2011 um 00:12
Seit meiner Jugend gehe ich allein, das sind nun bald 45 Jahre. Das begann damit, dass ich im Bedrettotal allein Beeren suchen ging, Pilze suchen ging. Die Geisshirten, junge Burschen waren auch allein, der Kontrolleur der Starkstromleitungen ging Sommer und Winter allein, die Hüttenwarte gingen allein. (einer verunglückte allerdings in einer Lawine tödlich). Es war normal allein zu gehen. Es gab kein Natel, nicht einmal jedes Haus hatte ein Telephon. Mein Götti, der mich ins Bergsteigen einführte sagte: "Berge sind schön, aber gefährlich". Die Gefahr, die Vorsicht und die Selbstverantwortung war von klein auf klar. Verschiedene sind im Bereich des Tales in den Bergen tödlich verunglückt. Ein Hirt, ein Jäger, einige Touristen, zwei oder drei Flugzeuge. Die Totenglocke der Kirche in Villa läutete für alle gleich, ob im Spital, im Bett, im Verkehr, oder eben in den Bergen verstorben. Das Bewusstsein, dass wir sterben können, wo immer wir sind und was immer wir tun, war allgegenwärtig.
Mein Götti hatte einen guten Kollegen in Folge Steinschlags beim Aufstieg zum Rotondopass verloren. Wenn wir dem Gedenkstein einen Besuch abstatteten dachte ich jeweils, dass er wohl am schönsten Ort der Welt verstorben ist.
Das Alleingehen führte ich dann fort, weil die Menschen um mich herum fanden, dass ich ja spinne und dass sie sicher nicht mitkommen würden.
Ich geniesse die ungeteilte Aufmerksamkeit, die ich der Natur um mich herum schenken kann und die Bereicherung, die ich dadurch erfahre, wenn ich allein gehe.
Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich mit andern gehe, dass man viel schwatzt, und ich dann die Natur nur so halb mitbekomme. Zudem kann ich allein ganz auf meinen Rhytmus achten, was mir viel grössere Sicherheit bietet.
Nun zur Sicherheit: Ich bin ein vorsichtiger Mensch. Wenn ich allein gehe, passe ich besser auf, weil ich mir bewusst bin, dass mich nicht gleich jemand retten kann. In der Gruppe bin ich viel unvorsichtiger und eben abgelenkt. Ich habe keinen Ehrgeiz und somit kein Problem umzukehren. Ich gehe, um in der Natur zu leben. Materialmässig decke ich mich so ein, dass ich ein zwei Tage und Nächte überleben kann. Ich nehme auch Natel mit und habe mir sogar so ein Regafunkdings zugelegt, nachdem ich die Beiträge von Andreas gelesen hatte. Das erscheint mir zwar alles als Luxus, aber sicher nützlich.
Gewisse Dinge mache ich nicht allein, vor allem, da ich im Alltagsleben viel Verantwortung um den Hals habe. Wintertouren mache ich nur ungefährliche. Ebenso gehe ich nicht auf Gletscher allein, ausser auf apere Gletscherzungen. Ueberall wo es ein Seil braucht gehe ich nicht allein hin. Letztlich denke ich, muss jeder selber entscheiden, in welcher Umgebung er oder sie sich allein zurecht finden kann.
Ich bin überzeugt, dass die Unfallgefahr allein nicht grösser, sondern eher kleiner ist, eben wegen grösserem Gefahrenbewusstsein, weniger Ablenkung und dem Fehlen des bereits erwähnten Gruppendruckes.
Wenn was passiert, dann ist man halt allein und das kann ein Problem darstellen. Es wäre allerdings interessant heraus zu finden, ob prozentual deswegen (weil sie nicht gerettet werden können) mehr Tourengänger sterben, als solche in Gruppen. Da wäre eine Studie sicher interessant.

chaeppi Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. März 2011 um 07:45
Laut Statistik des SAC sind die meisten Bergunfälle Mitreissunfälle am Seil. Bin ganz deiner Meinung dass man als Alleingänger viel konzentrierter unterwegs ist.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. März 2011 um 09:24
> Laut Statistik des SAC sind die meisten Bergunfälle Mitreissunfälle am Seil

Leider haben praktisch all die SAC-Statistiken, welche nur absolute Zahlen liefern, einen Haken. Die Bezugsgrösse fehlt.

