Finanzielles Risiko mit Bergführer


Publiziert von Cyrill , 13. Februar 2007 um 20:06. Diese Seite wurde 6855 mal angezeigt.

Letzten Sommer habe ich bei einer Bergführer Agentur eine Hochtourenwoche gebucht. Mit Ziel, einige anspruchsvolle 4000er im Wallis zu besteigen. Die Woche kostete mich knapp CHF 1900.00. Was ich grundsätzlich gerne bereit bin zu bezahlen.

Die Tourenwoche war wie üblich im (Hochsommer) Monat August angesetzt. Wie Ihr Euch vielleicht erinnert: Beinahe der ganze August Regen, Schnee und mieses Wetter (wie ein Jahr zuvor übrigens auch).

Bei dem Schlechtwetter konnten wir keinen der geplanten 4000er machen und ein Grossteil des Geld war für mich verloren. Es werden manchmal Alternativen wie bspw. Weissmies, Rimpfischhorn oder andere "einfachere" 4000er angeboten, für die ich und viele Andere wohl auch, keinen Bergführer brauchen. Diese Alternativen werden einem teilweise auch "aufgebrummt". Mach mit, seit flexibel. Verständlicherweise möchte ich, wenn ich mich bspw. auf das Matterhorn oder das Obergabelhorn anmelde nicht aufs Weissmies oder's Lagginhorn und dafür noch knapp CHF 2000.00 hinlegen.

In der Auswirkung der Klimaveränderung, (Winter immer Sommer, Frühling im Winter etc.) könnte das öfters vorkommen. Man kann sich nicht mehr auf klassische Hochsommer Monate verlassen wie früher. Ältere Berggänger bestätigen, dass frührer im Juli und August meistens stabiles Hochdruckwetter herrschte! Die Chance auf Wetterglück stand einiges besser wie heut'. Hinzu kommt das viele "Firn-Touren" im August dermassen ausgeapert und lebensgefährlich sind, dass die Tour zur Mission impossible wird (Bsp. Biancograt, Lyskamm & Co.)

Die letzten beiden August waren (fast) kälter als der September und Oktober. Das wird sich in Zukunft leider wiederholen. Man bucht bei einem Bergführer und kann die hochgesteckten 4000er-Ziele nicht realisieren, weil das stabile Hochdruckwetter fehlt.

Wie seht Ihr das? Ist es Euch auch schon so ergangen? Wie plant Ihr eure hochgesteckten Ziele? Macht Ihr alles im selfmade Modus?




Kommentare (12)


Kommentar hinzufügen

mountain hat gesagt: Bergverführer
Gesendet am 13. Februar 2007 um 22:35
Hi Cyrill
Das ist schon richtig, wie Du das siehst!!!Da gehts mir gleich mit den Skitouren, die müssen auf Teufel komm raus durchgeführt werden, das liebe Geld. Da mach ich einfach nicht mehr mit, für ne Bimbotour
rund 400 Mäuse hinzulegen. Entweder gibts vorab schon eine alternative Tour oder Tourenwoche, oder dann wird knallhart abgesagt. Nirgendswo zahlst Du für nicht erbrachte Leistungen. Wie sagen doch die Wirtschaftsheinis so schön: Unternehmerisches Risiko, aber nur nicht beim Bergführerverband. Aber die werdens auch noch lernen. Sorry, für die harten Worte. Es kann nicht sein, dass man etwas bezahlt, dass nicht ausgeführt wird.
Lass es krachen, Mountain

