Bergwandern besser als Fitnessstudio


Publiziert von denker, 14. Januar 2017 um 10:07. Diese Seite wurde 1048 mal angezeigt.

Sind Berggänger die glücklicheren Menschen? Einiges spricht dafür. Schon eine Wanderung von etwa drei Stunden soll negative Gefühle wie Energielosigkeit und Angst messbar verringern.

Artikel auf NZZ Online : Körperliche Bewegung in den Bergen - Es geht bergauf



Kommentare (9)


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Winterbaer hat gesagt: "Achtsamkeitswandern" gegen negative Gefühle
Gesendet am 14. Januar 2017 um 16:20
Super, so ein Artikel freut mich sehr! Vielleicht wird es endlich mal angesagt, achtsam und still durch die Natur zu gehen? Vielleicht begreifen die Menschen dann endlich, wie viel ihnen das bringt, mal still den Berg, die Blumen, die Tiere zu genießen? Aber wohl erst, wenn sie anders nicht mehr weiter kommen und ohne Psychopharmaka und Psychotherapeut gar nicht mehr leben können? Vielleicht werden in Zukunft die Achtsamkeitssocken, -rucksäcke und -stöcke verkauft? Vielleicht wird die Idee dann besser aufgenommen?
Eine ganz wichtige Voraussetzung für das achtsame Bergsteigen ist allerdings: STILLE und Konzentration bei der Ausübung.
Ich hoffe sehr, die Stille in der Natur und besonders am Berg wird endlich mal richtig „Mode“!!! Ohne die Stille und die bewusste Wahrnehmung der Natur funktioniert es nämlich gar nicht! Ohne die Stille kann man auch im Fitnessstudio bleiben, dabei weiterlabern und auf dem Laufband Fernseh schauen!

Erdinger hat gesagt: RE:"Achtsamkeitswandern" gegen negative Gefühle
Gesendet am 14. Januar 2017 um 18:32
Liebe Uschi,

Stille ist allerdings ein dehnbarer Begriff bzw. in etlichen Situationen nicht möglich. Wenn ich alleine unterwegs bin, dann bin ich logischerweise still, weil ich ja keinen Tourenpartner habe. Manchmal trifft man aber andere Leute, die einem durchaus sympathisch sind. Müssten wir dann schweigend nebeneinander herlaufen?
Sind wir zu zweit unterwegs, unterhalten wir uns durchaus relativ häufig, sei es über den Weg, ein gesichtetes Tier, Höhenmeter usw. Das würde streng genommen deiner Sichtweise widersprechen.
Und doch möchte ich behaupten, dass wir achtsame Bergsteiger/Wanderer sind.
Und bei Modegipfeln, wo sich viele Leute auf dem Weg und auf dem Gipfel tummeln, ist ein gewisses Maß an Lautstärke auch nicht vermeidbar. Und das macht mir persönlich auch nichts aus, wir gehen halt dann ein Stück woanders hin, wenns uns zu nervig wird.
Der Bergsport ist schwer in Mode und daher wird man immer häufiger auf immer mehr Menschen treffen, die in Folge auch mehr Worte/Laute von sich geben.
Dass man in den Bergen nicht affektiert "rumbrüllen" oder absichtlich auffallen muss und so Mitmenschen, Tiere und Natur unnötig belastet, das sehe ich allerdings schon so. Mit Respekt und gesundem Menschenverstand sollte ein unangemessenes Verhalten dann auch vermeidbar sein und zumeist klappt das meiner Erfahrung nach auch recht gut.

Und nun noch zum eigentlichen Thema:
Ich bin nach jeder Wanderung absolut glücklich, entspannt und energiegeladener, auch wenn sie körperlich anstrengend und geistig fordernd war. Davon zehre ich dann wieder die nächsten Tage und der Arbeitsalltag und der generelle Alltagsstress scheint für mich dann besser handhabbar.

Liebe Grüße - Alex

alpstein hat gesagt: RE:"Achtsamkeitswandern" gegen negative Gefühle
Gesendet am 14. Januar 2017 um 21:16
Alex, ich kann mich Deinem Kommentar zu 100% anschließen!!!