Um eine Aussage z.b. über die Gefährlichkeit der einen Kategorie gegenüber einer anderen zu machen, müsste man zuerst wissen, wieviele den total in der einen und anderen Kategorie unterwegs sind.

In diesem Fall müsste man z.b. wissen, wieviele Tourengänger am Seil unterwegs sind. Denn ganz klar können Tourengänger, die sich (aus welchen Gründen auch immer) nicht anseilen, keine Mitreissunfälle verursachen.

Also immer schön vorsichtig sein mit solchen Statistiken.

chaeppi Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. März 2011 um 10:16
Da hast du Recht. Glaube nie einer Statistik die du nicht selbst gefälscht hast.

Übrigens muss ich meine Aussage wiederrufen. Ich habe da wohl etwas falsch in Errinerung gehabt. Habe die entsprechende Statistik im Heft die Alpen
5/2009 nochmals hervorgesucht. Da wird also schon nach Bergsportart differenziert.

Bei Bergwanderungen waren von 39 tödlichen Unfällen in der Tat 21 davon Einzelgänger. Also die Mehrzahl. Mitreissunfälle am Seil gehören also in eine andere Kategorie. Muss mich für meine vorschnelle Aüsserung entschuldigen.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. März 2011 um 10:25
> von 39 tödlichen Unfällen in der Tat 21 davon Einzelgänger.

Eben - wie gesagt - diese Zahlen sagen nichts aus, denn man müsste zuerst wissen, wieviele Leute denn alleine unterwegs waren!!!

Regula52 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2011 um 00:26
Bin ganz Deiner Meinung

Regula52 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2011 um 00:25
Also die 21 wären also circa 54%, etwas mehr als die Hälfte. Es ist davon auszugehen, dass da noch einige Suizide dabei sind, wie bei allen "Unfällen". Es ist auch davon auszugehen, dass jemand der sich suizidieren will, nicht mit einer Gruppe geht.
Die Zahlen sagen wirklich wenig aus.
Was mich, wie oben gesagt am meisten interessieren würde, wäre, wie viele verunglückte Alleingänger sterben, weil sie zu späte oder keine Hilfe kriegen, aus dem Grund weil sie allein waren.
Meiner Meinung nach ist das oben genannte Risiko, das einzige, das Alleingänger spezifisch eingehen, eben dass man nicht gefunden wird.
Abstürzen , Steinschlag, etc. trifft alle gleich. Auf exponierten Wegen seilt sich ja niemand an.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2011 um 06:31
zieht man also die paar suizide ab, starben etwa genau so viele gruppenwanderer wie einzelgänger, was eigentlich erstaunlich ist, sollte es der gruppe doch eigentlich möglich sein, positiven einfluss zu nehmen.

aber es ist sowieso fragwürdig, so kleine zahlen pro jahr statistisch auswerten und deuten zu wollen, da reicht die eine wandergruppe, welche im hochwasser ertrinkt und die statistik wird total auf den kopf gestellt.

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2011 um 11:48
Wie viele Menschen die zu Zweit, in Gruppen oder so unterwegs sind sterben weil das Wetter es nicht erlaubte sie zu Retten?

Regula52 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2011 um 13:22
Du bringst es auf den Punkt: Die absolute Sicherheit gibt es nicht.
Folgendes tönt vielleicht etwas menschenfeindlich, aber ich sterbe lieber allein, als dass ich mit Hornochsen in eine Gletscherspalte falle. Auf einer Inlandeistour auf Grönland hatte ich mal welche am Seil. Grosse Klappe, Besserwisser, aber von Alpintechnik keine Ahnung. Ich dachte immer wieder, das schlimmste was mir passieren könnte, wäre , mit diesen zwei Idioten in eine Gletscherspalte zu fallen.

silberhorn hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. März 2011 um 23:44
Sali Regula

Du bringste es auf den Punkt. Wegen, Natur, Rhytmus. Schwazen ... gehe ich fast immer allein Wander.