Delta Pro hat gesagt: Geführte Berge
Gesendet am 14. Februar 2007 um 07:30
Ist ein schwieriges Thema - Bergführer oder nicht.
Grundsätzlich muss man wohl sagen, dass der Bergführer nichts dafür kann, wenn schlechtes Wetter einkehrt. Er versucht einfach seinen Job zu machen und falls das nicht geht, dann gehts halt nicht. Dass man mit einem grossen Geldbetrag keinen Gipfelerfolg kaufen kann, war schon seit eh und je so. Man stelle sich nur mal vor, was man für eine eventuelle Mount Everes-Besteigung hinblättern könnte...
Ich selbst passe meine Tourenziele dementsprechend an, dass ich sie ohne Bergführer erreichen kann. Das bedeutet, dass vielleicht die schwierigsten Gipfel nicht drinliegen, dafür gewinnt man an Flexibilität, Geld und vor allem auch Bergerlebnis dazu.
Eine valable Alternative könnte das Besuchen von Ausbildungskursen sein. Dorthin geht man mit tiefer gesteckten Gipfelzielen, bezahlt oft weniger, erwirbt sich die Fähigkeiten, um Touren alleine anzugehen und kann oft auch bei schlechtem Wetter etwas sinnvolles unternehmen - auch wenn das halt kein Gipfel ist.
Was das schlechtere Wetter in der Zukunft betrifft, muss ich entschieden wiedersprechen. Es war nicht alles gut früher. Das erscheint rückblickend so, da Erinnerung grundsätzlich selektiv ist. Klima und Wetter haben eine natürliche Variabilität - das war schon immer so. Es wird auch in Zukunft Sommer mit Hochdruckwetter geben, jedoch auch durchmischt mit Schlechtwetterperioden.
Dass gewisse Firntouren immer schwieriger werden, stimmt - leider. Daran kann sich der Bergsteiger nur schwer anpassen. Vielleicht ist ein Umsteigen vom Eis auf den Fels eine gute Lösung?
Gespannt auf weitere Wortmeldungen.
Delta

Sputnik Pro hat gesagt: Frustration!
Gesendet am 14. Februar 2007 um 07:34
Hallo Cyrill, kann mir vorstellen wie es Dir ging - so viel Geld ausgegeben für nichts! Allerdings konnte die dir z.B. 1948 auch passieren, auch damals gab es SChlechtwetterwochen (wenn auch weniger im Juli und August).

Das Nichtereeichen des Gipfels könnte mir vielleicht auch mal geschehen, nur allerdings bei einer Reise zu einem hohen Berg im Ausland. Dort hat man auch oft nur ein relativ kleines Zeitfenster zwischen Akklimatisation und Rückflugtermin. Das Geld ist dann ebfalls futsch, nur an Stelle des Bergführers hat's dann die Fluggesellschaft. In der Schweiz werde ich aus diesem Grund (noch) keine Bergführer nehmen. Für mein Ziel, so wie Du alle 48 CH-4000er zu besteigen, nehme ich mir auch sehr viel Zeit (bin ja erst 34). Die Schwierigkeit meiner 4000er-Touren dafür steigere ich Jahr für Jahr, so quasi "learning by doing" - ausserdem habe ich gelernt nur noch bei "Topverhältnissen" eine 4000er-Tour zu machen. Somit sind die Chancen für Einen Gipfelerfolg gross... ich denke, dass ich für das Projekt nur beim Schwierigsten, dem Schreckhorn, einen Bergführer nehmen werde: dann allerdings muss ich auch auf gutes Wetter hoffen - und sonst sag ich mir: "Pech gehabt, die Natur ist immer stärker! Nächstes Jahr komm' ich wieder..."

Delta Pro hat gesagt: RE:Frustration!
Gesendet am 14. Februar 2007 um 07:38
Schreckhorn ist nicht soo schwierig. Wenn Du die anderen 47 ohne Bergführer schaffst, dann kommst Du bestimmt auch ohne auf das Schreckhorn - aber bitte nicht im Alleingang, gell! ;-)
Gruss

Sputnik Pro hat gesagt: RE:Frustration!
Gesendet am 14. Februar 2007 um 17:36
Keine Angst, bei spaltenreichen Gletschern mit heimtückischer Schneeauflage (Falltüren!) ober zu schwierigem Fels (lange II oder grössergleich III) geht auch der Sputnik nicht alleine ;-)

gruss zurück!

ps: ich denke an den grond cavistrau im herbst ;-)

Naesi hat gesagt: Spaghettitour - ja oder doch eher nein?
Gesendet am 26. Juni 2007 um 09:46
... ich würde mich dieses Jahr gerne für eine von einer Bergsteiger-Schule organisierte Spaghetti Tour (9 x 4000er) anmelden. Aber...