Winterbaer hat gesagt: RE:"Achtsamkeitswandern" gegen negative Gefühle
Gesendet am 14. Januar 2017 um 22:04
> Manchmal trifft man aber andere Leute, die einem durchaus sympathisch sind. Müssten wir dann schweigend nebeneinander herlaufen?

Auch wir treffen manchmal und auch gerne nette Leute am Berg. Dann halten wir auch gerne mal ein Schwätzchen. Den ganzen Weg sich unterhaltend hintereinander oder nebeneinander herlaufen ist nicht so meins, weil ich dann von der Natur nix mehr mitbekomme. Und da ich viel zu selten am Berg unterwegs bin, genieße ich dann lieber den Berg und quatsche bei mir zu Hause:-)

Auch wir schweigen nicht die ganze Tour! Aber man kann sich durchaus auch so unterhalten, dass ein anderer am Gipfel oder sonst wo in der Natur, nicht versteht, was ich sage. So viel zur Lautstärke.

Was die Achtsamkeit in Stille betrifft, das ist was ganz anderes. Wenn ich z.B. fotografiere, kann ich dabei nicht quatschen, sonst wird`s nix. Und wenn ich die Natur richtig genießen will, sitze oder gehe ich gerne irgendwo in wirklicher Stille und schaue einfach nur herum. Es gibt immer was zu entdecken. Deshalb bleibe ich auch gerne stundenlang am Berg, wenn das Wetter passt.
Wirkliche Stille ist Menschenstille. Es ist ja nie ganz ruhig und die Natur zu hören oder eben die Stille ist wunderschön.
Die Murmeltiere oder Gemsen kann man auch nur aus der Nähe beobachten, wenn man selber und andere keinen Mucks von sich geben, sonst sind sie halt weg.

Ich meine, wenn man wirklich runter kommen will, sich auf die Atmung, die Natur und die Schritte konzentrieren will, den Kopf leer machen will, muss es ruhig sein. An Orten, an denen die Menschen meditieren, ist es auch niemals laut. Meditation und Lärm vertragen sich absolut nicht. Und das ist doch der Knackpunkt des Artikels: was ist der Unterschied zwischen Bergsteigen und einem Fitnessstudio?

Jeder kann Sport machen, wie er will. Die einen rennen sogar mit Kopfhörern auf den Berg. Aber der Unterschied der Wirkung des Bergsteigens auf die Psyche liegt für mich in der Wahrnehmung und im Kontakt mit der Natur. Sonst kann man wirklich unter Beschallung im Fitnessstudio trainieren. Dass Anstrengung alleine glücklich macht, weil es Endorphine produziert, ist klar. Aber es geht ja in dem Artikel darum, was beim Bergsteigen anders ist.

> Ich bin nach jeder Wanderung absolut glücklich, entspannt und energiegeladener, auch wenn sie körperlich anstrengend und geistig fordernd war. Davon zehre ich dann wieder die nächsten Tage und der Arbeitsalltag und der generelle Alltagsstress scheint für mich dann besser handhabbar.

Das ist ganz meine Wahrnehmung! Und deshalb geh ich so gern auf einen Berg. Aber...wenn es eine Tour ist, auf der es sehr menschenlaut ist, ist der Erholungs-und Aufladewert für mich gleich Null. Im Gegenteil, ich ärgere mich dann immer sehr, dass mein "heiliger" Tag so versaut wurde. Ich weiß auch, dass ich mit dieser Ansicht nicht alleine auf der Welt bin:-)

rihu hat gesagt: RE:"Achtsamkeitswandern" gegen negative Gefühle
Gesendet am 14. Januar 2017 um 22:25
Lieber Winterbaer
ich kann mich Deiner Ansicht anschliessen, dass eine Tour mit Menschenlärm keinen Erholungswert bietet. Deshalb bin ich in der Regel allein auf meinen Touren. Ich kann das sehen, was ich will und ich kann anhalten wenn ich will. Es muss nicht immer nur aufwärts gehen, deshalb habe ich mich auch auf Flusstouren "spezialisiert". Wenn ich nämlich oben beginne, geht es in der Tendenz immer abwärts, wie das Wasser. Einige mögen das langweilig finden, für mich sind diese Touren absolut meditativ und gut für meine gegenwärtige Kondition.