E liebe Gruess

Silberhorn

laponia41 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. März 2011 um 09:26
Auch ich bin sehr oft allein unterwegs. Während vieler Jahren war ich Naturschutzaufseher im Naturschutzgebiet Hohgant - Seefeld. Auf meinen Gängen hatte ich selten Begleitung.

In Skandinavien wandere ich in der Regel zusammen mit meiner Frau. Und da habe ich mir schon oft überlegt: was passiert, wenn der Führende und Stärkere verunfallt? Auch zu Zweit gehen kann problematisch sein, besonders abseits häufig begangener Routen.

Im Winter sehe ich es anders. Da ist eine kleine Gruppe ideal. Bei einem Sturz in weichen und tiefen Schnee ist es schwierig bis unmöglich, allein wieder aufzustehen. Es gibt Tourenskibindungen, die man unter Umständen ohne Hilfe nicht öffnen kann.

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 3. März 2011 um 09:35
Ein anderer Aspekt, den man auch noch berücksichtigen könnte: Wieviele Tourengänger überleben einen Absturz nur dank Seil? Leider wird auch darüber, wenn überhaupt, nur sehr ungenau Buch geführt. Denn wen interessiert es schon, wieviele Leute eine Tour überleben. Was (ge)zählt (wird), sind die Toten und Verletzten.

markom hat gesagt: Mahlzeit....
Gesendet am 3. März 2011 um 17:54
Zu diesem und vielen anderen Themen gibts in der österreichischen Bergsteiger-Lektüre ein riesen Fundus an interessanten Artikeln.
Schaut mal rein unter www.bergundsteigen.at und blättert euch durch das Archiv. Es lohnt sich wirklich.. Viel Spaß beim schmökern... Viele Grüße an alle Sologänger, und allen anderen ;-)

kopfsalat hat gesagt: Wie die Aktualität zeigt
Gesendet am 6. März 2011 um 10:14
kann es auch fast mitten in der Zivilisation 2 TAGE dauern bis man nach einem Absturz bei Joggen gerettet wird:

[bazonline.ch/basel/land/Der-vermisste-Jogger-lebt/story/1714...]

Sputnik Pro hat gesagt: Rettungsaktionen im BL-Jura
Gesendet am 6. März 2011 um 15:31
Helikopterrettung von "Berggänger" welche im Baselland unterwegs waren und nicht mehr weiter kamen gabs auch schon ;-)

Seeger hat gesagt: Erste Hilfekurs obligatorisch für Alleingänger?
Gesendet am 7. März 2011 um 10:24
...oder mindestens eine Wanderapotheke.
Das hilft!

silberhorn hat gesagt: erste hilfekurs
Gesendet am 7. März 2011 um 14:16
Noch ein Reglement mehr? Sicher nicht! Kurse können überall freiwillig besucht werden.
In die Aphotheke gehört sicher eine Rettungs-Schutz-Decke dazu.

kopfsalat hat gesagt: RE:erste hilfekurs
Gesendet am 8. März 2011 um 22:27
> In die Aphotheke gehört sicher eine Rettungs-Schutz-Decke dazu.

beim Joggen?

silberhorn hat gesagt: RE:erste hilfekurs
Gesendet am 9. März 2011 um 01:00
Hätte dem jungen Mann von Reigoldswil vermutlich gut getan, wenn er beim Auffinden hätte warm zugedeckt werden können. Dass die Finderin keine bei sich hatte ist ja wohl normal. Sonst müssten ja alle ständig eine mit sich tragen. (Habe auch ohne Apotheke mit wenigen Ausnahmen immer eine dabei. Kann auch in der Stadt/im Dorf nützlich sein)). Ich meine es gehöre eigentlich in jede Apotheke eine solche Decke. Wiegt ja nur paar Gramm. Als ich noch Joggen konnte nahm ich aber nie eine Apotheke mit. Wäre aber Mal froh darum gewesen.


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