Bei mir sprechen viele Faktoren dagegen. Trotzdem, ich bin noch immer am abwägen *spuk*spuk*:
1. (-/+) Der Kostenfaktor (ab zirka 1500 CHF ist man mit dabei). Ausgaben, die sicher gerechtfertigt sind (Bergführer, Unterkünfte, HP etc.). (-) Aber s'ist halt schon happig, wenn dann das gewünschte Programm wegen schlechten Wetters nicht durchgeführt werden kann.
2. (-) Keiner meiner Kollegen hat Zeit oder Lust mitzukommen. Was, wenn's mit den "fremden" Tourenpartnern nicht harmoniert? Es sind immerhin 5 Tage gemeinsames Bergsteigen.
3. (-) Das Schlechtwetterrisiko ist halt einfach gegeben.
4. (+) Jedoch... habe ich diese (vielleicht etwas naive?) Vorstellung, die Tour könnte in einem positiven Sinne abenteuerlich, unvergesslich und sehr lehrreich werden...?

Wie habt Ihr Euch für oder gegen eine solche/ähnliche Tour entschieden? Oder geht ihr mittlerweile nur noch selbst-organisiert in die Berge?

Cyrill hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2007 um 22:42
Hi Nathalie, das Schlechtwetter-Risiko lässt sich minimieren, indem man den Bergführer kurzfristig bucht. Bei den grösseren Bergführer Agenturen, hat man Chancen auch kurzfristig (3-4 Tage im voraus) einen Bergführer zu engagieren. Ich habe noch fast keine Tour mit Bergführer gemacht, bis auf eine, die "Spaghetti Tour" :-) Das andere Mal wollte ich mit Bergführer auf die Obergabelhorn Überschreitung etc., dazu siehe Text oben. Die übrigen Touren habe ich "selfmade" gemacht mit Kollegas. Gruess Cyrill

chaeppi Pro hat gesagt: RE: Schlechtwetter-Risiko
Gesendet am 25. September 2008 um 12:20
Grundsätzlich gehe ich auch lieber mit Kollegen oder alleine. Dieses Jahr habe ich dann aber bei Montanara eine fünftägige Mont Blanc Tour gebucht. Leider mussten wir die Tour am dritten Tag wegen dem Wetter abbrechen. Montanara war da sehr kulant und hat einen Teil der Tourkosten zurückerstattet, was ich auch besser finde als irgend ein Alibi Ausweichprogramm.
Trotzdem würde ich eine solche Tour nicht mehr langfristig vorausbuchen, sondern je nach Wetterlage kurzfristig versuchen, mich bei einer lokalen Bergführer Agentur noch an die Tour ranzuhängen.

Krefelder hat gesagt: RE: Schlechtwetter-Risiko
Gesendet am 27. September 2008 um 11:27
Hier muss man glaube ich mal eine Lanze für die Bergführer brechen. Wer diesen Beruf ergreift, der wird in der Regel nicht besonders wohlhabend damit, obwohl er eine Riesenverantwortung trägt.
Wenn ich anderswo im Voraus einen Urlaub buche,
kann ich auch nicht das Hotel für das schlechte Wetter verantwortlich machen. Der Bergführer steht ja für die gebuchte Zeit zur Verfügung, wenn es dann aufgrund des Wetters nicht geht, was soll er dann machen. Wenn einige Veranstalter dann Kosten teilweise zurückerstatten, ist das sehr erfreulich, aber man muss das ganze auch mal aus Sicht der Führer sehen, die Jungs müssen ja von irgendwas leben. Einen gebuchten Skikurs kann ich auch nicht absagen, wenn das Wetter total versagt. Und wenn es keinen Schnee im Skigebiet gibt, kann ich auch nicht deswegen stornieren.........Letztlich muss jeder entscheiden, ob er weit im Voraus bucht mit dem Risiko des schlechten Wetters oder spät bucht mit dem Risiko, keinen Führer mehr zu bekommen. Ich selber hatte am Wochendende Glück, in Saas Fee am Freitagmorgen noch einen Führer für Sonntag zu bekommen, aber auch nur, weil ein anderer Gast abgesagt hatte.