Gruss, rihu

Winterbaer hat gesagt: RE:"Achtsamkeitswandern" gegen negative Gefühle
Gesendet am 15. Januar 2017 um 11:56
So lange man kein Problem mit Stress und Lärm im Leben hat, geht man gerne auf die Partygipfel. Wir haben auch den Eindruck gewonnen, dass manche Menschen in Stille Angst bekommen, nachdenken zu müssen. Also dröhnen sie sich lieber immer zu. Aber es gibt viele Menschen, die das nicht packen oder noch nie wollten. Viele Einheimische in meinen Bergen gehen zu einsamen Stunden auf ihre altbekannten Gipfel, um ganz alleine die Natur zu genießen. Manche sitzen ganz allein am Gipfel und gehen, sobald andere, vor allem laute Menschen kommen oder man merkt, dass sie gar nichts reden wollen. Wir sind nicht die einzigen, die den Berg und die Natur nur ganz genießen können, wenn man die Stille auch hören kann. Dabei schätzen wir sehr wohl auch ein Aufeinandertreffen mit sehr netten Menschen und sehr wohl reden auch wir miteinander. Zu ausgedehnten, lauten Diskussionen, vor allem mit mehreren, trifft man sich schon besser dann auf der Hütte oder irgendwo im Tal. Aber das sind jetzt nur unsere Bedürfnisse, die hier nicht interessieren sollten.

Worum es hier in dem Artikel geht, ist die Wissenschaft der positiven Wirkung auf die Psyche von Bewegung gepaart mit Ruhe, Achtsamkeit und Konzentration. Es gibt heute dazu viele Begriffe: Achtsamkeitswanderung, Gehen in Meditation, Angstbewältigung durch Konzentration auf die Haltung und Atmung usw.
Meditation alleine bedeutet, den ständigen, bewussten, erdrückenden Gedankenfluss unter Kontrolle zu bekommen und negative Gedanken nach und nach ausschalten zu können. Das ist eine große Kunst und das Erlernen alles andere als leicht. Für viele Menschen, die aber alleine nicht mehr klar kommen, ist das neben oder trotz Psychopharmaka das letzte Mittel, noch zurück in ein normales Leben zu finden. Der Artikel spricht ja schließlich nicht von gesunden, lustigen Menschen, sondern von denen, die nicht mehr wissen, wie sie ohne Hilfe zurecht kommen könnten! Dieses Problem wird auch in Zukunft nicht kleiner werden!

Aber auch wenn man nicht zu den armen Menschen gehört, die komplett anstehen, bringt der bewusste Aufenthalt in der Stille der Natur viele Vorteile, z.B. als Vorbeugung, krank zu werden!
Das ist nicht meine schlaue Erfindung, es gibt viele Zitate dazu von Menschen, die das schon vor langer Zeit beschrieben haben!



Es gibt viele Arten von Meditation.
Einige von uns gehen in die Berge, einige laufen an einem Fluss entlang, einige stehen auf einem Hügel.
Es gibt viele Orte, um ein wenig bei dir selbst zu sein, um der lärmenden Welt zu entkommen.
Gibt dir selbst eine Chance!
(Horace Axtell, Ältester der Nez Percé-Indianer)

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Wenn Berge da sind, weiß ich, dass ich da hinaufgehen kann, um mir von oben eine neue Perspektive vom Leben zu holen.
(Hubert von Goisern)

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Das Bild einer schönen Landschaft, die Stille der Einsamkeit in natürlicher Umgebung enthalten das köstliche Gut, dessen die moderne Welt dringend bedarf.
(Jean Jacques Rousseau)

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Die Natur vollbringt Wunder, es liegt an mir, sie zu genießen.
(Jean-Christophe Lafaille)

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Tausende von erschöpften, zivilisationsmüden Menschen beginnen zu entdecken, dass der Gang in die Berge einer Heimkehr gleicht. Sie begreifen, dass die wilde Natur lebensnotwendig ist und dass Naturparks und Reservate nicht nur Schlagholz und Wasser zum Bewässern liefern, sondern wahre Quellen des Lebens sind.
(John Muir)

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Die Gebirge sind stumme Meister und machen schweigsame Schüler.