Meeraal hat gesagt: RE: Schlechtwetter-Risiko
Gesendet am 6. Juli 2009 um 10:57
Prinzipiell gilt immer das was in den Geschäfts- und Reisededingungen der Veranstalter steht. Daran haben sich beide Vertragsparteien zu halten. Das Problem ist jedoch, dass die Alpen ein ausgesprochenes Schlechtwettergebiet sind und daher auf Regen, Schnee und Gewitter fast 100%ig Verlass ist. Schönwetterfesster im Sommer halten meist nicht viel länger als zwei oder drei Tage und wer eine Woche lang schönes Wetter erwischt, hat ausgesprochenes Glück. Wenn ich daher zu einem festen Termin eine Tour buche, die eine Woche dauert, dürfte diese zu schätzungsweise 98% scheitern. Entweder das Wetter ist von vorneherein schlecht und die Tour wird daher gleich abgesagt oder die Tour wird irgendwann wegen schlechten Wetters abgebrochen. Das wissen die Veranstalter auch. Das Linke an der Sache ist jedoch, dass die Veranstalter trotz dieser Tatsache solche Touren anbieten und das Ganze auch erst dann aufhören wird, wenn jeder seine schlechten Erfahrungen damit gemacht hat. Vielen Veranstaltern geht es eben nur ums Geld. Ein Alternativprogramm würde ich auch ablehnen, erstens kann es gut sein, dass ich auf dem Berg, der alternativ angeboten wird schon einmal war, dann frage ich mich, was ich dort ein zweites Mal soll und zweitens macht es auch wirklich keinen Spass bei Regen, Wind und Nebel in den Bergen herumzusteigen, nur um dann irgendwann oben zu stehen und vor lauter Nebel gerade noch die Kameraden und die eigene Hand vor den Augen zu sehen. Sofern eine solche Besteigung bei besagtem Wetter überhaupt verantwortungsvoll durchgeführt werden kann, was ich in vielen Fällen bezweifle.
Fazit der ganzen Sache ist, dass die 4000er in den Alpen wohl in den meisten Fällen nur nach und nach bestiegen werden können, wenn man immer wieder gutte Gelegenheiten, bzw. kurzzeitige Schönwetterfenster nutzt. Für längere, bzw. lange im Voraus gebuchte Touren kann ich die Alpen nicht empfehlen, hier würde ich dann eher noch etwas Geld drauflegen und die Tour in einer Gegend buchen, in der das Wetter sicherer ist und diese Gegenden gibt es auch tatsächlich auf der Erde.

juliadf hat gesagt:
Gesendet am 22. Januar 2010 um 20:07
Ich verstehe was du meinst. Bei unserer Hochtouren Woche sollten wir ursprünglich 3 4000er machen und am Ende warens nur 2 wg dem Wetter... (Was in meinen Augen übrigens großartig war und ich die Entscheidung nicht nachvollziehen konnte)
Das Problem ist, das eine Gletscherbegehung für mich ohne Bergführer nicht möglich ist, da ich nur die Spaltenbergung mit zwei Leuten beherrsche und ausserdem mein Seilschaftspartner sehr ungleich schwerer ist als ich und es mir nicht möglich wäre einen Sturz seiner Seits abzufanngen ohne hinterher zu fallen...
Aber das ganze ist ein Fass ohne Boden. Als normal Verdienende Industriekauffrau geht so gut wie mein ganzes Gehalt für Ausrüstung und Bergführer drauf und das jedes Jahr...
Ich finde auch die Jacken usw total überteuert. Und da man seit dem Klimawandel gar nicht weiß wie das Wetter wird, kann man alles gebrauchen und muss auch viel mitnehmen. :-(

Ole hat gesagt: RE: Schlechtwetterr-Risiko
Gesendet am 23. Januar 2010 um 09:10
Leider muß man in den Bergen immer auch mal mit schlechtem Wetter leben. Um trotzdem einige schöne Hochtouren in meinem Urlaub durchführen zu können buche ich die Bergführer erst zwei bis drei Tage vor der Tour. Da kann man vorher den Wetterbericht beobachten und so ziemlich sicher sein das die Tour auch zustande kommt. Meistens sind es Kollektivtouren, die dann auch nicht zu teuer sind. Vor allem in den größeren Bergsteigerorten (zB. Zermatt, Pontressina, Saas Fee) werde jede Menge dieser Touren angeboten, die dann auch durchgeführt werden. Mit etwas Erfahrung kann man danach sicher auch einige leichtere Hochtouren auch als "Flachländer" mit Bekannten oder Freunden durchführen.


Kommentar hinzufügen»