Der Geist wächst mit der Weite des Augenblicks.
(J. W. von Goethe)

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Wenn man ins Tal zurückkehrt, nachdem man zwei oder drei Tage in den Bergen verbracht hatte, sieht man das Leben immer aus einer eigentümlichen Distanz ... Dinge, die zuvor wichtig erschienen, die einen besorgt und ängstlich machten, wirken auf einmal recht unerheblich. Geld, Rechnungen, Zukunftsaussichten, Sicherheit ... all das ist plötzlich irrelevant geworden.
(Joe Simpson)

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Alle, die in den Bergen Schönheit suchen, sind Sucher des Höchsten, die immer hoffen, von den Irrungen und Wirrungen der Welt den Weg auf ihrer Pilgerfahrt zu finden, der wieder dorthin führt, wo gläubige Kindheit begann.
(Josef Kaspar)

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Für zahllose Menschen wird eine Zeit kommen, in der sie sich nach einem Lande sehnen und zu einem Fleck Erde flüchten, wo die moderne Kultur, Technik, Habgier und Hetze noch eine friedliche Stätte weit vom Lärm, Gewühl, Rauch und Staub der Städte übriggelassen hat. (um 1872)
(Ludwig II von Bayern)

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Die Berge sind nicht nur Herausforderung für mich. Sie sind auch ein Ruhepunkt. Sobald ich unterwegs bin, wird der Kopf frei. Ich gehe auf einen Gipfel, und wenn ich wieder herunterkomme, bin ich ein anderer Mensch.

Langes Gehen, ausgedehntes Wandern – das ist Balsam für Seele und Körper. Am Berg fühle ich Kraft und Wärme.
(Peter Habeler)

kopfsalat hat gesagt: Psychisch krank
Gesendet am 16. Januar 2017 um 12:46
> und ohne Psychopharmaka und Psychotherapeut gar nicht mehr leben können?

Eine psychische Erkrankung ist eine Krankheit wie jede andere auch. So können z.B. Krebskranke auch nicht ohne Medis leben.

Winterbaer hat gesagt: RE:Psychisch krank
Gesendet am 16. Januar 2017 um 13:37
Das habe ich mit keinem Wort bezweifelt!
Worum es mir geht ist, dass wir z.B. Gruppen am Berg getroffen haben mit dem T-Shirt der Abteilung und die die ganze Zeit lauthals über ihre Erfolge in der Arbeit redeten. Nicht mal da können sie abschalten! Sie gehen gemeinsam auf einen schönen Berg, um die "Arbeitsgemeinschaft zu stärken" und noch produktiver zu sein, sonst für nichts! Ich kann mir schon vorstellen, dass diese Erfolgsgesellschaft plötzlich auch näher an einen Burnout anlangen kann, sich wundert, was denn plötzlich mit ihnen los sei und dann mit einem Therapeuten das achtsame Wandern in Stille lernen müssen...wenn Du verstehst, was ich sagen will?
Eine psychische Erkrankung ist schlimm, oft schlimmer als eine "normale", weil sie immer noch bei vielen Menschen ein Tabu ist. Aber mal die Stille in der Natur genießen können, herunterkommen, in sich gehen....tut der Seele sehr gut und kann eben auch Alltagsstress, Kummer und Sorgen verringern. Wenn ich am Berg wieder nur ganz laut (damit es jeder hören kann!) über die ach so tolle Arbeit labern muss, glaube ich, ist das auch für die Leute selbst nicht so "gesund" und ich meine, sie brauchen sich dann nicht wundern!

Nic hat gesagt:
Gesendet am 16. Januar 2017 um 11:29
Berge sind u.a ein mentales Fitnessstudio. Mit nichts zu ersetzen. Bewusstseinserweiternd . Allein die frische und gute Luft ist sicher besser als jedes Fitnessstudio


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